"Zur eigenen Geschichte stehen"

25.04.2006 | Herten

Schüler diskutieren mit Bürgermeister über Stadtjubiläum

Darf eine Stadt ihr Jubiläum an Hitlers Geburtstag feiern? Und wie soll künftig mit diesem heiklen Thema umgegangen werden? Diese und viele weitere Fragen diskutierten Abiturientinnen und Abiturienten des Städtischen Gymnasiums mit Bürgermeister Dr. Uli Paetzel, Stadtarchivar Dr. Michael Hensle und ihrer Lehrerin Barbara Keimer.

Für einen offensiveren Umgang mit der Stadtgeschichte plädierte die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler. „Natürlich soll Herten feiern dürfen, auch an diesem Tag – man könnte aus einer solchen Feierlichkeit vielleicht sogar eine Protestaktion gegen Nationalsozialismus und Fremdenfeindlichkeit machen“, fanden die Gymnasiasten Anna Vatteroth und Johannes Bock.

 

Lange genug seien Daten und Fakten zu diesem Thema totgeschwiegen und aus der kollektiven Erinnerung ausgeblendet worden. Einig sind sich die Abiturientinnen und Abiturienten vor allem in einem Punkt: Auf keinen Fall dürfe das Gedenken an die Opfer der Nazis in den Hintergrund treten.

 

Tatsache ist, das beweisen historische Dokumente, dass das Streben Hertens nach Stadtwerdung keine Erfindung der NSDAP war. Schon zuvor hatte sich der Verkehrsverein dafür eingesetzt, jedoch sein Ziel nicht erreicht. Dass die Stadturkunde schließlich ausgerechnet an „Führers“ Geburtstag, dem 20. April 1936, verliehen wurde, war zu jenen Zeiten üblich. Die Gymnasiasten wollten, so die einhellige Aussage der Diskussionsteilnehmer, keineswegs die Rolle Hertens im Nationalsozialismus verharmlosen.

 

Sie sprachen sich jedoch deutlich für einen unverkrampfteren Umgang mit der eigenen Geschichte aus. Tenor: „Aus der Vergangenheit lernen, aber sich nicht dafür verstecken“. So solle zum Beispiel auch die in der Versenkung gehaltene Stadturkunde mit einem erläuternden Text versehen und an einem öffentlichen Ort aufgehängt werden.

 

Uli Paetzel zeigte sich am Ende des Gesprächs überrascht über die klare Position der Jugendlichen. „Nach allem, was ich von den Schülern gehört habe, sollten wir  unsere Konzeption zum Stadtjubiläum in einigen Punkten nochmal überdenken.“

Pressekontakt: Pressestelle, Nele Däubler (Pressesprecherin), Tel: 02366/303-357, Mail: n.daeubler@herten.de



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