Seit der Gründung vor über 30 Jahren hat sich die kommunale Schwangerschaftskonfliktberatung stetig weiterentwickelt und ist heute zu einer unverzichtbaren Säule im pluralen Beratungsangebot des Kreises geworden. „Die dezentrale Struktur und damit die gute Erreichbarkeit vor Ort mit sieben offenen Sprechstunden im ganzen Kreisgebiet trägt einen erheblichen Teil dazu bei“, vermutet Maria Noe.
„Die Probleme der Ratsuchenden werden immer vielschichtiger“, beobachten die Beraterinnen. Eine angespannte finanzielle Situation sei oftmals mit massiven sozialen und persönlichen Problemen verbunden. Insbesondere junge Schwangere bräuchten intensive Begleitung und Unterstützung in der Schwangerschaft und auch über die Geburt hinaus. „Hier fehlt oftmals der familiäre Halt und auch der Kindesvater entzieht sich häufig der Verantwortung“, bedauert das Team.
Das Hilfsangebot der Beratungsstelle reicht vom intensiven Beratungsgespräch über längerfristige Begleitung oder Vermittlung, bis hin zu konkreter finanzieller Unterstützung für notwendige Anschaffungen. 460 Frauen und Familien haben im letzten Jahr Gelder aus Mitteln des Kreissonderfonds oder der Bundesstiftung „Mutter und Kind“ erhalten. „Die Hilfe ist durch ihre schnelle und unbürokratische Vergabe ein wichtiger Stabilisationsfaktor für viele Frauen und Familien“, freut sich Huerkamp-Rudolph.
Die Beraterinnen machen darauf aufmerksam, dass einige Frauen mit niedrigem Einkommen Probleme haben, empfängnisverhütende Maßnahmen zu finanzieren. Dabei handelt es sich überwiegend um Familien mit mehreren Kindern, die teilweise Zukunftsängste vor einer ungewollten Schwangerschaft entwickeln, weil sie sich in ihrer materiellen Existenz bedroht fühlen.
In der Präventionsarbeit kann die Beratungsstelle auf eine 20jährige erfolgreiche Arbeit zurückblicken. Die Beratung hat sich in dieser Zeit von einer reinen Aidsprophylaxe zu einer ganzheitlichen Sexualaufklärung weiterentwickelt. Die enge Kooperation zwischen der AWO – Fachbereich Aidsprävention und Sexualpädagogik – und der Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle garantiere dabei eine professionelle Aufklärung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene rund um das Thema Liebe, Freundschaft und Sexualität. Mit dem gemeinsam entwickelten Projekt „Liebesleben“ wurden in den vergangenen 20 Jahren rund 50.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. 2008 wurde das Projekt 83 Mal an über 32 Schulen im Kreis durchgeführt. Aufgrund der vielen Schulanfragen reicht die Warteliste schon bis 2010.
Seit Oktober 2007 gibt es für Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Projekts auch die Möglichkeit, per ICQ-Chat weitere Fragen zum Thema zu stellen. Alexander Daum von der AWO betreut den Chat. „Sexualaufklärung in dieser Form ist im Kreis einzigartig und die erste dieser Art im Münsterland. Das Angebot ermöglicht eine individuelle, weitergehende Betreuung der Schülerinnen und Schüler und sorgt für eine nachhaltige Unterstützung“, so Huerkamp-Rudolph. Zurzeit nutzen zirka 300 Jugendliche regelmäßig diese Form der Beratung.
Ein weiteres Präventionsprojekt ist das „Elternpraktikum“. Hier stehen zwei computergesteuerte Babypuppen Mädchen und jungen Frauen zur Verfügung, um einmal den „Alltag mit einem Säugling“ realistisch zu erleben. Die „Babys“ werden kostenlos an Jugendliche ausgeliehen, verbunden mit einer intensiven Vorbereitung, Begleitung und Auswertung. In 2008 haben 20 Mädchen und 2 Jungen diese Möglichkeit für jeweils ein Wochenende oder eine Woche genutzt.
Die Mitarbeiterinnen der Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle des Kreises sind für kurzfristige Termine, Fragen und Infos zu erreichen unter Telefon 02551/69-2859 oder 05451/59 37 0 und per Email unter konfliktberatung@kreis-steinfurt.de. Die Sprechstunden in Emsdetten, Greven, Ibbenbüren, Lengerich, Ochtrup, Rheine und Steinfurt, für die keine Terminvereinbarung erforderlich ist, stehen im Internet unter www.kreis-steinfurt.de. Das Beratungsangebot der Beratungsstelle ist kostenlos. Die Gespräche werden weltanschaulich neutral, ergebnisoffen und vertraulich geführt.