23. Oktober 2007
Kreis Viersen/Panevezys
Bereits im vergangenen Jahr gab es einen ersten Kontakt. Zunächst hatte die Kreisverwaltung nach einem Partnerkreis in Polen oder Ungarn Ausschau gehalten. Doch dort sind deutsche Landkreise bereits sehr stark präsent. Mit Hilfe der deutschen Botschaft in Vilnius, der Hauptstadt Litauens, kam dann der Kontakt zu dem im Norden Litauens gelegenen Landkreis zustande. Peter Ottmann, die Europabeauftragte Dr. Miriam Osadnik und Udo van Neer (FDP), Vorsitzender des Partnerschaftsausschusses, machten im Februar 2007 einen ersten Besuch in Litauen. Obwohl es damals minus 27 Grad waren, kamen sie mit positiven Eindrücken zurück. Im Mai folgte ein Besuch aus Litauen in der Kreisstadt. Eine kleine Delegation informierte sich vor Ort im Kreis Viersen. Der Zeitpunkt für den Gegenbesuch kam auch nicht von ungefähr: Die Präsidentin Umbrasiene hatte zu einer internationalen Konferenz eingeladen. Thema: Welche Verwaltungsstrukturen sind die besten für die wirtschaftliche, kulturelle und soziale Entwicklung eines Kreises.
Überall in Litauen ist eine Aufbruchstimmung bemerkbar. Fast 50 Jahre lang waren Litauen und die beiden anderen baltischen Staaten (Lettland, Estland) von der Sowjetunion besetzt gewesen. Anfang der 90er Jahre wurden die Staaten in die Freiheit entlassen. Mittlerweile sind sie Angehörige der Europäischen Union. Wegen der hohen Inflationsraten wird es erst zu einem Beitritt zur EU-Währungsunion (Euro) wohl in einigen Jahren kommen. Nichts desto trotz: Litauen und Panevezys sind sehr westlich orientiert. Und hinzu kommt: Die Menschen sind wissbegierig und wollen lernen.
Das bekam besonders - im positiven Sinne - Monika Oelers-Menschner von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft zu spüren. Sie wurde geradezu ins Kreuzverhör genommen. Kernfrage: Wie funktioniert eine privatisierte Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Denn darüber sind sich auch die Politiker in Litauen im klaren: Wirtschaftsansiedlungen sind für das ökonomische Wachstum des Landes unabdingbar.
Gedankenaustausch und Kennenlernen gab es auch auf anderen Gebieten. Kreismusikschulleiter Thomas Prager traf auf seine Kollegin in Panevezys. Doch die Strukturen der Musik- und Kunstschulen sind ziemlich unterschiedlich. Trotzdem ist Prager zuversichtlich, dass es Gemeinsamkeiten gibt. Die sehen auch Christa Eicher (Geschäftsführerin Naturpark Maas-Schwalm-Nette) und Dr. Ansgar Reichmann, Leiter der Biologischen Station am Krickenbecker See. Die beiden besuchten im Norden des litauischen Kreises zwei große Naturparkgebiete, die sehr der niederrheinischen Landschaft und dem hiesigen Naturpark auch äußerlich ähneln. Und: es gibt auch die selben Probleme: Schilf verschwindet und wächst nicht mehr nach. Auch in Litauen rätselt man noch über die Ursachen. Eicher und Reichmann könnten sich vorstellen, ein gemeinsames EU-Projekt in Sachen Naturschutz zu projektieren.
Neugierig war man auch in Sachen Tourismus. Immer mehr ausländische Gäste kommen in die baltischen Staaten und so war auch Martina Baumgärtner von der Tourismus GmbH eine gefragte Frau. Kulturdezernent Prof. Dr. Leo Peters und Personaldezernent Dr. Andreas Coenen informierten sich auf ihren Spezialgebieten über die Entwicklungen in Panevezys.
Vier Tage dauerte die Reise der Viersener Delegation. Sie kam mit vielen Informationen und Eindrücken nach Hause. Landrat Peter Ottmann zog ein erstes Fazit: "Wir sehen Anknüpfungspunkte, die Kontakte in nächster Zeit zu vertiefen." Und auch der Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses im Kreis Viersen und seine Stellvertreterin, Udo van Neer (FDP) und Christa Hansen (CDU), zeigten sich vom Besuch in Litauen beeindruckt. Schon bald soll es einen Gegenbesuch mit Gästen und vielleicht neuen Freunden aus Litauen geben.
Infokasten
Der Landkreis Panevezys liegt im Norden von Litauen. Rund 287.000 Menschen leben dort. Der Landkreis selbst ist in fünf Bezirke aufgeteilt. Kreisstadt ist Panevezys mit 115.000 Einwohnern. Der Landkreis Panevezys ist von der Fläche zehn mal größer als der Kreis Viersen. Dort leben 95 Prozent Litauer, drei Prozent Russen, und nur ein kleiner Teil Polen. Die Region lebt in erster Linie von Landwirtschaft ("Kornkammer Litauens"). Es gibt aber auch größere Industrieansiedlungen, die unter anderem mit Unterstützung insbesondere aus skandinavischen Ländern erfolgten. Die Präsidentin des Landkreises Panevezys ist nicht direkt vom Volk gewählt, sondern wird von der Staatsregierung eingesetzt. Es gibt auch keine gewählten Kreistagsabgeordneten.
Besucher aus dem Kreis Viersen:
Landrat Peter Ottmann, die Kreistagsabgeordneten Udo van Neer (FDP) und Christa Hansen (CDU), der Kultur- und Schuldezernent Prof. Dr. Leo Peters, Personaldezernent Dr. Andreas Coenen, die Europabeauftragte der Kreisverwaltung, Dr. Miriam Osadnik, Christa Eicher, Geschäftsführerin Naturpark Maas-Schwalm-Nette, Dr. Ansgar Reichmann, Leiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen, Monika Oelers-Menschner von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Viersen, Martina Baumgärtner von der Tourismus GmbH, Thomas Prager, Leiter der Kreismusikschule.
www.kreis-viersen.de
Delegation des Kreises Viersen
Die Besucher aus dem Kreis Viersen wurden im Verwaltungsgebäude des litauischen Landkreises Panevezys empfangen.
Foto: Kreis Viersen/Abdruck honorarfrei
Delegation des Kreises Viersen
Panoramablick auf Panevezys
Im Hintergrund befindet sich die Dreifaltigkeitskirche aus dem 19. Jahrhundert.
Foto: Kreis Viersen/Abdruck honorarfrei
Panoramablick auf Panevezys
Landrat und Präsidentin
Im Gespräch: Landrat Peter Ottmann und die Präsidentin des Kreises Panevezys, Gema Umbrasiene.
Foto: Kreis Viersen/Abdruck honorarfrei
Landrat und Präsidentin
Stausee
Der Stausee im Nationalpark von Birzai erinnert landschaftlich an die Krickenbecker Seen in Nettetal.
Fotos: Kreis Viersen/Abdruck honorarfrei
Stausee
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Kreis Viersen - Der Landrat
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