Schulschwänzer in den Unterricht zurück begleiten

29.01.2008 | Herten

Studenten erarbeiten Projekt für Stadt Herten

Die Stadt Herten und Studenten der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Gelsenkirchen haben jetzt ein Projekt vorgestellt, das Schulschwänzer in Herten wieder zum regelmäßigen Schulbesuch bewegen soll. Das Projekt „Schulschwänzer – Maßnahmen und Prävention in Herten“ zeigt auf, dass circa 93 Schüler und Schülerinnen in Herten in unterschiedlicher Häufigkeit dem Unterricht fern bleiben.

Manche Schüler fehlen nur zu bestimmten Stunden, andere mehrere Stunden am Stück und auch ganztägiges Schwänzen des Unterrichts kommt vor. Die Schulleiter und Lehrer in Herten hatten für die Projektarbeit Auskunft über das Fehlen ihrer Schüler gegeben, sofern diese an mehr als zehn Tagen im Schuljahr ihrer Schulpflicht nicht nachkamen. Nicht nur die Häufigkeit, sondern auch die Gründe für das Schulschwänzen wurden erhoben. Laut Einschätzung der Lehrer sind die wahrscheinlichsten Motive für Schulverweigerung: „nicht pünktlich aus dem Bett kommen“, „keinen Bock auf Schule haben“ und „sich in der Schule langweilen“. Hinter diesen Motiven vermuten die meisten Lehrer: „einen generellen Werteverfall“, dass „Eltern nicht mehr als Vorbild fungieren“ und „Eltern ihren Erziehungsstil vernachlässigen“.

Auf diesen Erkenntnissen baut ein Maßnahmenkatalog auf, der eine Verringerung der Anzahl und Vorbeugung von Schulpflichtverletzungen zum Ziel hat. Das erarbeitete Projekt soll nicht nur Schulschwänzer ansprechen, sondern auch Lehrer, Mitschüler, Eltern und Schulverweigerer – also Schüler, die den Schulbesuch komplett verweigern.

Eltern werden demnach verstärkt über die Schulpflicht ihrer Kinder aufgeklärt, und der Austausch zwischen Eltern und Schule soll vertieft werden. Wie Lehrer mit diesem Verhalten der Schüler umgehen könnten, würden sie dann in speziellen Fortbildungen erfahren. Auch die Polizei und der kommunale Ordnungsdienst sollen einbezogen werden und verstärkt öffentliche Treffpunkte von Schulschwänzern kontrollieren. Ein Kummerkasten für Schüler, und eine Schiedsstelle könnten Schüler vom Schwänzen abhalten. Schüler, die einer solchen Schiedsstelle angehören, sind besonders geschult und entscheiden über das Strafmaß bei Regelverstößen durch Mitschüler. Mobbt oder erpresst ein Mitschüler einen anderen, wird er also nicht durch einen Lehrer, sondern durch Gleichaltrige in die Schranken verwiesen.

Für die Schulverweigerer selbst haben sich die Studenten besondere Maßnahmen einfallen lassen. Will ein Schüler den Unterricht überhaupt nicht mehr besuchen, steigt er im letzten Schuljahr, auf freiwilliger Basis, in ein spezielles Förderprojekt ein. An fünf Tagen der Woche sollen Selbstwertgefühl und Sozialkompetenz aufgebaut werden. Dafür sorgt psychologische Begleitung. Besonderer Wert wird auf die Hauptfächer wie Mathematik und Deutsch gelegt, da hier die größten Defizite ausgeglichen werden müssen. Ziel ist der Erwerb des Abschlusszeugnisses und bestenfalls eine Überführung in einen Ausbildungsberuf. Eine Zusammenarbeit mit bekannten sozialen Einrichtungen in Herten, wie dem Hof Wessels oder dem Kinder-Jugendhilfehaus FleX würde für eine zeitnahe Umsetzung sorgen und könnte zur Senkung der Projektkosten beitragen.

Prof. Dr. Martina Eckert, Dozentin im Fachbereich Polizeivollzugsdienst betonte, dass ein solches Projekt nur eine Anregung für weitere Pläne, seitens der Stadt sein könne. Ohne die nötigen Ressourcen sei kein Projekt tragbar. Bernhard Bösing, Leiter des Bereichs Sicherheit und Ordnung der Stadt Herten bedankte sich bei allen Studenten für die gute Zusammenarbeit und den umfassenden Maßnahmen-Katalog. Die Schulleiter der Hertener Schulen machten am Ende der Präsentation noch einmal deutlich, dass die Prävention bei allen Überlegungen zu diesem Thema im Vordergrund stehen muss. Betroffene Schüler erreiche man eher über den Faktor „Belohnung“ als über Bestrafung.

Pressekontakt: Pressestelle, Anne Schwierz, Telefon: 02366/303180, E-Mail: a.schwierz@herten.de



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„Schulschwänzer – Maßnahmen und Prävention in Herten“