Kreis Viersen: Kunstpreis 2009 soll junge Schriftsteller fördern und fordern (mit Foto)

Die Gewinner des Kunstpreises 2009 stehen fest: Ulrike Anna Bleier aus Köln und Oleg Zhukov aus Aachen teilen sich den mit 10.000 Euro dotierten Kunstpreis, den die Sparkassenstiftung "Natur und Kultur Kreis Viersen" in diesem Jahr für die beste Kurzgeschichte zur Verfügung gestellt hat. Den Förderpreis für den besten Nachwuchsautor, der mit 3.000 Euro dotiert ist, erhält Marie Therese Martin aus Köln. Die Jury mit dem Viersener Schriftsteller Markus Orths, Wolfgang Schiffer, Leiter der Programmgruppe Hörspiel und Feature von WDR 3, FAZ-Redakteur Jochen Hieber sowie Ludger Gooßens, Vorstandsvorsitzender und Stiftungsvorstand der Sparkasse Krefeld, Landrat Peter Ottmann und Schul- und Kulturdezernent Prof. Dr. Leo Peters hatte die Qual der Wahl: Aus 167 Einsendungen hatten sie die drei Texte ausgewählt und Ulrike Anna Bleiers Werk "Fränkie und das Wesen der Dinge" und Oleg Zhukuvs Text "Lustdorf 1992" gemeinsam auf den ersten Platz gesetzt. "Die Anzahl der eingegangenen Bewerbungen war beachtlich", freute sich Ludger Gooßens.

Der Kunstpreis wurde gemeinsam vom Kreis Viersen und der Sparkassenstiftung "Natur und Kultur Kreis Viersen" ausgelobt. Er wird alle drei Jahre abwechselnd in den Kategorien Musik, Literatur und bildende Kunst verliehen. Premiere war im Jahr 2005 mit dem Bereich Musik. "Mit diesem Preis wollen wir unterstreichen, wie wichtig es ist, Künstler und vor allem junge Künstler zu fördern und zu fordern", sagte Landrat Peter Ottmann bei der Auszeichnung im Franziskaner-Kloster in Kempen. "Die hohe Dotierung ist ein Anreiz, sich der schriftstellerischen Arbeit künftig weiter engagiert zu widmen", so Ottmann.

Kunst sei ein elementarer Teil der Menschheit und präge die Lebensqualität und das Selbstverständnis einer ganzen Region. "Kunst verschafft neue Eindrücke und öffnet eine häufig verschlüsselt oder isoliert erscheinende Welt. Damit ist Kunst eine wichtige Grundlage der toleranten Gesellschaft", so Ottmann. Mit dem Kunstpreis setze der Kreis Viersen ein Zeichen für die Förderung von Kunst und Kultur. Gleichzeitig leiste der Kreis Viersen damit einen Beitrag zur kulturellen Bildung. "Denn kulturelle Bildung fördert wie kaum ein anderer Bereich besonders die Entwicklung junger Menschen. Sie wirkt identitätsstiftend, fördert die Persönlichkeitsentwicklung, Kreativität, Teamfähigkeit, Disziplin und vermittelt nicht zuletzt auch die Fähigkeit, anderen zuhören zu können."

Die erfolgreichen Autoren:

Ulrike Anna Bleier wurde 1968 in Regensburg geboren. Sie veröffentlichte teilweise unter ihrem Pseudonymen Greta von der Donau und Greta Donau Kurzgeschichten und Gedichte in Literaturzeitschriften und Anthologien. Ulrike Anna Bleier belegte 2003 beim Limburg-Preis den sechsten Platz, 2005 wurde sie Dritte beim Leverkusener Short-Story-Preis. 2007 nahm sie am 6. Autorinnenforum in Berlin-Rheinsberg teil. Als bisher größten Erfolg gewann sie 2007 in Wien den exil literaturpreis (in der Kategorie deutsch als Erstsprache). Ulrike Anne Bleier lebt mit ihrem Sohn in Köln und arbeitet als freie Journalistin und PR-Beraterin.

Wolfgang Schiffer, Leiter der Programmgruppe Hörspiel und Feature bei WDR 3, hob hervor, dass es der Autorin in ihrer kurzen Prosa "Fränkie und das Wesen der Dinge" gelingt, eine Liebesgeschichte zu erzählen, in der das Wort "Liebe" oder der Satz "Ich liebe dich" weder als Mitteilung noch als Selbstvergewisserung auch nur ein einziges Mal vorkomme. "Sie zwingt ihre Leser am Ende, die Geschichte, die sie mit hoher Lakonie, Understatement, Komik und Kürze und ohne jeden psychologisierenden Deutungssatz vorantreibt, noch einmal rückwärts zwischen den Zeilen zu lesen und sich des wirklichen "Wesens der Dinge" zu vergewissern", so Schiffer.

Oleg Zhukov wurde 1980 in Odessa in der Ukraine geboren. Hier wuchs er bis zu seinem 14. Lebensjahr auf. Danach zog er mit seiner Familie nach Deutschland. Oleg Zhukov lebt zur Zeit in Aachen und ist dort als Schauspieler am Theater engagiert. Außerdem spielte er in einigen Folgen des ARD "Tatorts" mit und gab sein Kinodebüt als Max in Werner Schroeters Film "Diese Nacht". Das Prosa-Stück "Lustdorf" ist seine erste literarische Arbeit.

FAZ-Redakteur Jochen Hieber beginnt seine Laudatio dann auch mit der Geburtsstunde des Oleg Zhukov als Schriftsteller. "Wir werden hier Zeuge, wie ein im ukrainischen Odessa geborener Russe öffentlich Einzug hält in die deutsche Sprache und Literatur", so Hieber. Zhukovs Werk "Lustdorf 1992" sei ein viel versprechendes Debüt. "Die Bühne hat Zhukov zu einem deutschen Schauspieler gemacht, der Schreibtisch machte ihn zu einem deutschen Autor", so Hieber.

Marie Therese Martin wurde 1982 in Freiburg geboren. Nach dem Abitur studierte sie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig die Fächer Prosa und Dramatik/Hörspiel. Ihre Abschlussprüfung legte sie mit der Note "sehr gut" ab. Marie Therese Martin hospitierte in der Hörspielredaktion des Westdeutschen Rundfunks in Köln, absolvierte im Literaturhaus in Köln ein Praktikum und arbeitet seit 2006 als Freie Hörspiellektorin für den WDR. Sie erhielt 2007 den Förderpreis des MDR-Literaturwettbewerbs, 2008 das Dorfschreiber-Stipendium in Eisenbach und im vergangenen Jahr das Rolf-Dieter-Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln. Die 27-jährige lebt heute in Köln und arbeitet als freie Lektorin und Autorin. Sie veröffentlicht in Zeitschriften und Anthologien.

Der Viersener Schriftsteller Markus Orths würdigte ihr Werk "Luftpost" als einen Text, der viel vom Leser und Zuhörer fordert. Er bezeichnet das Werk als literarisch gelungenes, komplexes Kreuzworträtsel. "Die Sprache lässt einen nicht los, es entstehen Bilder, man hört quasi aphoristische Sätze, schwebt durch Assoziationsfelder und immer wiederkehrende Motive", so Orths.

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