Bocholt, 11. Mai 2005
Zwölf Wandergesellen machen Station in Bocholt
Mit Sack und Pack auf der Walz
Bocholt (pd).
„So viele Wandergesellen auf einmal habe ich noch nie begrüßen dürfen“, staunte Bernd Hagmayer, Erster Stadtrat der Stadt Bocholt. Zwölf Bauhandwerker machten am 11. Mai Zwischenstation in Bocholt. Hagmayer empfing die jungen Männer im Rathaus und überreichte ihnen das Zehrgeld.
Die zwölf Gesellen "auf der Walz" gehören alle zur "Vereinigung der rechtschaffenen fremden Zimmer- und Schieferdeckergesellen". Sie kommen aus allen Teilen Deutschlands.
Sie bringen gemeinsam ihren Gefährten Martin Bassier aus Oberhausen nach Hause, der seine Wanderzeit abgeschlossen hat. Die Wege der Wandergesellen trennen sich danach wieder, einige zieht es nach Süddeutschland, andere in die Schweiz, einer will sogar Richtung Norwegen aufbrechen.
Das zünftige Reisen von Handwerkern hat eine uralte, bis in das späte Mittelalter zurückreichende Tradition, die nur im Bauhandwerk bei den Maurer- und Zimmergesellen überlebt hat und mit zeitgemäßen Anpassungen bis zum heutigen Tage praktiziert wird. Es ist Sinn der Walz, sich von der Heimat zu lösen und neue Menschen und Sitten kennenzulernen. Die Reisedauer beträgt drei Jahre und einen Tag.
Während der Wanderschaft dürfen die Gesellen der Heimat in einem Umkreis von 50 Kilometern nicht nähern. Die Reisezeit, heute freiwillig, gilt für die Gesellen als praxisnahe Lebensschule. Wenn ein Geselle - wie in diesem Fall Bassier - die Wanderjahre beendet hat, ist es gute alte Tradition, dass er von mehreren Gesellen zurück nach Hause begleitet wird.
Hagmayer trug das Siegel der Stadt Bocholt in die Wanderbücher der Zimmerer und Schieferdecker ein. In diesem Büchlein werden die Arbeitsstationen der Gesellen sowie Unterstützungsgelder vermerkt. Außerdem trägt der Geselle hier seine Tagesaktivitäten ein. Nach Beendigung der Wanderschaft ist das Wanderbuch ein wertvolles Erinnerungsstück für seinen Besitzer.
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Zwölf Wandergesellen begrüßte Erster Stadtrat Bernd Hagmayer im Rathaus.
