Bocholt, 01. Dezember 2008
Ebertstraße zweimal umbenannt
Stadtarchiv Bocholt präsentiert das historische Foto des Monats Dezember
Bocholt (pd).
Das vom Stadtarchiv Bocholt ausgewählte Foto des Monats Dezember eröffnet dem Betrachter einen Blick in die Ebertstraße, die im Spätherbst 1928 in Stand gesetzt wurde.
Auf der linken Seite ist zunächst das Wohnhaus Nr. 1 zu sehen, das dem Fabrikanten Josef Albert Beckmann gehörte. Hier wohnte seinerzeit u. a. der Webereibetriebsleiter Heinrich Wessels. Das danach folgende Doppelhaus Nr. 5-7 war Eigentum der Firma J. Beckmann Nachf. und wurde 1922 offenkundig für Firmenangestellte gebaut. Hinter diesem richtete die städtische Feuerwehr im Sommer 1936 zur Hindenburgstraße hin ihr neues Depot ein.
Auf der anderen Straßenseite erstreckten sich die umfänglichen Betriebsanlagen der 1914 gegründeten „Städtischen Licht- und Wasserwerke“, die 1937 in „Stadtwerke Bocholt“ umbenannt wurden. Das Gaswerk hatte dort seit 1860 seinen Sitz. Ins Bild rückt vor allem der mächtige Gaskessel, den man 1911 im Zuge einer Betriebserweiterung errichtete. Diese Straße war einst nur ein schmaler, unbefestigter Durchgangsweg und wurde – da er direkt an den Versorgungsbetrieben lag – Gasstraße genannt.
Eine Kanalisation bestand dort seit 1919. Trotzdem stand sie angesichts der katastrophalen Straßenverhältnisse jahrelang in der Kritik, so dass man sich vor nunmehr 80 Jahren zum großzügigen Ausbau entschloss. Die Instandsetzung erlaubte gleichzeitig die Entlastung der Kreuz- und Hohenstaufenstraße als Zugangswege zum Bahnhof. Auffällig sind die in der Straßenmitte verlegten Eisenbahngeleise für die Kleinbahn Bocholt-Aalten, deren Wiedereröffnung im Frühjahr 1928 in Aussicht gestellt wurde. Aus diesem Grunde ließ die Stadt Bocholt im Zuge des Straßenbaues vorsorglich Schienen verlegen, obwohl der Neueinsatz der gedachten Bahn noch nicht spruchreif war. Letztlich ist die Kleinbahn doch nicht mehr zum Einsatz gekommen, und die bis zum Postgebäude gegenüber dem Bocholter Bahnhof verlaufenden Schienen blieben unbenutzt. Nach Inbetriebnahme der ausgebauten Straße Ende 1928 erhielt dieser Verkehrsweg die Bezeichnung Ebertstraße – zum Gedächtnis an den drei Jahre zuvor verstorbenen ersten deutschen Reichspräsidenten.
Am 20. Mai 1933 beschloss die Stadtverordnetenversammlung die Umbenennung in „Adolf-Hitler-Straße“. Diese Entscheidung machte man 1945 wieder rückgängig und nannte die Straße sodann „Poststraße“. Zwei Jahre darauf, am 10. Januar 1947, erhielt sie nach einem Ratsbeschluss ihren ursprünglichen Namen Ebertstraße wieder zurück – eine Bezeichnung, die bis auf den heutigen Tag unverändert ist.
Text: W. Tembrink, Stadtarchiv
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Die Bocholter Ebertstraße im Herbst 1928. Im Hintergrund ist der mächtige Gaskessel zu sehen. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)