Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 31. Dezember 2008

Bocholt im Jahr 1912: Baustelle vor dem Amtsgericht

Stadtarchiv präsentiert Foto des Monats

Bocholt (pd).

Seit einigen Tagen präsentiert sich der Benölkenplatz als Baustelle. Auch im Jahre 1912 nutzte die Stadtverwaltung den damaligen Neuplatz als Ablagestelle für Baustoffe und Geräte. Seinerzeit ließ die Stadt die Nordstraße neu ausbauen. Eine historische Momentaufnahme dieser Zeit präsentiert das Stadtarchiv jetzt als Foto des Monats.

Die Bauarbeiten begannen Ende Oktober 1911 mit dem Fällen der alten Bäume im nördlichen Teil der Straße sowie mit dem ersten Spatenstich zur Kanalisation am 3. November des gleichen Jahres. Anschließend wurden bis zum Sommer 1912 die Wasserleitungsrohre von der Nordstraße bis zur Aabrücke am Neutor verlegt. Danach folgte schließlich die Asphaltierung der Straße durch die Firma von der Wettern & Wissdorf GmbH aus Köln-Deutz.

Bauarbeiter, neugierige Kinder und Passanten stellten sich dem Fotografen. Es handelt sich offenkundig um ein gestelltes Foto: Alle Personen blicken in die Kamera, die Arbeiter im Vordergrund haben sich einer Reihe aufgestellt, diejenigen im Hintergrund stehen auf der Asphaltmaschine. Auffällig ist der Herr in der Bildmitte: Ausgestattet mit Mantel, Hut, Krawatte, Stöckchen, gehört er sichtlich nicht zu den Arbeitern. Da das Foto eine Auftragsarbeit des Stadtbauamtes ist, könnte es sich um einen Vertreter der städtischen Baubehörde handeln, möglicherweise um Stadtbauinspektor Johann Kevenhörster.

Der Betrachter befindet sich auf der östlichen Straßenseite, gegenüber "Café Monopol" an der Nordstraße Nr. 63, das seit 1927 "Café Kaisereck" hieß. Die Ecke dieses Gebäude ist am linken Bildrand gerade noch zu sehen. In der Bildmitte liegt das Königliche Amtsgericht. Das repräsentative Gebäude war gerade erst vollendet worden. Rechts davon sieht man noch weiter hinten den eingerüsteten Stumpf des Wasserturms, dessen Bauarbeiten am 19. Juni 1912 begonnen hatten. Vor dem Wasserturm befinden sich noch das Gebäude des Volksschulsystems III mit zwei straßenseitigen Giebeln zur Herzogstraße und ganz rechts der Saal der Gaststätte "Rotenburg".

Der Platz war vor der Umgestaltung als Viehmarktplatz genutzt worden und sollte nun eine Grünanlage werden. Die ihn begrenzenden Bäume sind bereits gesetzt und mit Schutzgittern versehen. Nach Abschluss aller Tiefbauarbeiten wurde die Fläche zunächst eingeebnet und erst 1919 im Rahmen von Notstandsarbeiten in eine Grünanlage umgewandelt. Mit der Errichtung eines Krieger-Ehrenmals erfuhr der Platz 1936 eine zweite und 32 Jahre später mit einer Kombination aus Grün- und Brunnenanlagen mit Ruhezonen und Zugangswegen eine dritte Veränderung.

Mit der aktuellen Baumaßnahme zur Verlegung von Kanalrohren für die Adenauerallee und den Stenerner Weg setzt sich die wechselvolle Geschichte dieses Platzes nunmehr fort.

Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv, 02871/953349


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Momentaufnahme aus dem Jahr 1912: Bauarbeiter, neugierige Passanten und - wahrscheinlich - der damalige Stadtbauinspektor (Mitte) stellen sich dem Fotografen. Der heutige Benölkenplatz hieß damals noch Neuplatz. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)