22 Feuerwehrleute stellen sich der Feuerwalze

07.10.2008 | Herten

Bei einer spektakulären Übung glühen die Helme

Eine große Feuerwalze zieht über die Köpfe der Feuerwehrleute hinweg. Hinter der Absperrung stehen Bürger und schauen mit großen Augen zu, wie die Flammen über den Helmen züngeln. Entzündetes Rauchgas, echtes Feuer, beißender Geruch – ein schauriges Szenario, das sich dem Betrachter auf dem Ewaldgelände am Fuß der Halde bietet. Zum Glück ist alles nur eine Übung. Eine wirklich gute Übung.

Möglich gemacht hat den Lehrgang für die 22 Feuerwehrleute, die an diesem Tag geschult werden, der Förderverein Löschzug Herten. Gerade erst wieder zu aktiverem Leben erwacht, setzt er schon ein markantes Zeichen. „So eine Übung bringt viel mehr als die einfache Simulation“, sagt Melina Jacob. Sie ist die einzige Frau bei den hauptamtlichen Kräften der Hertener Feuerwehr und von der Übung begeistert.

Die männlichen Kollegen sind nicht minder zufrieden mit der schweißtreibenden Ausbildung. Fünf Trainer schulen die Feuerwehrleute an fünf verschiedenen Stationen. Natürlich gehört ein theoretischer Teil auf der Wache dazu. Die weiteren vier Einheiten finden auf Ewald statt. Das Hohlstrahlrohrtraining beispielsweise. „Es ist wichtig, Routine zu entwickeln – denn auch nachts um vier Uhr muss die Bedienung sitzen, ohne dass man groß darüber nachdenkt“, erklärt Michael Windhausen, Initiator der Heißausbildung, stellvertretender Löschzugführer und Trainer. Und so wird mit voller Konzentration den Anweisungen gefolgt, die der Kollege in einiger Entfernung gibt. Vollstrahl oder Sprühstrahl, links oder rechts – und die Mannschutzdusche. Letztere ist ein purer Selbstschutz für die Rettungskräfte, falls sich ein Flash-Over nicht verhindern lässt. „Wir können hier nur die Grundlagen vermitteln. Die Übung muss hinterher in den Löschzügen und auf der Wache stattfinden“, sagt Michael Windhausen.

Doch damit nicht genug. Ein Brand an einer Gasleitung muss bekämpft, die Flamme eingekesselt werden. Heftiges Rauschen ist zu hören, obwohl keine Flamme mehr zu sehen ist. Zwischendurch unterbricht der Trainer, ordnet einen Neustart an. Hier ist Freiraum, Fehler zu machen. Damit im Ernstfall alles reibungslos läuft.

Wenige Meter weiter wird es schon um einiges wärmer. Schließlich gilt es hier, mittels Wasser für eine Abkühlung der Temperatur in einem Container zu sorgen. Natürlich gezielt gesteuert. Außerdem muss in diesem Gascontainer eine Brandstelle bekämpft werden.

Zum Abschluss kommt Station fünf. Der heißeste Ort von allen. Und der gefährlichste. Hier wird ein echter Flash-Over inszeniert, hier ziehen die Flammen über die Köpfe der Feuerwehrleute hinweg, hier knistert ein Feuer, hier entwickelt sich Rauchgas – alles wie bei einem Hausbrand. Nur kontrolliert.

Frank Schulke, Trainer und Ausbildungsleiter, verschließt den Container. Darin hocken gerade sieben Feuerwehrleute. Es wird heiß und immer heißer. Die Türen des Containers öffnen sich von ganz alleine. Schwarzer Rauch dringt aus dem Spalt, vernebelt den Blick auf Doppelbock- und Malakowturm. Schulke öffnet die Türen ganz – und schon ist das komplette Umfeld in dichten Nebel gehüllt. Im Innern des Containers öffnet ein Feuerwehrmann – noch immer geduckt, die Luke zum Feuer. Die Rauchschwaden werden schneller. Mit einem Schlag zieht eine gewaltige Feuerwalze über die Köpfe hinweg.

Endlich wieder draußen, nehmen die Feuerwehrleute ihre Atemschutzgeräte und ihre Helme ganz vorsichtig ab. Sie sind mächtig heiß geworden bei dem „Flash-Over“. Passiert ist jedoch niemandem etwas. Das Feuer brannte ganz kontrolliert in dem Container, der eigens für derartige „Heißausbildungen“ konstruiert und entsprechend ausgestattet ist.

„Vier Sekunden hält die heutige Feuerwehrkleidung einer Feuerwalze mit 1200 Grad stand“, sagt Frank Schulke. Das entspricht einer Strecke von etwa drei Metern, die ein Feuerwehrmann unter Atemschutz in vier Sekunden zurücklegen kann. „Das reicht nicht“, bilanziert Schulke knapp. Deshalb lernen die Feuerwehrleute, wie man die Gefahren erkennt, welche Anzeichen es gibt und welche Maßnahmen helfen, einen Flash-Over zu verhindern.

Michael Windhausen erinnert an einen Fall aus Herten aus der jüngsten Vergangenheit: „Bei einem Kellerbrand in Westerholt ist es zu einem Flash-Over gekommen. Allerdings vor dem Eintreffen der Feuerwehr. Dabei ist noch im zweiten Stock der Putz von den Wänden gekommen.“

2000 Euro hat der Förderverein für die Heißausbildung bezahlt, für die die Firma Ikoms mit ihrer Ausrüstung engagiert worden ist. Geld, das der Förderverein gerne investiert hat. „Es ist wichtig, unsere Kolleginnen und Kollegen auch über das gesetzlich vorgeschrieben Maß hinaus weiterzubilden. Diese Menschen setzen sich für das Wohl aller Bürger in unserer Stadt ein. Deshalb ist es uns als Förderverein ein Anliegen, gerade den ehrenamtlichen Kräften alle Unterstützung zukommen zu lassen, um ihnen möglichst viel Sicherheit für den Einsatz zu geben“, sagt Sigi Klaas, vor kurzem neu gewählter Vorsitzender des Fördervereins.

In den Genuss der Ausbildung kamen übrigens nicht nur Kräfte des Löschzugs Herten. Auch Feuerwehrleute der Hauptwache sowie Löschzüge Scherlebeck und Westerholt und aus Wanne waren eingeladen.

Auch für die Zukunft gibt es schon einige Ideen. Unter anderem kam aus dem Löschzug der Wunsch nach einem Fahrsicherheitstraining. „Wir werden alles daran setzen, auch so etwas möglich zu machen. Aber natürlich darf auch die Jugend nicht zu kurz kommen. Schließlich ist es wichtig, die Arbeit der ehrenamtlichen Kräfte in unserer Feuerwehr auch langfristig sicherzustellen“, erklärt Sigi Klaas.

Pressekontakt: Pressestelle, Svenja Küchmeister, Telefon: 02366/303227, eMail: s.kuechmeister@herten.de



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Feuerwehr: Flash-Over-Übung 1 (10/08)

Feuerwehr: Flash-Over-Übung 2 (10/08)

Feuerwehr: Flash-Over-Übung 3 (10/08)

Feuerwehr: Flash-Over-Übung 4 (10/08)

Feuerwehr: Flash-Over-Übung 5 (10/08)

Feuerwehr: Flash-Over-Übung 6 (10/08)

Feuerwehr: Flash-Over-Übung 7 (10/08)

Feuerwehr: Flash-Over-Übung 8 (10/08)