Vorfahrt für die Umwelt

Herten - Der Projektbeirat zur Entwicklung des Hertener Wasserstoff-Kompetenzzentrums tagte gestern im Schloß Herten. Im Mittelpunkt der Beratungen standen die bauliche Konzeption des Anwenderzentrums auf der Projektfläche Ewald mit der geplanten Installation eines regenerativen Versorgungssystems zur Produktion von Wasserstoff und Strom, der Sachstandsbericht zum NRW/EU-Projekt HYCHAIN MINI-TRANS sowie der Bericht über die Gründung und die Aufgabenstellung des Vereins H2-Netzwerk Metropole Ruhr.

Dem Projektbeirat gehören neben den Vertretern der Stadt Herten insgesamt 15 Fachleute aus Industrie und Verbänden sowie des Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes NRW an.

Im Rahmen der Beiratssitzung gab Bürgermeister Dr. Uli Paetzel die Bestellung von insgesamt fünf Fahrzeugen - vier Kleintransporter und ein Cargobike - aus dem HYCHAIN- Projekt bekannt: „Ich freue mich, dass wir mit dem Erwerb der Fahrzeuge einen aktiven Beitrag zur Anwendung und Weiterentwicklung der Wasserstofftechnologie in Herten leisten können. Wir wollen erreichen, dass sich Herten auch überregional als Wasserstoffkompetenzzentrum etabliert – und der Praxiseinsatz der H2-Fahrzeuge ist ein weiterer wichtiger Schritt auf diesem Weg.“ Zwei Kleintransporter ergänzen die Flotte des Zentralen Betriebshofs der Stadt.

Gisbert Büttner, Geschäftsführer der Hertener Stadtwerke, die zwei der vorgenannten Kleintransporter erwerben, sagte: „Für uns spielt auch das Thema Klimaschutz eine zentrale Rolle. Im Rahmen unseres Energiekonzeptes ‚Klimawandel vor Ort’ kann die Wasserstofftechnologie wesentlich zur Verringerung des CO2-Ausstoßes beitragen. Als örtlicher Energieversorger ist es daher für die Hertener Stadtwerke GmbH eine Selbstverständlichkeit und Pflicht, am Erreichen dieses Ziels aktiv mitzuwirken.“ Die zwei Fahrzeuge werden ab Januar 2009 u.a. bei der Zählermontage eingesetzt.

Neben den vier Kleintransportern wurde außerdem der Kauf von einem Lastenfahrrad (Cargobike) der Firma Masterflex verkündigt. Der Käufer, die Fa. Securplan, stellt das Rad dem ZukunftsZentrum Herten für Kurierfahrten in der Innenstadt zur Verfügung.

Mit der heutigen Vertragsunterzeichnung ist Herten der Vorreiter im europäischen HYCHAIN MINI-TRANS-Projekt. In den kommenden Jahren sollen die Fahrzeuge in Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland zur Marktreife geführt werden. Federführend für den deutschen Teil des europäischen Projekts ist die WiN Emscher-Lippe GmbH, die ihren Sitz ebenfalls in Herten hat. „Die Stadt Herten hat mit diesem Großauftrag nun die Nase in ganz Europa eindeutig vorn“, so Günter Fritsch, der HYCHAIN-Projektleiter bei der WiN Emscher-Lippe GmbH. Mit der Vertragsunterzeichnung setze die Kommune ein bedeutendes Zeichen für den umweltfreundlichen Einsatz der innovativen Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie, so Fritsch weiter. Der Projektleiter hofft nun, dass weitere Kommunen oder Unternehmen dem Hertener Beispiel folgen. Bisher hat bereits Bottrop einen Kleintransporter bestellt. Fritsch: „Wir sind in guten Gesprächen und ich denke, dass wir bald weitere Abschlüsse melden können.“

Daten und Fakten:

* Neben der Emscher-Lippe-Region gehören die Regionen Rhônes-Alpes (Frankreich), Emilia Romagna (Italien) und Castilla y Léon (Spanien) zum Projekt „HYCHAIN MINI-TRANS“.

* „HY“ steht für Wasserstoff und „Chain“ bedeutet Kette. Mit dieser Wortschöpfung wird die Versorgungskette mit Wasserstoff von der Speicherung über die Abfüllung in Kartuschen bis zum Einsatz in den Fahrzeugen gekennzeichnet.

* Das bis 2011 laufende Projekt hat ein Budget von 38 Millionen Euro. Das Gesamtbudget beträgt rund 38 Mio. Euro. Die EU unterstützt „HYCHAIN MINI-TRANS“ mit 17 Mio. Euro. Die übrigen 21 Mio. Euro steuern die beteiligten Unternehmen und Institutionen bei. Der Anteil der NRW-Partner am Etat liegt bei 8,9 Mio. Euro, davon sind vier Millionen Euro Förderung.