Bocholt, 14. November 2005
Justizzentrum Bocholt: Grundstein ist gelegt
Festakt mit Politprominenz / Bürgermeister Nebelo hofft auf "Kettenreaktion" für nördliche City
Bocholt (pd).
„Gehen wir an die Arbeit!“ Mit diesen Worten gab Helmuth Schlüter, Direktor des Amtgerichtes Bocholt, den Startschuss für den Bau den neuen Justizzentrums am Benölkenplatz. Vertreter aus Politik und Verwaltung legten Montag, 14. November, im Beisein zahlreicher Gäste den symbolischen Grundstein.
Auf einer Fläche von rund 3.400 qm entsteht ein Erweiterungsbau, der mit dem Hauptgebäude des denkmalgeschützten Amtgerichtes verbunden sein wird. Im fertigen Gebäude mit einer Nutzfläche von dann rund 1.850 qm werden Amtsgericht, Arbeitsgericht und Staatsanwaltschaft untergebracht. Bisher waren diese drei Gerichtsbarkeiten auf drei Standorte in Bocholt verteilt. Der neue Komplex bietet Platz für rund 150 Mitarbeiter. Mit der Fertigstellung wird im Dezember 2006 gerechnet. Die Kosten der Erweiterung betragen rund 6 Mio. Euro.
Zur Grundsteinlegung war die neue NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter aus Düsseldorf angereist. Das Ziel, die zersplitterte Unterbringung der drei Gerichte zu beseitigen, ohne auf die historische Bausubstanz zu verzichten, sei erreicht worden, so die Ministerin. Müller-Piepenkötter betonte, es sei wichtig, "gerichtliche Präsenz vor Ort zu zeigen, auch abseits der großen Ballungszentren."
Landrat Gerd Wiesmann lobte die "offensiven Bemühungen" der Stadt, sich für den Standort einzusetzen. Auch die Kreisverwaltung und Kreispolizei habe regelmäßig mit den in Bocholt angesiedelten Gerichten geschäftlich zu tun.
Bocholts Bürgermeister Peter Nebelo sprach von einem "freudigen Tag für Bocholt." Vergangenheit seien die Befürchtungen, Bocholt könne den Sitz der Gerichtsbarkeiten verlieren. Als im März 2004 der damalige Justizminister Wolfgang Gerhards "grünes Licht" für den Bau den Justizzentrums gegeben habe, "löste diese Mitteilung bei Politik und Verwaltung sowie in der Bürgerschaft Bocholts große Erleichterung aus", so Nebelo. Er erinnerte daran, dass auch die Stadt Bocholt mit dem Ankauf von drei Liegenschaften am Benölkenplatz Investitionen getätigt habe.
"Bocholt braucht das Justizzentrum", erklärte Nebelo. Drei Gründe führte er in seiner Rede an: Erstens sichere sich Bocholt einen wichtigen Standortvorteil gegenüber anderen Kommunen. Zweitens würden hochwertige Dienstleistungsarbeitsplätze erhalten bleiben. Allein im Bereich Bocholt seien rund 80 Anwaltskanzleien angesiedelt, so Nebelo. "Wir sprechen insgesamt von einigen hundert Arbeitsplätzen, die direkt oder indirekt mit dem Justizstandort Bocholt zusammenhängen."
Drittens werde der Bereich um den Benölkenplatz durch das Justizzentrum aus städtebaulicher Sicht aufgewertet. Nebelo: "Die Stadt hofft insgeheim auf eine Art ´Kettenreaktion´ für den nördlichen Teil der City." Dieser Bereich habe u.a. mit Leerständen zu kämpfen. Anstrengungen zeigten aber schon erste Erfolge, so der Bürgermeister. "Wer heute durch die Nordstraße geht, wird bereits eine Besserung spüren. Die Aufenthaltsqualität steigt. Das ´Pflänzchen´ wächst – langsam, aber es wächst."
Das Justizzentrum als "Kopf des Nordendes" biete Raum für Planspiele am Benölkenplatz. Die Umsetzung hänge aber auch vom Geld ab und der Bereitschaft von Investoren. "Das "Wie" und das "Wann" wird uns noch länger beschäftigen. Aber immerhin: Durch das Justizzentrum ist ein bemerkenswerter Akzent gesetzt."
Amtsgerichtsdirektor Helmuth Schlüter wies in seiner Rede darauf hin, dass man der "Gefährdung des Standortes gegensteuern" musste. Die Gerichtsbarkeiten für Landwirtschaft, Haftvollzug, Insolvenzen und Handelsregister seien in der Vergangenheit bereits aus Bocholt abgezogen worden. Im Jahr 2000 sei dann die Idee eines Justizzentrums entstanden. "Nun geht ein Ruck durch die Bocholter Justiz", freute sich Schlüter.
Anschließend nahmen die Redner die speisgetränkte Maurerkelle in die Hand und legten den Grundstein für den Erweiterungsbau.
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Landrat Wiesmann, Justizministerin Müller-Piepenkötter, der Leiter des Bau- und Liegenschaftbetriebes NRW Zeitz, Bürgermeister Nebelo und Amtsgerichtsdirektor Schlüter (v.l.n.r.) lauschen den Reden.
Bürgermeister Peter Nebelo schwingt die Maurerkelle.
Justizminister Müller-Piepenkötter hatte bei der Grundsteinlegung sichtlich Spaß.
