06. September 2007

Niederrheinisches Freilichtmuseum Grefrath: Räuber zwischen Maas und Rhein

Ausstellung beginnt am 9. September

Kreis Viersen

Wenn am Sonntag, 9. September, die Ausstellung "Räuber zwischen Maas und Rhein" im Niederrheinischen Freilichtmuseum Grefrath eröffnet wird, soll sich ein ganzer Ort mit dem Hauptdarsteller der Ausstellung identifizieren. Denn vor allem das Leben des Mathias Weber, alias der Fetzer, geboren 1778 in Grefrath, steht im Mittelpunkt der Schau. "Ziel ist es, den Fetzer als Markenzeichen für Grefrath zu installieren", sagte Museumsleiter Dr. Heinz-Peter Mielke. Als Vorbild diene der "Schinderhannes", der eng mit der Stadt Mainz verbunden ist.

Die Marketingmaschinerie läuft: Anlässlich der Ausstellung verkauft das Freilichtmuseum für zwölf Euro schwarze T-Shirts. Darauf prangt in blutroter Schrift: "Ich bin ein Fetzer." Geht es nach dem Niederrheinischen Freilichtmuseum wird in absehbarer Zeit "der Fetzer" untrennbar mit Grefrath verbunden sein. So haben Grefrather Händler die Möglichkeit, für die Dauer der Ausstellung unentgeltlich den geschützten Begriff "Fetzer" mit ihren Produkten zu versehen. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt: Schon bald könnte es ein "Fetzer-Brot", eine "Fetzer-Wurst" oder "Fetzer-Pfannkuchen" geben. Wer Interesse hat, auch nach der Ausstellung mit dem Fetzer zu werben, zahlt dem Museum eine Gebühr.

Dass sich die Marketingstrategie für den Fetzer rentiert, davon ist Mielke überzeugt. Denn die Geschichte hat alles, was ein klassischer Kinofilm benötigt: Sex and Crime, Tragik, Abenteuer und ein furchtloser Held: Nur mit dem Unterschied, dass das Leben des Mathias Weber und seine Raubzüge am Niederrhein keine Fiktion sind, sondern pure Realität.

"Wir versuchen, den Besuchern die damalige Zeit mit Schurken, Gerechtigkeitswaltern und Freiheitskämpfern so realistisch wie möglich näher zu bringen," kündigt Museumsleiter Dr. Heinz-Peter Mielke an. So wird zum Beispiel die Hinrichtungsszene des Fetzers von Laiendarstellern in zeittypischer Kleidung nachgestellt. Wenn das Totenglöckchen bimmelt, hat der Fetzer aus Grefrath noch 20 Minuten zu leben. Der Henker auf dem Schafott wartet schon auf den Karren mit dem Verurteilten und seinen Bewachern. Nach der Verlesung des Urteils, dem Gebet mit dem Pfarrer und der Ansprache des Fetzers an das Volk folgen Trommelwirbel und der brutale Einsatz der Guillotine. Gänsehaut pur! Der Ablauf der Hinrichtungsszene und die letzten Worte des Fetzers sind originalgetreu.

Weiter zeigt die Ausstellung Einbruchsgegenstände, zwei Guillotinen, Beispiele der Gaunersprache Rotwelsch und anhand einer Landkarte die räumliche Dimension der zahlreichen Tatorte am Niederrhein. Denn Mathias Weber, alias der Fetzer, war nicht der einzige Gauner. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts machten die so genannten Bockreiter die Gegend um Aachen unsicher. Die Brauhaus- und Cronenbergbande trieb um 1820 ihr Unwesen in Emmerich und der Region. Später narrte Wilhelm Brinkhoff die Verfolgungsbehörden, ehe er verurteilt wurde, aus dem Klever Schwanenturm ausbrach und nach Amerika flüchtete.

Die Ausstellung geht dem Phänomen der Räuberbanden nach, zeigt ihre Heroisierung und literarische Bearbeitung, spart aber auch die Ursachen nicht aus, die in der Armut und in der französischen Besatzung zu suchen sind. Wie ein Ausflug mit der Zeitmaschine wirkt da die Darstellung der sozialen Situation der Menschen, der Überlebenskampf auf der Straße in elendigen Zeiten, inklusive Wirtshausatmosphäre, Hehlerwesen und Bordellen. Ein weiterer Aspekt ist die Rezeption des Räuberwesens: So zieren die Erstausgaben von Friedrich Schillers "Die Räuber" (1771), "Rinaldo Rinaldini" von Christian August Vulpius (1799) und von Carl Zuckmayers "Schinderhannses" (1927) die Ausstellung.

Wie der Fetzer und seine Spießgesellen zu beurteilen sind, ob als Robin Hood oder gemeine Verbrecher, darüber können sich die Besucher der Ausstellung selbst ein Urteil bilden. Dem nur 1,59 Meter großen Fetzer wurden rund 360 Überfälle und Diebstähle sowie zwei Morde, darunter der an seiner Ehefrau, zur Last gelegt. Bei seiner Hinrichtung im Jahr 1803 war er noch keine 25 Jahre alt.

Niederrheinisches Freilichtmuseum Grefrath:

Die Ausstellung "Räuber zwischen Rhein und Maas" geht vom 9. September bis 30. November 2007.

Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 10 bis 18 Uhr. Montags geschlossen.

Eintrittskarten: Erwachsene zahlen drei Euro, ermäßigte Karten gibt es für einen Euro.

Das Niederrheinische Freilichtmuseum Dorenburg ist ein volkskundliches Regionalmuseum. Das Museum befindet sich seit 1973 am Rande des Naturparks Schwalm-Nette in unmittelbarer Nähe des Grefrather Eisstadions und des Frei- und Hallenbades.

Der Besucher erfährt das bäuerliche Leben und Arbeiten in vorindustrieller Zeit in einem Gesamtkonzept. Eine Besonderheit ist das Spielzeugmuseum mit seinen drei Ausstellungsetagen und einer Modelleisenbahn auf 50 Quadratmetern. Das Herzstück des Museums ist die Dorenburg, eine Wasserburg, deren Geschichte bis auf das Jahr 1326 zurückverfolgt werden kann.

Niederrheinisches Freilichtmuseum Grefrath
An der Dorenburg 28
47929 Grefrath
Telefon: 0 21 58 / 9 17 30

www.freilichtmuseum-dorenburg.de


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Ausstellung "Räuber zwischen Maas und Rhein"

Museumsleiter Dr. Heinz-Peter Mielke (links) und Prof. Dr. Leo Peters, Kulturdezernent des Kreises Viersen, präsentieren Objekte aus der erfolgreichen Ausstellung "Räuber zwischen Maas und Rhein", die rund 14.000 Besucher anlockte. Foto: Horst Siemes/Kreis Viersen - Abdruck honorarfrei
Ausstellung "Räuber zwischen Maas und Rhein"

Herausgeber:

Kreis Viersen - Der Landrat
Kaspar Müller-Bringmann
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