Deutsche Mülltrennung auf Arabisch

11.12.2008 | Herten

Schürmannswiese – wenn der Abfallberater drei Mal klingelt

Glas, Papier, Plastik – in Deutschland gibt’s fast für jeden Müll eine eigene Tonne. Manchmal ist das System gar nicht so einfach zu verstehen, besonders wenn man aus einem Land kommt, in dem Recycling anders oder gar nicht stattfindet. In der Schürmannswiese in Herten leben 164 Familien aus 16 Nationen unter einem Dach. Nun erklärt Abdo Kabbani den Hausbewohnern wie es funktioniert: Und zwar auf Arabisch.

„Immer wieder wanderten die falschen Abfälle in die Tonnen. Unsere Erklärungen verstanden die meisten Mieter einfach nicht“, erinnert sich Jutta Warschkow. Die gute Seele der Schürmannswiese überlegte gemeinsam mit der ZBH-Bereichsleiterin Helene Langner, wie sich dieses Kommunikationsproblem lösen lässt. Die Idee: Ein Abfallberater mit Arabisch-Kenntnissen musste her. Er sollte den Menschen in ihrer Muttersprache helfen, dass deutsche Abfallsystem zu verstehen.

Darum klingelt Abdo Kabbani seit September gemeinsam mit Jutta Warschkow an jeder Tür in der Schürmannswiese. Der Chemiestudent kam vor anderthalb Jahren von Syrien nach Deutschland, um hier sein Studium abzuschließen. „Arabisch ist die Sprache des Nahen Ostens. Je nach Land spricht man verschiedene Dialekte“, erläutert Abdo Kabbani. Es sei mit den deutschen Mundarten vergleichbar. Auf Grund ihrer Herkunft versteht ein Großteil der Bewohner der Schürmannswiese Arabisch.

Während der Besuche bestätigte sich die Vermutung: Die allermeisten hatten auf Grund der Sprachbarriere nicht verstanden, welcher Müll in welche Tonne kommt. Doch Kabbani hat noch eine weitere Erklärung: „Viele Migranten wollen sich einfach nicht mit dem Thema „Müll“ auseinander setzen. Das ist ein großer kultureller Unterschied.“

Der Müllfachmann mit Arabisch-Kenntnissen kam gut an bei den Bewohnern der Schürmannswiese. „Viele nutzen die Gelegenheit, um sich auch andere Probleme von der Seele zu reden“, lacht Abdo Kabbani. Der sympathische junge Mann erklärt warum Energiesparlampen beim Umweltbrummi abgegeben werden müssen und warum Frittierfett nicht in der Toilette entsorgt werden darf. „Wir haben Mülltabellen als Orientierungshilfe in Arabisch übersetzt. Leider können einige arabische Frauen nicht lesen“, erläutert Helene Langner, „Um so wichtiger ist der persönliche Kontakt.“

„Da viele Familien ihre Kinder zum Müllwegbringen runter schicken, wollten wir natürlich auch den Kleinsten erklären, wie Mülltrennung funktioniert“, erzählt Jutta Warschkow. „Außerdem sollten Kinder so früh wie möglich an richtiges Recyceln gewöhnt werden“, ergänzt die Fachfrau für Entsorgung, Helene Langner. Also besuchten sie gemeinsam mit Abdo Kabbani den Kindergarten der Schürmannswiese. Bewaffnet mit jeder Menge Müll und Miniatur-Abfalltonnen erklärten sie den Kindergartenkindern ganz praktisch die Raffinessen der Mülltrennung. „Die Kleinen haben vielleicht noch nicht alles ganz genau verstanden, aber waren sehr stolz, dass auch sie wichtig sind“, freut sich Helene Langner.

Die kleinen Tonnen durften die Kinder mit nach Hause nehmen. „Ich beobachtete mittags einen kleinen Jungen, der ein Papier aufhob, das sein großer Bruder achtlos weggeworfen hatte. Der Kleine steckt es in seine Mini-Tonne und erklärte, in welche Tonne Papier gehört – einfach klasse“, so Jutta Warschkow.

Erste Erfolge sind schon sichtbar: „Es gibt deutlich weniger Restmüll und dafür mehr Papierabfall“, resümiert Helene Langner. Auch Abdo Kabbani hat noch viel dazugelernt. Mittlerweile ist Müll seine Passion: „Jetzt erkläre ich sogar meinen Kommilitonen im Studentenwohnheim, was in welche Tonne gehört!“

Pressekontakt: Pressestelle, Anne Schwierz, Telefon: 02366/303180, E-Mail: a.schwierz@herten.de



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