48. Band der Schriftenreihe wird vorgestellt: Der Landkreis Kempen-Krefeld in der Nachkriegszeit (mit Foto)

"Der Landkreis Kempen-Krefeld in der Nachkriegszeit. Die monatlichen Berichte des Oberkreisdirektors an die Militärregierung" - unter diesem Titel wird jetzt der 48. Band der Schriftenreihe des Kreises Viersen veröffentlicht. Bearbeitet wurde das Thema vom Leiter des Kreisarchivs, Dr. Gerhard Rehm. In der Einleitung des 368 Seiten dicken Bandes skizziert er die Geschichte der britischen Militärregierung im Kreis Kempen-Krefeld und der Kreisverwaltung. Er geht den Fragen der Entstehung und Überlieferung der Berichte nach und bezieht dabei die britischen Quellen mit ein. Rehm stellt dabei die Bedeutung der Berichte für die Erforschung der Nachkriegszeit dar. Als Endpunkt der Edition wählte er die Währungsreform im Juni 1948.

"Die Berichte des Oberkreisdirektors werden für jede weitere Untersuchung zur Geschichte der Nachkriegszeit im Kreis Kempen-Krefeld von Bedeutung sein", berichtet Dr. Gerhard Rehm. "Zugleich bieten sie aber auch gewissermaßen als Lesebuch einen ersten Zugang zu Zuständen, Entwicklungen und Eigenheiten dieser Jahre, die für viele Bürger prägend waren."

Seit September 1945 musste der Landrat des Kreises Kempen-Krefeld monatlich ausführliche Berichte an die örtliche britische Militärregierung in Kempen einreichen. Diese Berichte hatten nach einem festgelegten Schema Auskunft zu geben über alle Bereiche des öffentlichen Lebens im Kreis und stellten damit eine zentrale Quelle für die unmittelbare Nachkriegszeit im gesamten Kreis dar. Hier finden sich Aussagen, Fakten und Bewertungen über nahezu alle wichtigen Bereiche des politischen, rechtlichen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens.

"Die Berichte enthalten eine Vielzahl interessanter Beobachtungen und Einschätzungen, die in ihrer scheinbaren Nebensächlichkeit Zeittypisches dokumentieren", sagt Prof. Dr. Leo Peters, Kulturdezernent des Kreises Viersen. Einleuchtend dargestellt wird beispielsweise die Verbindung von Mangelversorgung und politischer Beteiligung, aber auch die Dramatik der Versorgungslage wird anschaulich verdeutlicht. "So versetzte die waggonweise Anlieferung von Fischköpfen die Menschen in Erstaunen und stellte sie vor große Verwertungsprobleme", beschreibt Rehm die damalige Situation. Und auch die Farblosigkeit der politischen Veranstaltungen verdeutlicht er mit einem Beispiel: "Im April 1947 merkte ein Krefelder CDU-Geschäftsführer erst nach einer Viertelstunde, dass er in Grefrath irrtümlich auf einer Veranstaltung der KPD gelandet war."

"Demokratie sei zweifellos eine Pflanze, die in kalten Räumen und bei 1.500 Kalorien schlecht gedeihe" (Zitat aus dem 48. Band der Schriftenreihe)

Weiter werden im 48. Band der Schriftenreihe besonders die Anfänge des politischen Lebens, die Neugründung von Parteien und Gewerkschaften sowie die ersten demokratischen Wahlen auf Gemeinde- und Landesebene dargestellt. Die Stimmungslage in der Bevölkerung angesichts der wirtschaftlichen Not nicht nur im Hungerwinter 1946/47 kommt eindringlich zur Sprache. Fragen von öffentlicher Sicherheit, Plünderungen, Kriminalität und Schwarzmarkt werden ebenso thematisiert wie die Wohnungsnot und die Schwierigkeiten beim Neuaufbau der Gemeinwesen. Zeittypisch ist die Aufnahme und Versorgung von Ostflüchtlingen und Rückkehrern. Die Berichte widmen sich auch dem öffentlichen Gesundheitswesen, den Auswirkungen von Unter- und Mangelernährung insbesondere auf Kinder und Jugendliche. Ein zentrales Thema ist die schwierige Versorgung mit Lebensmitteln und der Aufbau der zum Teil zerstörten Industrie. Ebenso thematisiert werden Arbeitslosigkeit und Arbeitermangel, Arbeitsdisziplin sowie bürokratische Hemmnisse beim Wiederaufbau.

Der 48. Band der Schriftenreihe kostet 14,80 Euro und ist ab sofort in allen Buchhandlungen und im Online-Shop des Kreises Viersen erhältlich. Weitere Verkaufsstellen sind das Kreisarchiv in der Burg in Kempen, Thomasstr. 20, sowie die VHS-Geschäftsstelle, Willy-Brandt-Ring 40, in Viersen.

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