Niederrheinisches Freilichtmuseum Grefrath eröffnete mit Ausstellung: Historische Plakate aus dem Kreisarchiv

Plakate, Werbung und Flugblätter gehören zu unserem Alltag. Doch wie sahen diese Plakate in der Vergangenheit aus? Diese Frage beantwortet die Ausstellung "Archiv-plakativ", die seit Sonntag, 1. März 2009, im Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath gezeigt wird. "In dieser Ausstellung spiegeln sich Geschichte und Kultur aus dem 18. bis 20. Jahrhundert im Kreis Viersen wider", berichtet Dr. Gerhard Rehm, Leiter des Kreisarchivs.

Rund 100 historische Exemplare werden vorgestellt. "Einige von ihnen sind mehr als 200 Jahre alt und werden nun wieder zum Hingucker", berichtet Jürgen Grams, Mitarbeiter im Kreisarchiv und verantwortlich für die Auswahl der Plakate. Aus mehr als 2.500 öffentlichen Ankündigungen, Verordnungen, politischen Plakaten, Werbung und Veranstaltungsplakaten, die im Kreisarchiv systematisch gesammelt wurden, wählte er die markantesten aus. "Die Plakate beeindrucken durch ihr Format, die markante Schrift, Farbgebung und die grafischen Elemente", so Grams.

"Plakate sind und waren immer Ausdruck der jeweiligen Kultur", sagt Dr. Heinz-Peter Mielke, Leiter des Niederrheinischen Freilichtmuseums. Die Ausstellung will zeitgenössische Perspektiven, den Charakter, die Wirkungsabsichten und das Spektrum der Darstellungsmittel des Plakates hervorheben. Die zeitlich ältesten Dokumente stammen dabei aus der Zeit der französischen Besetzung des Rheinlandes (1794 bis 1814). Die Zeit der Deutschen Revolution 1848/49 findet sich in Aufrufen des preußischen Königs "an mein Volk" und einer Proklamation anlässlich des herrschenden gesetzlosen Zustandes in der Hauptstadt Berlin wieder. "Eine Abteilung illustriert die Phase des Niedergangs des Deutschen Reiches und der Monarchie nach 1918", berichtet Jürgens Grams. Dabei veranschaulichen Militärverordnungen die Besetzung durch belgische Truppen, während die präsentierten Postkarten von belgischen Besatzungssoldaten in Vorst eine persönliche Nähe zum Zeitereignis vermitteln sollen. Die explosionsartige Verbreitung des politischen Plakates nach der Novemberrevolution 1918 verdeutlicht die Ausstellung durch Werbung für Wahlen und Parteien. Schwerpunkte der nationalsozialistischen Propaganda werden ebenso durch Plakate dokumentiert wie der Neuanfang im Kreis Kempen-Krefeld nach dem 2. Weltkrieg.

Während die Plakate der fünfziger Jahre noch durch Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und Wiederaufrüstung gekennzeichnet sind, findet danach ein Wandel in der Gestaltung statt. "Der Wahlkampf wird später durch Personen- oder Porträtplakate bestimmt", beschreibt Grams. "Heute dokumentieren Plakate vielfach nur noch Präsenz, ihre frühere einzigartige Funktionalität als Kommunikationsmittel zwischen Wählern und Partei haben sie in Zeiten von Multimedia längst verloren." Neben politischen Plakaten vermitteln Veranstaltungs- und Werbeplakate zeittypische Interessen und Bedürfnisse. "Auch dieser Plakattyp wird in vielen Beispielen dargestellt", so Grams.

"Die Ausstellung will das Plakat als Sammlungsgut des Kreisarchivs in den Vordergrund stellen", so Dr. Gerhard Rehm. Die historischen und gesellschaftspolitischen Informationen beschränken sich auf Kernaussagen, die als Statements gestaltet sind. "Zeitepochen werden durch Schlagwörter aus ihrer Zeit dokumentiert. Zur zeitlichen Orientierung dienen Requisiten wie Akten, Zeitungen, Fotos, Postkarten, Notgeld."

Die Ausstellung ist bis zum 7. Juni im Niederrheinischen Freilichtmuseum, An der Dorenburg 28, zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr, ab 1. April bis 18 Uhr. Weitere Informationen unter der Telefonnummer 02158-917316.

www.kreis-viersen.de