Landeshauptstadt Magdeburg: PRESSEINFORMATIONEN

Magdeburg, 07. August 2006

Leben für die Geschichte der Heimatstadt

Ein Nachruf für Ingelore Buchholz von Dr. Maren Ballerstedt

Magdeburg.

Am 21. Juli 2006 verstarb nach schwerer Krankheit die frühere langjährige und verdienstvolle Leiterin des Stadtarchivs Magdeburg Ingelore Buchholz. In der Reihe der Magdeburger Stadtarchivare war sie die mit Abstand dienstälteste Inhaberin dieses Amtes. Geboren wurde Ingelore Buchholz am 26. Oktober 1936 in Magdeburg. Ihre Heimatstadt sollte auch der Ort ihres lebenslangen Wirkens werden. Nach dem Abitur studierte sie in den 50er Jahren zunächst Geschichtswissenschaft an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In den 70er Jahren absolvierte sie noch ein Hochschulfernstudium der Archivwissenschaft, das sie als Diplomarchivarin (Wissenschaftliche Archivarin) abgeschlossen hat.

Ihre Tätigkeit im Stadtarchiv Magdeburg begann am 1. Februar 1959. Fünf Jahre später wurde sie zu dessen Leiterin ernannt. Bis zum Eintritt in den Ruhestand am 1. November 2001 übte sie das Amt mit großem Engagement aus. Archivarbeit war ihre Berufung und Erfüllung.

Zweifelsohne gehört es zu den Verdiensten von Ingelore Buchholz, das Stadtarchiv Magdeburg, das von seinen Beständen her eines der größten und bedeutendsten in Mitteldeutschland ist, zu einer benutzerorientierten Einrichtung ausgebaut zu haben. Viele Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten hat sie vorangetrieben. Dank ihrer Kenntnis der Bestände und historischen Zusammenhänge hat sie unzählige Wissenschaftler und Heimatforscher bei ihren Recherchen beraten. In ihren letzten beiden Dienstjahren widmete sie sich besonders der Herausgabe einer Bestandsübersicht des Magdeburger Stadtarchivs, für die sie auch noch im Ruhestand tätig war und die im Jahre 2002 erschienen ist.

Stets mit äußerst widrigen räumlichen Verhältnissen kämpfend, galt ihre Sorge immer der Bestandserhaltung und Sicherung der Überlieferungsbildung. Im Bewusstsein der Notwendigkeit bestandserhaltener Maßnahmen war Ingelore Buchholz eine der ersten Archivare Sachsen-Anhalts, die nach der Wende die Mikroverfilmung historisch wertvoller Bestände gezielt umgesetzt haben. Dadurch werden Akten und die Bände der ab 1717 überlieferten Magdeburgischen Zeitung und des Magdeburger General-Anzeigers vor mechanischer Beanspruchung resp. vor dem Zerfall geschützt, stehen aber gleichzeitig einem großen Kreis von Benutzern zur Einsicht offen.

 

Als Stadtarchivarin hat Ingelore Buchholz mit ihren Mitarbeiterinnen mehrere Bücher und viele Artikel zur Magdeburger Stadtgeschichte veröffentlicht. 1975 und 1977 war sie Mitglied des Redaktionskollegiums der 1. und 2. Auflage der "Geschichte der Stadt Magdeburg". Zahllose Themen hat sie bearbeitet, darunter die Straßen und Straßennamen der Magdeburger Altstadt, die Entwicklung des Stadtbildes, das Wirken einzelner Bürgermeister und vieles mehr. Für das 2002 erschienene Magdeburger Biographische Lexikon des 19. und 20. Jahrhunderts schrieb sie mehrere Beiträge.

Mit dem Eintritt in den Ruhestand beendete sie ihre stadtgeschichtliche Forschungs- und Publikationstätigkeit keineswegs. So arbeitete sie in Vorbereitung des 1200-jährigen Stadtjubiläums aktiv im Arbeitskreis "Stadtgeschichte" mit und veröffentlichte in dem 2005 von der Landeshauptstadt Magdeburg herausgegebenen Werk "Magdeburg. Die Geschichte der Stadt 805 - 2005" Artikel zum Leben in der Festungsstadt Magdeburg und zur wirtschaftlichen Entwicklung Magdeburgs unter der Herrschaft Brandenburg-Preußens. Zusammen mit ihrem Ehemann Dr. Jürgen Buchholz verfasste sie im Auftrag des Stadtplanungsamtes eine Publikation zur Geschichte der Magdeburger Elbbrücken. Zuletzt, schon von ihrer schweren Krankheit gezeichnet, beschäftigte sie sich mit Arbeiten für ein Kartenwerk unter dem Titel "Magdeburg in Ansichten, Karten und Plänen", das 2006/07 vom Fachdienst Geodienste (ehemals Vermessungsamt) der Landeshauptstadt Magdeburg herausgegeben wird. Ingelore Buchholz hatte noch so vieles vor! Gegen die Krankheit hat sie tapfer gekämpft, bis zuletzt.

Ingelore Buchholz war Mitglied mehrerer Vereine und Gesellschaften. Viele Jahre arbeitete sie zum Beispiel in der von dem späteren Ehrenbürger Heinz Gerling geleiteten AG "Denkmalpflege" der Stadt, später im Vorstand der Magdeburgischen Gesellschaft von 1990 und im Kuratorium "1200 Jahre Magdeburg" aktiv mit.

Neben ihrer Tätigkeit als Archivleiterin und Historikerin hat sich Ingelore Buchholz mit gleicher Intensität für die Interessen ihres Berufsstandes und die Förderung der Aus- und Weiterbildung des Nachwuchses eingesetzt. Zu DDR-Zeiten leitete sie eine Arbeitsgemeinschaft von Betriebsarchivaren. Stets hatte sie ein offenes Ohr für die Probleme ihrer Berufskolleginnen und -kollegen. 1990 war sie Vorsitzende des neu gegründeten Verbandes der Archivare der DDR.

Nach der Wiedervereinigung wurde sie zur Vorsitzenden des Landesverbandes Sachsen-Anhalt des Vereins deutscher Archivare gewählt. Diese Funktion übte sie bis April 2002 aus. Maßgeblich durch ihre Initiative sowie ihre organisatorische und inhaltliche Vorbereitung findet seit 1990 jährlich ein Archivtag des Landes statt, der sich anfangs jeweils besonders mit Problemen der ostdeutschen Archivare beschäftigte. Als Mitglied der Bundeskonferenz der Kommunalarchivare beim Deutschen Städtetag (BKK) hat Ingelore Buchholz vor einem Gremium ausgesuchter Archivare nicht nur archivfachliche Fragen zur Sprache gebracht und vorangetrieben, sondern auch dafür Sorge getragen, dass jährlich eine Weiterbildungsveranstaltung der BKK auf dem Gebiet der neuen Bundesländer stattfand.

Dank ihres Wissens und Einsatzes wurde sie von den Berufskolleginnen und -kollegen sehr geschätzt. Ihren ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Stadtarchiv Magdeburg wird sie darüber hinaus durch ihr uneigennütziges, bescheidenes Wesen, ihre große Hilfsbereitschaft und ihr freundliches Auftreten in Erinnerung bleiben.

 

 

 

 

 

 




[Drucken]


Stadt Magdeburg
Frau Dr. Cornelia Poenicke
Büro des Oberbürgermeisters
Teamleiter Öffentlichkeitsarbeit und Bürgeranliegen, Pressesprecherin
Alter Markt 6
39104 Magdeburg
Telefon: (03 91) 5 40 27 69
FAX: (03 91) 5 40 21 27
E-Mail: presse@magdeburg.de
URL: www.magdeburg.de

Die Pressestelle "Landeshauptstadt Magdeburg" ist Mitglied bei presse-service.de [http://www.presse-service.de/]. Dort können Sie Mitteilungen weiterer Pressestellen recherchieren und per E-Mail abonnieren. presse-service.de