Schüler der städtischen Realschule veranstalten Holocaustgedenkfeier im Glashaus

31.01.2008 | Herten

Ergreifendes Programm erinnert an Opfer des Nazi-Regimes

„Eine gelungene, ergreifende und wichtige Veranstaltung“ – so das Fazit von Bürgermeister Dr. Uli Paetzel anlässlich des Holocaustgedenktages im Glashaus. Die Klassen 7b, 9b und 10b der städtische Realschule Herten hatten die Ergebnisse einer umfangreichen Projektarbeit zum Thema Holocaust aufgegriffen und gemeinsam mit den Lehrerinnen Doris Posth-Gentek und Gabriele Konieczny eine Gedenkveranstaltung organisiert.

In seiner Eröffnungsansprache machte Bürgermeister Dr. Uli Paetzel deutlich, dass Toleranz in Herten eine Selbstverständlichkeit sein muss und dass in Deutschland immer noch viel zu wenige Menschen etwas gegen Diskriminierung unternehmen.

Ein Dokumentarfilm von Gabriele Konieczny über das Leben des Zeitzeugen Rolf Abrahamsohn stimmte die 260 anwesenden Schüler und deren Lehrer auf die Veranstaltung ein. Hinterlegt mit eindrucksvollen Bildern gab der Film Einblicke in das Leben einer jüdischen Familie zur Nazi-Zeit. Ein grausames Schicksal, das vielen anderen glich und quasi vor der eigenen Haustür geschah – in Marl. Vom Sohn eines beliebten Bekleidungsladenbesitzers, der sich stets als Deutscher, nicht als Jude fühlte, über die Flucht seines Vaters und des Bruders nach Belgien, die Zwangsarbeit in der Schwefelgrube, den Tod der Mutter im KZ, am Ende die Befreiung aus Theresienstadt und Rückkehr nach Marl – die Geschichte von Rolf Abrahamsohn. Ungläubig schauen die Schüler, als der 82-Jährige voller Stolz berichtet, wie er unter Lebensgefahr ein Brot für seine Mutter stahl. Mit ungläubigen Gesichtern sehen die Schüler auf der Leinwand, wie sich ein kleiner Junge im KZ vor den SS-Männern in einer Latrine versteckt. Bis zum Hals steht er in Exkrementen. Heute für die Schüler eine undenkbare Situation.

Nach dem beeindruckenden Film erinnerten die Schüler an die Opfer des Holocaust in Herten. Einzeln gingen sie zum Mikrofon, von gelben Sternen lasen sie die Namen derer vor, die in KZs oder auf dem Weg dahin starben. Hertener Bürger, deren Namen und Geschichten nicht vergessen werden sollen.

Leben zur Nazi-Zeit? Schwer vorstellbar für die allermeisten. Darum stellten die Realschüler in kleinen Theaterszenen dar, wie eine Unterrichtsstunde oder ein Mittagessen zur Nazi-Zeit ausgesehen haben. Fragen aus dem Mathematik-Unterricht wie: „Berlin hatte 1933 rund 6000 Ärzte; davon waren 75 Prozent Juden. Wie viele Menschen der Berliner Bevölkerung (4 Millionen) mussten sich von einem jüdischen Arzt betreuen lassen?“ machen deutlich, dass der Unterricht im dritten Reich reine Propaganda und eine Aufhetzung gegen den jüdischen Glauben war.

Mit bewegenden Gedichten und schwermütigen Querflötenstücken brachten die Realschüler das Publikum zum andächtigen Schweigen, bis sie schließlich den Bogen zur Gegenwart schlugen, indem sie Zitate der NPD vorlasen. Udo Voigt, Parteivorsitzende provoziere auch heute noch gerne mit einem „Heil-Hitler“-Gruß.

Ilse Beerboom, Schulleiterin der städtischen Realschule, ist sicher, dass eine solche Projektarbeit der einzig richtige Weg ist, mit diesem komplexen und vielschichtigen Thema umzugehen. Anders könne man dieser Thematik nicht gerecht werden. Mit dem Holocaustgedenktag auch weiterhin jährlich an die Schreckensherrschaft der Nazis und deren Opfer zu gedenken ist ihr wichtigstes Anliegen.

Pressekontakt: Pressestelle, Anne Schwierz, Telefon: 02366/303180, E-Mail: a.schwierz@herten.de



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