„Sprache ist Heimat – Heimat ist Sprache“

29.04.2008 | Herten

Aktion zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung

„Man fragt sich immer noch, wie so etwas in einem vermeintlich zivilisierten Land passieren konnte“, begrüßte Bürgermeister Dr. Uli Paetzel die Anwesenden, die sich auf dem Schulhof des städtischen Gymnasiums anlässlich des 75. Jahrstag der Bücherverbrennung eingefunden hatten. Literaten, aufgrund der Literaturtage NRW zahlreich anwesend, Schüler und Interessierte hatten sich um den „Stolperstein“ auf dem Schulhof des Gymnasiums versammelt, um an den 10. Mai 1933 zu erinnern.

Studenten verschiedener deutscher Hochschulen hatten zur Zeit des Nationalsozialismus Bücher unter verdammenden „Feuersprüchen“ in die Flammen geworfen. Paetzel erinnerte in seiner Ansprache an die Notwendigkeit, demokratische Errungenschaften jeden Tag neu zu verteidigen und als solche auch zu benennen. „Demokratie lebt von aktiven und engagierten Menschen.“

 

Die Autorin Antje Dertinger erinnerte in ihrer Ansprache an Heinrich Heines Werk „Almansor“ in dem der bezeichnende Satz: „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“ fällt. Und so sei es in Deutschland dann auch gewesen. „Die Studenten haben sich 1933 instrumentalisieren lassen“, erläutert Dertinger. Aufgehetzt von den Artikeln in den Medien hätten sie sich verleiten lassen, Werke berühmter Autoren wie Karl Marx, Sigmund Freud oder Erich Kästner zu verbrennen.

 

Auch in Herten wurden am Wilhelmsplatz damals öffentlich Bücher verbrannt – Fotos, die das dokumentieren, gibt es jedoch keine. Dertinger erläuterte, wie schlimm es für die flüchtenden Autoren gewesen sein muss, ihre Heimat zu verlassen, denn „Heimat ist Sprache“, und dieser Verlust bedeutete für Autoren das Ende der beruflichen Existenz.

 

Die anwesenden Schüler des Gymnasiums zeigten sich sichtlich betroffen. Schülersprecherin Leonie Althaus: „Besonders die Beschmierungen der Stolpersteine und des Anti-Rassismus-Schildes vor dem Rathaus sind wirklich peinlich – dafür muss man sich schämen.“

Pressekontakt: Pressestelle, Anne Schwierz, Telefon: 02366/303180, E-Mail: a.schwierz@herten.de



Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Aktion zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung

Aktion zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung