Kreis Steinfurt/Steinfurt. „Warum bekommt man Depressionen?“ - „Was sind das für Medikamente?“ - „Wie soll ich mich verhalten, wie kann ich helfen?“ - „Habe ich etwas falsch gemacht?“ Angehörige von psychisch Erkrankten tragen oft zahlreiche Fragen, Versagensängste und Schuldgefühle mit sich herum. Sie fühlen sich überfordert, hilflos und alleingelassen und brauchen jemanden, mit dem sie vorurteilsfrei reden können. Am besten jemanden, der die gleichen Probleme, Sorgen und Belastungen hat. Wer könnte da besser helfen als Personen, die genau das gleiche durchmachen: andere Angehörige.
Das Kreisgesundheitsamt/Soziale Dienste und die Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Steinfurt bieten deshalb seit drei Jahren einen Gesprächskreis für Angehörige psychisch Erkrankter an. Die Gruppe trifft sich im 14tägigen Rhythmus. Der erste Termin nach den Ferien findet am Dienstag, 23. September, um 18 Uhr in der Tagesklinik Steinfurt, Arnold-Kock-Straße 10, statt.
Das Angebot richtet sich an Ehepartner, Partner, Eltern erwachsener Kinder oder Geschwister psychisch Erkrankter (Psychosen, Depressionen, Zwangserkrankungen, Persönlichkeitsstörungen), die in einem geschützten Raum über ihre Sorgen und Nöte, auch über Wut und Frustration reden können. „Es handelt sich um eine offene Gruppe, so dass jeder jederzeit – ohne Ab- oder Anmeldung – einsteigen kann und herzlich willkommen ist“, weiß Jane Wiemeyer vom Kreisgesundheitsamt, wie schwer der erste Schritt fällt.
Gemeinsam mit Maria Wessels von der Tagesklinik leitet sie die Angehörigengruppe. Die beiden Sozialarbeiterinnen, die schon seit zehn Jahren zusammenarbeiten, verstehen sich als Moderatorinnen und Begleiterinnen der Angehörigen: „Wie bieten eine Angehörigengruppe an, in der wir zuhören, die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Angehörigen geben, gemeinsam über Veränderungen nachdenken, Informationen zu medizinischen Fragen und Möglichkeiten der Rehabilitation geben.“
Die Atmosphäre in der Gruppe ist vertrauensvoll: „Für viele ist es eine ungeheure Erleichterung, dank der Informationen in dem Gesprächskreis besser mit der Situation umgehen zu können. Mit der Zeit werden die Teilnehmer gelassener, dann wird auch sogar mal gelacht“, freut sich Maria Wessels über Erfolge der durchschnittlich zwölf Teilnehmer. „Festzustellen, dass man mit den Problemen nicht allein steht, dass andere Menschen Anteil nehmen – das ist ein großer Trost“, berichtet Wiemeyer von ihren Erfahrungen. „Nur Angehörige verstehen ganz genau, was für eine Belastung es ist, wenn ein Familienmitglied psychisch erkrankt. Es ist unser Ziel, den Angehörigen zu vermitteln, dass sie als Mitbetroffene und Mitleidtragende selber ein Anrecht auf Verständnis und Hilfe haben“, betont die Sozialarbeiterin, wie wichtig es ist, das die Angehörigen auf sich Acht geben.
Um an dem kostenlosen Angebot teilnehmen zu können, muss die psychische Erkrankung des Angehörigen nicht aktuell sein. „Es kann auch schon Jahre her sein“, so Wiemeyer. „Alles, was in der Gesprächsrunde erzählt wird, ist natürlich vertraulich“, stellt Maria Wessels eine wichtige Grundvoraussetzung für die Gruppe klar. Wie lange jemand teilnimmt, ist ihm selbst überlassen. „Manche kommen nur während einer akuten Krise, andere nehmen länger teil, weil sie sich durch den Rückhalt in der Gruppe sicherer fühlen“, berichtet Wiemeyer.
Wer Informationen wünscht, kann sich mit dem Gesundheitsamt/Soziale Dienste in Steinfurt, Jane Wiemeyer, Telefon 02551-692851, oder mit der Tagesklinik in Steinfurt-Borghorst, Maria Wessels, Telefon 02552-63880, in Verbindung setzen.