„Auf Augenhöhe“ – Wie Integration vor Ort gelingt

06.09.2006 | Herten

Bürgermeister Dr. Uli Paetzel auf Fachtagung in Bonn

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Denn: In Deutschland leben über 7,4 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Allein 7500 Migranten in Herten. Ein Großteil ist bereits in den 60er Jahren immigriert. Dennoch finden immer noch Ausgrenzung und Selbstausgrenzung statt. Der Rückzug in eine Parallelgesellschaft ist dabei kaum zu übersehen.

Wie aber kann Integration gelingen? Diese zentrale Frage war Thema der Fachtagung „Auf Augenhöhe – Wie Integration vor Ort gelingt“ der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn. Neben der Vorstellung des Readers „Integration zum kommunalen Thema machen“ von Homaira Mansury diskutierten Wissenschaftler, Politiker und Verwaltungsexperten über das brisante Thema.

Bürgermeister Dr. Uli Paetzel stellte zunächst in kleiner Runde das Hertener Integrationsmodell vor. Das vom Innenministerium geförderte Konzept setzt dabei gezielt auf verschiedene Schwerpunkte. „Ich habe selbst erlebt wie es ist, wenn man in einem fremden Land lebt, kein Wort versteht und sich trotzdem zurecht finden muss“, berichtete Paetzel von seinem Jahresaufenthalt in Frankreich. So steht bewusst die Förderung der sprachlichen Kompetenz an erster Stelle in Herten. „Die Hertener Sprachstandserhebung an Grundschulen vor einigen Jahren hat die Notwendigkeit bestätigt: Seinerzeit konnte ein großer Teil der Kinder, vor allem mit Migrationshintergrund, dem Unterricht nicht folgen. Unser Sprachförderkonzept, das bereits im Kindergarten ansetzt, zeigt Erfolge: Der überwiegende Teil der Erstklässler verfügt heute über einen ausreichenden Sprachschatz“, erklärte Paetzel weiter, er weiß aber auch von der Dauerhaftigkeit der Aufgabe. Bildung, Ausbildung und Arbeit sind weitere Handlungsschwerpunkte des kommunalen Plans.

Dass Integration auch ein Thema mit Humor sein kann, zeigte zur Auflockerung der Veranstaltung Senay Duzcu. Die aufgeweckte Kabarettistin präsentierte mit dem Programm „Avanti Imigranti“ ihre Sicht der Integration in Deutschland.

In einer abschließenden Diskussionsrunde, geleitet von der Moderatorin der Aktuellen Stunde Asli Sevindim, verdeutlichten Dr. Uli Paetzel, die Schauspielerin und Moderatorin Minh-Khai Phan-Thi und Prof. Dr. Ursula Boos-Nünning sowie Dr. Lale Akgün, migrationspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, wie wichtig der Austausch zwischen Kommune, Land und Bund ist: Viele Hilfeschreie der Kommunen würden schlichtweg von höheren Stellen überhört.

Einig waren sich alle vier, über die zentralen Bedingungen für die zentralen Punkte: Prävention, Partizipation und Integration. Die gesellschaftlichen und sozialen Probleme in einem Stadtteil müssen erkannt und unter Einbeziehung der Lebensräume analysiert werden. Alle Bürger eines Stadtteils müssen ein Mitspracherecht bekommen und auch Verantwortung übernehmen. Aus dem „Ich“ und „Du“ muss ein „Wir“ entstehen.“

Pressekontakt: Pressestelle, Benedikt Hahn, Telefon: 02366-303180, eMail: ben.hahn@herten.de



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