"Ein kleines Flämmchen - Wie eine Zwangsarbeiterin überlebte"

10.03.2005 | Herten

Buchvorstellung des Stadtarchivs Herten und der Stadtbibliothek

"Ein kleines Flämmchen - Wie eine Zwangsarbeiterin überlebte" - Das Buch von Lydia Gawrilowa aus Taganrog in Südrussland wird am Samstag, 12. März 2005, um 11.00 Uhr von Stadtarchiv und Stadtbibliothek im Foyer des Glashauses der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Stadtarchiv Herten ist in der glücklichen Lage, die "Fremdarbeiterkartei" samt Anlagen der ehemaligen Hibernia-Zeche "Schlägel und Eisen" mit ca. 2000 Einzeldokumenten zu besitzen, eine Fundgrube an Information über diesen geschichtlichen Zeitabschnitt. Lydia Gawrilowa und etlichen anderen Leidensgefährten konnte damit geholfen werden.

Im Antrag auf Zwangsarbeiterentschädigung vom März 2000 schrieb Frau Gawrilowa, sie habe zwischen 1942 und 1944 auf der Zeche Langenbochum Zwangsarbeit geleistet und darüber eine Art Tagebuch verfasst. Dieses befinde sich in Lüdenscheid, der Partnerstadt von Taganrog.

Durch Vermittlung des Stadtarchivs Lüdenscheid und über den dortigen Heimatverein konnte Gawrilowas Manuskript in einer ersten Übersetzung gefunden werden. Jetzt liegen ihre Aufzeichnungen als Buch vor. Eva Daeneke, Dieter Hohaus und Matthias Wagner aus Lüdenscheid werden es hier in Herten inhaltlich präsentieren.

Das Bemerkenswerte an dem neuen Werk ist, dass wahrscheinlich zum ersten und einzigen Mal eine ehemalige "Fremdarbeiterin" selbst ihren Lebens- und Leidensweg beschreibt, anschaulicher, nachfühlbarer als viele wissenschaftliche Abhandlungen: Verschleppung als 17-jährige aus der Heimat, Gluthitze und Kälte in der Distelner Ziegelei, Strapazen beim Feinkohleaufschlämmen und am Kohlenleseband von "Schacht drei/vier", schlechtes Essen, ständiger Hunger, das Elend in den Baracken an der Hindenburgstraße, anhaltende Erschöpfung ... .

Ein Kapitel überschreibt sie: Alltag im "Vorhof der Hölle". Aber sie findet auch Menschen, die ihnen helfen, in Langenbochum und anderswo, trotz der Androhung schwerster Strafen.

Lydia Gawrilowa schreibt ohne Hass, aber sie stellt immer wieder Fragen nach dem Warum, und zwischen manchen blumigen Worten findet man oft eine feine Ironie. Am Ende ihr Appell: "Erzieht nie in euren Kindern das Gefühl von Rassenüberlegenheit und tierischem Hass zu Fremden ... macht keine Hölle auf Erden, um später nicht in sie zu geraten."

Zum Preis von 19,00 EUR wird das Buch in den örtlichen Buchhandlungen angeboten.

Pressekontakt: Stadtarchiv, Horst W. Spiegelberg, Tel. 02366-303-289, eMail: stadtarchiv@herten.de



Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Buchvorstellung Lydia Gawrilowa (03.05)