Neuer Familienbericht für Herten liegt vor

23.03.2007 | Herten

Viele Anregungen für Familienpolitik aus Podiumsdiskussion und Arbeitsgruppen

"Ich wünsche mir, dass sich Familien in unserer Stadt wohlfühlen und ich denke, dass Herten dafür gute Voraussetzungen bietet. Zu einer nachhaltigen Familienpolitik gehört aber auch, sich mit Problemen auseinanderzusetzen und langfristige Lösungen zu erarbeiten", erklärte Bürgermeister Dr. Uli Paetzel in seiner Eröffnungsrede zur Präsentation des neuen Familienberichts für Herten. "Dazu brauchen wir handfeste Daten, deshalb ist der Familienbericht ein so wichtiges Instrument für uns."

Wie leben Familien in Herten? Vor welchen Problemen stehen sie und wie zufrieden sind sie mit ihrem Lebensumfeld? Die Ergebnisse präsentierte Prof. Klaus Peter Strohmeier vom ZEFIR-Institut der Ruhr-Universität Bochum am gestrigen Donnerstag vor etwa 100 Gästen im Hertener Rathaus.

"Insgesamt steht Herten vor ähnlichen Herausforderungen, wie andere Ruhrgebietsstädte auch: Die Bevölkerung wird älter und bunter", resümierte Prof. Strohmeier. "Darauf muss sich Familienpolitik und Stadtplanung einstellen. Praktisch kann das beispielsweise heißen, dass wir künftig vielleicht anstelle eines neuen Spielplatzes eine Einrichtung für altengerechtes Wohnen bauen müssen."

Aber auch im Bildungsbereich gilt es, Schwachstellen auszuräumen: "Zum einen hängt das Einkommen unmittelbar von der erworbenen Qualifikation ab. Es muss also verstärkt darauf hingearbeitet werden, dass die Schülerinnen und Schüler höhere Schulabschlüsse schaffen, um später gesicherte Lebensverhältnisse für ihre Familien schaffen zu können.", so Strohmeier weiter. "Zum anderen haben wir festgestellt, dass die Bildungsbeteiligung der Kinder immer noch in hoher Abhängigkeit zum Einkommen der Eltern steht. Hier müssen effiziente Mechanismen entwickelt werden, um den Zugang zur Bildung für alle Kinder gleichermaßen zu ermöglichen."

In Arbeitsgruppen mit interessierten Bürgern wurden die Schwerpunktthemen "Kinder in der Familie", "Lebensraum Stadt" und "Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf" aufbereitet und im Rahmen einer abschließenden Podiumsdiskussion, an der neben Prof. Strohmeier auch Eva Frings vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW sowie Stadtbaurat Volker Lindner, Ludger Müller (Leiter der Gesamtschule) und Claudia Müller vom Familienbüro teilnahmen, noch einmal gemeinsam vertieft.

Ludger Müller, Leiter der Gesamtschule, bestätigte die Ergebnisse des Familienberichts zum Thema Bildung und ergänzte: "Ich wünsche mir insgesamt ein Umdenken in der Schulpolitik: "Selektion und Integration passen nicht zusammen! Wir beobachten, dass die Bildungsschere immer weiter auseinanderklafft. Förderkonzepte werden daher künftig nicht nur im Kindergarten- und Grundschulbereich von Nöten sein, sondern müssen sich auch im Bereich der Sekundarstufe I und II fortsetzen - gerade in der Sprachförderung."

Claudia Müller vom Hertener Familienbüro regte eine Erweiterung des Familienbegriffs an: "Wir müssen auch junge Erwachsene über 18 Jahren berücksichtigen, die noch in ihren Familien leben. Gerade diese Jugendlichen, die oftmals Probleme bei der Arbeits- Ausbildungsplatzsuche haben, sehen keine Perspektive und geben sich auf. Das bedeutet, dass sie notwendige Termine bei Ämtern und Behörden nicht wahrnehmen und damit verbunden aus allen Leistungsbezügen fallen. Familien ohne finanziellen Spielraum können diese zusätzliche Belastung nicht auffangen und brauchen daher dringend Unterstützung."

Um Kindern und Jugendlichen im Speziellen sowie Familien im Allgemeinen jedoch wirklich helfen zu können, so der einhellige Tenor, müssen sie miteinbezogen werden - auch im Bereich der Stadtentwicklungsplanung. "Das haben wir in Herten bereits sehr früh erkannt und legen gerade auf diesen Aspekt großen Wert", bestätigt Stadtbaurat Volker Lindner. "Mit unseren Stadtteilprojekten - aktuell vor allem im Projekt Stadtumbau Herten-Süd - sprechen wir gemeinsam mit den Menschen vor Ort über die Probleme ihres Stadtteils und erarbeiten ganz konkrete Lösungen. Zusätzlich stellen wir Flächen für familiengerechtes Wohnen, beispielsweise unser neues Baugebiet Freiwiese, zur Verfügung, auf denen sich generationenübergreifend Familien ansiedeln werden."

Eva Frings vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW hält den von Herten eingeschlagenen Weg für den richtigen: "Herten hat beispielsweise mit der Beteiligung an dem Modellprojekt kommunales Management für Familien Mut und Zukunftsfähigkeit bewiesen, um die reale Lebenssituation für Familien zu verbessern. Sie bestätigte ausdrücklich die Bedeutung der kommunalen Familienpolitik und kündigte weitere Unterstützung für Familien durch das Land an. "Diese Anstrengungen werden sich verstärkt auf die frühe Förderung von Kindern und Familien und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf konzentrieren", so Frings weiter.

Für Bürgermeister Dr. Uli Paetzel sind die gewonnenen Erkenntnisse nun schnellstmöglich umzusetzen: "Die Ergebnisse des Familienberichts und der Diskussionen werden wir weiter öffentlich diskutieren und dann in die einzelnen Fachplanungen integrieren." 

Der Familienbericht steht ab sofort auch für Politik und Öffentlichkeit zur Verfügung und ist als pdf-Download oder CD erhältlich.

Pressekontakt: Pressestelle, Nele Däubler (Pressesprecherin), Telefon (0 23 66) 3 03 - 3 57, eMail: n.daeubler@herten.de



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