Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 03. März 2008

Erschreckende Bilder und ungeschönte Fakten

Ausstellung des WEISSEN RINGS „Opfer. Eine Ausstellung“ im Bocholter Rathaus eröffnet

Bocholt (pd).

Am Sonntag, den 2. März 2008 wurde im Bocholter Rathaus am Berliner Platz die Ausstellung des WEISSEN RINGS „Opfer. Eine Ausstellung“ eröffnet. Die Ausstellung, die seit 2004 bundesweit schon 107-mal ausgestellt wurde, ist eine Kampagne gegen häusliche Gewalt und sexuellen Missbrauch von Frauen und Kindern. Diesmal findet sie - stellver-tretend für den Kreis Borken - als Einleitung zum Bocholter Frauentag 2008 in Bocholt statt.

Stellwände zieren das Foyer des Rathauses. Im hinteren Teil sind ein Rednerpult sowie einige Stühle und Stehtische aufgebaut. Am Treppenhaus steht ein Fahrrad mit einem Kindersitz auf dem Gepäckträger. Daran hängt ein Schild mit der Aufschrift „Hier saß meine Tochter Lisa“. Darunter folgen die Informationen über die Entführung, Vergewaltigung und Ermordung.

 

Die Ausstellung ist in zwei Teile unterteilt. Im ersten Teil im Foyer des Rathauses, ziehen u. a. blau geschlagene Gesichter, Erklärungs- sowie Verdeckmethoden von Opfern und überspitzte Straßenszenen die Aufmerksamkeit auf sich.  Im zweiten Teil der Ausstellung, welche im Ratssaal untergebracht ist, schockieren die Bilder und Texte jedoch noch weitaus mehr. Hier werden Erklärungen und Vorgehensweisen der Täter, missbrauchte Kinder sowie Suizidgedanken der Opfer bebildert.

 

16 Studierende des Studienganges „Visuelle Kommunikation“ der Universität Weimar haben unter Betreuung von Hochschuldozent Peter Gamper und Professor Werner Holzwarth, ebenso eindringliche wie künstlerisch eindrucksvolle Bilder geschaffen. Sie sollen Aufmerksamkeit und Solidarität für die Opfer schaffen und diese motivieren, Hilfe zu suchen und anzunehmen.

 

Erschreckende Bilder und ungeschönte Fakten sollen in erster Linie dazu beitragen. „Fakten“, so Bürgermeister Peter Nebelo in seiner Begrüßungsrede, „die wir lieber gar nicht sehen würden.“ Auch in Bocholt würden die Zahlen eine negative Tendenz annehmen. 1.300 Frauen suchten beispielsweise allein im Jahr 2007 das Bocholter Frauenhaus auf.

 

Landrat Gerd Wiesmann, zugleich auch Schirmherr der Ausstellung, stimmte zu, dass Straftaten bei weitem „nicht nur in Großstädten stattfinden“ würden. So stiegen die Straftaten der häuslichen Gewalt im Kreis Borken von 333 (2006) auf 369 Straftaten im Jahre 2007 an. Delikte des sexuellen Missbrauchs lagen allein im Jahre 2006 bei 131 strafrechtlich verfolgten Fällen. 34 dieser Missetaten wurden sogar an Kindern unter 14 Jahren verübt. „Hierbei“, so betont Wiesmann, „handle es sich aber lediglich um bekannte Delikte“. Die Dunkelziffer läge noch weit über diesen Werten.

 

Anschließend trat der Landesvorsitzende des WEISSEN RINGS e. V. für NRW/Westfalen-Lippe, Karl-Heinz Braun, an das Rednerpult. Er betonte vor allem die Arbeit der 3.000 Mitarbeiter des WEISSEN RINGS bundesweit, die nicht nur denen helfen würden „die Beiträge zahlen oder Mitglied sind.“ Man helfe jedem Opfer, erklärte Braun. Gesetzesänderungen z. B. das „Stalking“ betreffend sowie soziale Einrichtungen, wie sie auch im Kreis Borken angeboten würden, seien jedoch bereits erste Erfolge gegen derartige Straftaten.

 

Michael Hesselmann, Mitarbeiter der Außenstelle Borken des WEISSEN RINGS e. V., lenkte die Aufmerksamkeit dann noch einmal auf die Situation im Kreis Borken. Auch hier würden 9 ehrenamtliche Mitarbeiter dem ansteigenden Bedarf an Opferhilfe entgegen wirken. Hinterher forderte Hesselmann die Besucher auf, die Ausstellung zu besichtigen.  

 

Begleitet wurden die Redner am Sonntagmorgen musikalisch vom Klarinettenensemble des Landespolizeiorchesters NRW unter der Leitung von Joachim Drucks.

 

Die Zuschauer die während der vorangegangenen Reden noch ruhig und andächtig dastanden, gehen nun mitleidig und zeitweise den Tränen nah zwischen den Stellwänden her. Auch dafür hat der WEISSE RING gesorgt. Auf Tischen und Böden sind Taschentuchpäckchen verteilt. Sie tragen die passende Aufschrift „Für Tränen, die nicht trocknen.“


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Karl-Heinz Braun
Karl-Heinz Braun, Landesvorsitzender des Weißen Ringes e.V. für NRW / Westfalen-Lippe bei der Eröffnung der Ausstellung "Opfer.Eine Ausstellung" - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt