Erste "Zukunftswerkstatt Medien" mit sehr guter Resonanz

20.09.2005 | Herten

Über 80 Teilnehmer aus Kultur, Erziehung und Bildung

Die Erste Hertener "Zukunftswerkstatt Medien" der Stadtbibliothek im Glashaus stand unter dem Motto "Leseförderung als Grundlage der Medienkompetenz". Die rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich begeistert von den fundierten Vorträgen und abwechslungsreichen Workshops.

Nach einer Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Uli Paetzel stellten drei Mitarbeiterinnen der Stadtbibliothek - Marie-Luise Karla, Sylvia Konze und Petra Toppmöller - aktuelle und bereits durchgeführte Projekte zur Leseförderung vor: Das Projekt "Medienpartner Bibliothek und Schule", das Leserucksackprojekt, und das in diesem Jahr durch Landesmittel geförderte Projekt "Frühkindliche Leseförderung“ (Weitere Informationen zu den Projekten finden Sie hier).

Diese und andere Angebote werden so zahlreich genutzt, dass der Bedarf an Materialien stetig wächst. Die Stadtbibliothek hofft deshalb auf weitere Sponsoren, die Bücherkisten oder Klassensätze für die Ausleihe an Kindergärten und Schulen finanzieren.

 

Neben den drei Bibliotheks-Expertinnen beleuchteten auch drei  auswärtige Referenten das Thema "Leseförderung" aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln:

 

Dr. Christoph Blomberg, Beauftragter des Landes NRW  für Jungenarbeit, zeigte mit dem Referat "Mädchen nutzen Medien anders. Jungen aber auch", dass auch Jungen auf unterschiedliche Weise für das Lesen begeistert werden können. Anhand anschaulicher Beispiele verdeutlichte er, was Jungen interessiert, wie sie für Texte oder für das Schreiben gewonnen werden können und wie stark sie dadurch in ihren Gefühlen,  Empfindungen und Ausdrucksmöglichkeiten gefördert werden können.

 

Rainer Rudloff, Schauspieler, Rezitator und Lehrer für Stimmbildung, überraschte in seinem Vortrag "Vorlesen als Event? Stimme unplugged", mit einem der "Merseburger Zaubersprüche": einem poetisch-beschwörenden Text aus dem 10. Jahrhundert. Durch den eindrucksvollen Vortrag dieses althochdeutschen Textes wurde schnell deutlich, wieviel der Ausdruck der Stimme, die Betonung und  Artikulation ausmachen und wie stark sich der Gehalt des Textes darüber mitteilt und den Zuhörer in seinen Bann zieht.

 

Dr. Rupert Scheuer, Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik der Chemie II an der Universität Dortmund und langjähriger Leiter von Wissenschafts- und Experimentierworkshops für Kinder (u.a. in der Creativwerkstatt im Bürgerhaus Herten Süd) sprach über "Naturwissenschaftliches Experimentieren mit Vergnügen" und den Einsatz von Experimentierbüchern, -kästen und anderen Medien. Die aus den Workshops entstandene Experimental-Show der Alchemisten-Kids wird am Freitag, 28. Oktober, von 19 bis 20.30 Uhr im Glashaus zu sehen sein.

  

Vertieft wurde der Inhalt der Vorträge in drei gleichnamigen Workshops:

 

Workshop „Mädchen nutzen Medien anders. Jungen aber auch. Beispiele und Anregungen“  von Dr. Christoph Blomberg.

 

Der Workshop machte deutlich, dass der Bedarf an Informationen und Ideen zum Thema "Förderung von Jungen“ bei den 15 Teilnehmer/Innen des Workshops, die hauptsächlich aus den Bereichen Schule, Kindergarten und Sozialarbeit stammten, sehr groß ist.

 

Nach einer kurzen Einleitung des Referenten Dr. Christoph Blomberg, in der er noch einmal wichtige Punkte für die Herangehenweise an die Förderung von Jungen zusammenfasste, wurde daher, so intensiv wie bei der kurzen Zeit möglich, gefragt und geantwortet.

 

Eindeutiger Tenor: Es ist oftmals sehr schwer, Jungen ab Klasse 7, zum Lesen, zu motivieren. In vielen Bereichen fehlen männliche Vorbilder, der Anteil der Frauen in pädagogischen und erzieherischen Berufen ist sehr hoch. Gleichzeitig steigt der Anteil der alleinerziehenden Mütter.

Mögliche Lösungsansätze: Die Jungen z.B. an das Lesen im Zusammenhang mit einer Aktion oder einem Wettbewerb heranführen oder männliche Multiplikatoren suchen.

 

Workshop "Vorlesen als Event?  Stimme unplugged" von Rainer Rudloff.

 

Hier erkundeten die Workshopteilnehmerinnen und –teilnehmer unter der Anleitung die Möglichkeiten der eigenen Stimme. Am Beispiel von "Rotkäppchen" versuchten man, die Charaktere von Rotkäppchen, der Großmutter und dem Wolf durch den Einsatz der Stimme zu gestalten und erlebbar zu machen.

 

Wichtige Parameter für das Vorlesen wurden herausgearbeitet: Das Vertrautsein mit dem Text und  ein innerer Bezug zu dem Vorgelesenen. Der bewusste Stimmeinsatz von laut und leise, schnell und langsam, tief und hoch. Und der Einsatz von Pausen, die dem Zuhörenden Zeit lassen, eigene Bilder zum Gehörten entstehen zu lassen.

Wie faszinierend es auch im Zeitalter der perfekten Computerspiele  ist, vorgelesen zu bekommen,  zeigten  Beispiele aus der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Vorlesen als hoch konzentrativer Vorgang bereichert auch den Vorlesenden:  Durch das Vorlesen setzt er sich stark mit dem Text auseinander und es entsteht  eine intensive Verbindung zu den Zuhörenden.

 

Einige Teilnehmer und Teilnehmerinnen wünschten sich, diese Kenntnisse in einem Tagesworkshop zu vertiefen. Stadtbibliothek und Volkshochschule werden sich um die Umsetzung kümmern.

  

"Experimentieren mit Vergnügen" von Dr. Rupert Scheuer

 

In diesem informativen und unterhaltsamen Workshop führten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kleine Experimente mit Dingen aus dem Alltag durch. So wurde z.B. mit einem Superabsorber (in Windeln enthalten) experimentiert, ein Versuch zur Oberflächenspannung von Wasser durchgeführt oder mit selbst hergestellter Brause der Frage nachgegangen, warum die Brause sprudelt.

Diese Experimente eignen sich bereits für Kinder im Vorschulalter.

 

Um bei Kindern Interesse und Freude am Experimentieren zu wecken und zu erhalten, sollten folgende Grundsätze beachtet werden:

Wichtig bei allen Versuchen ist es, bei Kindern zunächst Neugierde für Zusammenhänge aus ihrer Erfahrungswelt zu wecken. Ausgangspunkt ist also immer die Frage "Was passiert wenn...?"

Ebenso sollen die Kinder genügend Zeit zum eigenen Experimentieren erhalten. Sie sollen das, was sie sehen, ausreichend - möglichst mit allen Sinnen - beobachten und beschreiben können.

Anschließend wird den Kindern das Ergebnis erklärt, wobei die Deutung nicht unbedingt "streng wissenschaftlich" erfolgen sollte, sondern  unbedingt in den kindlichen Alltag eingeordnet werden muss.

Zum besseren Ablauf sollten alle Versuche vorher ausprobiert werden.

 

Die Stadtbibliothek Herten wird die Inhalte der "Zukunftswerkstatt Medien" und weiterführende Informationen in einer Dokumentation zusammenfassen, die auch über die Homepage www.glashaus-herten.de zur Verfüg

Pressekontakt: Pressestelle, Nele Däubler (Pressesprecherin), Tel: 02366/303-357, Mail: n.daeubler@herten.de



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Experimentier-Workshop