Todestag des ersten "Nachkriegsbürgermeisters" jährt sich

08.01.2009 | Herten

Wilhelm Rheinländer verstarb am 9. Januar 1959

Eine Ernennungsurkunde sieht eigentlich anders aus - auf einem handgeschriebenen Zettel bestimmt der amerikanische Captain Da Prato am 5. Mai 1945: „ ... Herr Wilhelm Rheinländer wird hiermit als Bürgermeister eingesetzt. Er wird sein Amt sofort übernehmen.“ Knapp 14 Jahre später melden die Zeitungen in Herten, „daß Herr Stadtdirektor a.D. Wilhelm Rheinländer nach schwerer Krankheit am 9. Januar im Alter von 65 Jahren verschieden ist.“ 2009 jährt sich sein Todestag zum 50. Male.

Während im fernen Berlin die Nazis im Bunker verbissen und halsstarrig noch auf den vermeintlichen Endsieg hofften, war der Krieg hier im Westen bereits zu Ende. Ohne große Gegenwehr nahmen amerikanische Truppen am 31. März und 1. April – zu Ostern – Westerholt und Herten ein. Bürgermeister Dr. Paul West wurde gefangen genommen. Unverzüglich mußte eine neue Ordnung unter unbescholtener Leitung her. Der kranke Johannes Buschmann war dem Amt nur kurze Zeit gewachsen.

 

Das Vertrauen der Bevölkerung genoss der langjährige Berufsschuldirektor Wilhelm Rheinländer. Am 23. Oktober 1893 in Röhrig/Eichsfeld geboren, war er als junger Mann im April 1925 nach Herten gekommen, um an der Berufsschule Herten Gewerbeoberlehrer zu werden. Ein Jahr später wurde er deren Leiter.

 

Einstimmig wurde Wilhelm Rheinländer 1946 in das von den Briten neu geschaffene Amt des Stadtdirektors gewählt, das er bis zu seinem Ausscheiden innehatte. Er war der Organisator des demokratischen Neubeginns. Er hatte sich nach dem Zusammenbruch großen Herausforderungen zu stellen: Eine funktionsfähige, lenkende Verwaltung musste aufgebaut, das öffentliche Leben reorganisiert, die Bürgerinnen und Bürger mit Lebensmitteln und Heizmaterial versorgt, die zerstörte Infrastruktur wiederhergestellt, die große Wohnungsnot beseitigt und der Strom an Flüchtlingen und Vertriebenen bewältigt werden.

 

Auch das Thema Bildung lag Wilhelm Rheinländer als ehemaligem Lehrer am Herzen. So sorgte er dafür, dass schon 1946 die Volkshochschule in Herten wieder gegründet wurde, dass Schulen neu gebaut und kulturelle Aktivitäten vorangetrieben wurden. Beinahe der krönende Abschluß seines Wirkens war die Einweihung des neuen Rathauses am 15. Juni 1957.

 

Am 17. April 1958 wurde er mit einem glänzenden Festakt im großen Sitzungssaal aus dem Dienst verabschiedet. An seinem 65. Geburtstag verlieh ihm für die vorbildlich geleistete Wiederaufbauarbeit der Regierungspräsident das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Pressekontakt: Pressestelle, Nele Däubler (Pressesprecherin), Tel: 02366/303-357, Mail: n.daeubler@herten.de



Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Wilhelm Rheinländer