„Der Bergbau geht!“

19.12.2008 | Herten

Ende einer Ära: Letzte Schicht auf dem Bergwerk Lippe

„Bergwerk Lippe ‚Letzter Wagen’ Dezember 2008“ prangt es in weißen Lettern auf der großen Lore. Hunderte Kumpels drängen sich auf dem Geländer des Bergwerks Lippe, auf der Stadtgrenze zwischen Herten und Gelsenkirchen. Mit der letzten Betriebsversammlung endet die Ära eines Bergwerks, das noch im letzten Jahr 100-jähriges Jubiläum feierte. „Für mich persönlich ist heute ein sehr emotionaler Tag, nach dem man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann“, so Bürgermeister Dr. Uli Paetzel.

Gemeinsam mit den Bergleuten nahm er an der letzten Betriebsversammlung teil. „Nun müssen wir im Schulterschluss mit Gelsenkirchen versuchen, die Fläche einer neuen Nutzung zuzuführen und den Stadtteil zu stabilisieren“, betonte Uli Paetzel.

Auch für Ludger Lappe ist es ein besonderer Tag. 33 Jahre lang arbeitete er als Elektriker unter Tage. 1999 ging er in den Vorruhestand: „Es ist ein trauriges Gefühl, wenn man hier die letzte Lore stehen sieht. Wir sind mit dem Bergbau verbunden und nun geht ein Lebensabschnitt zu Ende.“ Trotzdem sei es wie ein großes Familienfest. Insgesamt kamen 1700 Mitarbeiter zur „letzten Schicht“, auch viele Ehemalige waren dabei.

Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski bekräftigte noch einmal die Forderung, die aufgrund der gestiegenen Kohleerlöse eingesparten Subventionen des Bundes und des Landes in die Kohleregion fließen zu lassen. Über eine halbe Milliarde Euro haben Bund und Länder eingespart, allein 110 Millionen davon das Land NRW.

„Diese Gelder müssen gezielt in die Regionen fließen, die vom Kohlerückzug betroffen sind. Diese Mittel werden benötigt, um jetzt die geplanten Nachfolgeprojekte voran zu bringen“, so Frank Baranowski.

Werksleiter Wolfgang Zilligen lobte den Einsatz der Mitarbeiter, die trotz der bevorstehenden Schließung motiviert bis zuletzt gearbeitet hätten.

Von 1.266 Mitarbeitern die noch am Standort beschäftigt sind werden 1000 zu anderen RAG-Standorte wechseln. Die Übrigen erledigen noch Restarbeiten oder gehen in den Ruhestand, erläuterte Peter Schrimpf, Vorstand der Belegschaft RAG Aktiengesellschaft. „Mit dem heutigen Tag ziehen wir einen Schlussstrich. Der Bergbau geht. Wir verlassen die Region, die Jahrhunderte lang Heimat für uns war, mit großer Wehmut“, betonte er während der Pressekonferenz.

Die Schließung des Bergwerkstandorts Westerholt (Bergwerk Lippe) hat große Auswirkungen auf die Städte Gelsenkirchen und Herten. Deshalb haben sich die beiden Städte entschlossen, durch frühzeitiges gemeinsames kommunales Handeln städtebaulichen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen zu meistern. So sollen in einem bislang einmaligen „Interkommunalen Integrierten Handlungskonzept“ (IIHK) die Stadtteile Westerholt / Bertlich und Hassel zukunftsfähig gemacht werden. Ein entsprechender Kooperationsvertrag ist Anfang September von Hertens Bürgermeister Dr. Uli Paetzel und Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski im Hertener Rathaus unterzeichnet worden.

Für die Emscher-Lippe-Region wird derzeit ein abgestimmtes Konzept erstellt, das die Entwicklung von Industrie- und Gewerbeflächen, den Ausbau der Kernkompetenzen Chemie, Energie und Gesundheitswirtschaft, den Ausbau von Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen vorsieht. Ganz besonders sollen im Bildungsbereich Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis in den Beruf oder die Hochschule begleitet und unterstützt werden.

Mit dem Handlungskonzept werden Ziele und Projekte zur städtebaulichen und sozialen Entwicklung erarbeitet. Energetische Wohnungsmodernisierung, lokale Ökonomie, Beschäftigung, Qualifizierung und die Beteiligung der Öffentlichkeit werden gefördert. Das IIHK soll unter Beteiligung der in den Stadtteilen wirkenden Institutionen und Akteure sowie der Bewohnerschaft im Zeitraum September 2008 bis Anfang 2009 entwickelt werden.

Weitere Bausteine in Hassel sind die Unterstützung des Vereins Stadtteilzentrum Hassel e.V. sowie eine Konzeptentwicklung zur (Zwischen-) Nutzung der Fläche Bergmannsglück. Als Auftaktprojekte sind in Hassel die Erneuerung eines Spielplatzes und eines Schulhofes geplant, die direkt an die Fertigstellung des IIHK verwirklicht werden sollen.

Pressekontakt: Pressestelle, Anne Schwierz, Telefon: 02366/303180, E-Mail: a.schwierz@herten.de



Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgende Medien anbieten:

Nicht verwenden! Letzte Schicht Bergwerk Lippe

Letzte Schicht Bergwerk Lippe

Letzte Schicht Bergwerk Lippe

Letzte Schicht Bergwerk Lippe