Projekt: Rote Linie an der Rosa-Parks-Gesamtschule

02.10.2008 | Herten

Halbes Jahr später - Schüler ziehen Resümee

Fast 2.600 Schüler wurden 2006 bundesweit beim Warten an der Haltestelle oder beim Ein- und Ausstieg in den Bus verletzt. Ein Schüler starb sogar nach einem Unfall an der Haltestelle. Auch an der Rosa-Parks-Gesamtschule wurden drei Schüler in den letzten Jahren bei solchen Unfällen verletzt, zuletzt 2007. Für Schule und Stadt war klar: Hier besteht Handlungsbedarf. Aber welche Maßnahmen stoppen die Drängelei am Bus? Das sollten die Schüler selbst entscheiden.

Eine rote Linie an der Bushaltestelle sorgt seit Mai für Sicherheit. Die Idee: Schüler warten hinter der Linie und steigen in Ruhe ein. Das besondere an der Sicherheits-Aktion: Die Schüler haben das Konzept des Flyers selbstständig entwickelt. Von Schülern für Schüler. Mit der Unterstützung der Kinderfreunde Herten entwarf die jetzige Klasse 9.4 Flyer und Poster und warben damit bei ihren Mitschülern für ihre Aktion. Mit dabei waren Sarah Grelewicz und Muhammed Ali Bilgi, beide 15 Jahre alt.

Ali ist schon seit der fünften Klasse auf der Gesamtschule. Mittlerweile ist er von der 8.4 in die S-Klasse der neunten Stufe versetzt worden. In S-Klassen nehmen die Schüler nur an den Erweiterungskursen teil. Natürlich will auch Ali hier, wie die meisten sein Abitur machen. „Ich möchte später zur Polizei“, ist sich Ali sicher und schaut leicht verlegen auf die weiße Tischplatte vor sich. Sarah kam nach der sechsten Klasse zur Gesamtschule. Sie ist zwar nicht in der S-Klasse, weiß aber schon ziemlich genau, was sie später mal machen möchte. „Designerin oder Goldschmiedin. Aber eigentlich ist mir wichtig, dass ich etwas Handwerkliches lernen kann“, erklärt das zierliche Mädchen, mit den braunen, glatten Haaren.

Beide können sich noch ganz genau an die erste Stunde mit den Kinderfreunden erinnern. „Erst mal haben wir das Problem analysiert und uns Gedanken gemacht, wie wir die Drängelei stoppen könnten“, weiß Ali. „Als klar war, dass die rote Linie als ‚Sicherheitsbalken’ dienen soll, mussten wir den natürlich kräftig bewerben“, erklärt Sarah. Die Schüler malten Flyer, die an die Mitschüler verteilt werden sollten. Kinderfreundin Beate Kleibrink erklärte genau, wie es geht. Was ist ein Slogan? Wie wollt ihr für den Balken werben? Soll die Botschaft aufrütteln, schockieren oder sogar lustig sein? Auch die Tutoren Jürgen Eilers und Britta Leinenweber unterstützten die Achtklässler mit Rat und Tat.

Statistisch gesehen ereignen sich noch mehr Unfälle während des Aufenthaltes im Schulbus oder beim Überqueren der Fahrbahn vor Besteigen oder nach Verlassen des Schulbusses. 4300 Unfälle, die in diese Kategorien fallen, ereigneten sich 2006.

Auch diese Gefahrenquelle wollte man in Herten reduzieren. Die Busse sollten bereits vor Schulschluss vorfahren und auf die Schüler warten. Das minimiert das Risiko, dass ein Kind vor den Bus geschubst würde, fanden die Gesamtschüler.

Eine klasse Idee, fand auch BeateKleibrink und setzte diesen Plan gemeinsam mit der Vestischen in die Tat um. Auch die Flyer der Gesamtschüler begeisterten die städtische Mitarbeiterin. Sich für einen entscheiden, wenn alle toll sind? Nein, lieber die besten vervielfältigen und die anderen auf ein Poster drucken. „Das war einfach toll“, findet Sarah, „die Flyer wurden auf dem Schulhof weitergereicht und verteilt.“ „Es ist schon extrem cool, dass unsere Namen auf den Flyern standen“, erzählt Ali der Hobbykoch. Wie es seine Art ist, bleibt er dabei aber ganz gelassen. Auch von dem Konzept sind die beiden überzeugt. „ Etwas von Schülern für Schüler zu machen bringt doch tausend mal mehr“, ist Sarah sich sicher. „Die kennen uns und hören uns auch wirklich zu, was wir zu sagen haben. Ist doch besser als eine Aktion, die Leute von Außerhalb einmal machen“, meint auch Ali.

In Herten werden die Kinder durch ihre gesamte Schullaufbahn von den Kinderfreunden begleitet. Bereits in der ersten Klasse lernen die Schüler spielerisch das richtige Verhalten im Straßenverkehr. Je älter sie werden, umso mehr werden sie in die Verkehrserziehung mit eingebunden, organisieren für jüngere Schüler Aktionen oder entwickeln Konzepte. So lernen sie Verantwortung zu übernehmen und verlieren das Thema Verkehrssicherheit nicht aus den Augen. Auch das Gefühlt, dass ihre Meinung wahrgenommen wird und Pläne umgesetzt werden, ist den Kinderfreunden wichtig.

Ein halbes Jahr nach der Flyer- und Posteraktion gehen die Schüler der 9.4 noch einmal durch die Klassen und erklären was es mit der knalligen roten Linie auf sich hat. Es gibt nämlich „neue“ Fünftklässer. Die kennen die rote Linie noch nicht. Doch zufrieden sind Ali und Sarah noch lange nicht. Sie sind etwas enttäuscht, dass sich nicht alle Schüler hinter der roten Linie warten. „Vielen drängeln trotzdem noch und die Busse sind ständig überfüllt. Da bringt es wenig, als gutes Vorbild eben nicht mit zu drängeln“, erklärt Ali. Sarah resümiert: „Richtig gut funktioniert es nur, wenn zwei Lehrer an der Bushaltestelle Aufsicht haben. Dann warten auch alle hinter der roten Linie, wenn der Bus noch nicht da ist.“

Außerdem ärgern sich die beiden über Rollerfahrer. „Nach Schulschluss benutzen die den roten Streifen als Rennstrecke“, erklärt Sarah. Das viele Bremsen hat den „Sicherheitsbalken“ bereits porös und brüchig gemacht. Auffüllen mit dem gleichen Material kostet zu viel. Nun wird der Streifen mit ähnlichem Material geflickt, das allerdings nicht so schön leuchtet. „Wir müssen halt immer wieder auf unsere Aktion hinweisen. Bis es in den Köpfen der Leute bleibt“, da sind sich die beiden einig.

Pressekontakt: Pressestelle, Anne Schwierz, Telefon: 02366/303180, E-Mail: a.schwierz@herten.de



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