Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 14. Juli 2009

Gemeinsam Innenstädte stärken

Bau- und Verkehrsminister Lienenkämper und Bocholts Bürgermeister Nebelo unterzeichnen Kooperationsvereinbarung für "Netzwerk Innenstadt NRW"

Bocholt (pd).

Einen gemeinsamen Pakt gegen die Verödung von Innenstädten schlossen jetzt die Städte aus NRW mit der Landesregierung. Bau- und Verkehrsminister Lutz Lienenkämper war nach Bocholt gereist, um mit Bocholts Bürgermeister Peter Nebelo als Stellvertreter der Städte eine Kooperationsvereinbarung zu unterzeichnen. Ziel ist der Aufbau eines Netzwerks, mit dessen Hilfe sich NRW-Städte über Strategien zur Belebung von Innenstädten austauschen.

Die Unterzeichnung wurde in den Räumen des Bekleidungsgeschäftes "Anna Hoffs" auf der Nordstraße vorgenommen. Dort hatte sich vor Jahren eine sog. „Immobilien- und Standortgemeinschaft“ (ISG) gegründet, bestückt mit Gewerbetreibenden, Eigentümern, Stadtmarketing und Vertretern der Stadt. Ziel ist es seither, mit gemeinsamr Kraft die Einkaufsstraße attraktiv zu gestalten und insbesondere Leerstände zu verhindern. Das Bild und die Struktur der Nordstraße hat sich seit Bestehen der ISG positiv entwickelt. Die Bildung einer solchen ISG ist ein Beispiel, wie Innenstadtkonzepte aussehen können. Derartige Ideen sollen künftig verstärkt Schule machen.

"Wenn man sich mit anderen Städten über Innenstadtentwicklung unterhält, hört man häufig von gleichen Problemen: Leerstände und Angst vor Verödung, zu wenig Unterscheidung im Angebot, schlechtes Standortprofil, verpuffende Werbekampagnen, dreckige Straßen und fehlende Aufenthaltsqualität. Die aktuellen Probleme „Hertie“ und „Sinn Leffers“, also Leerstände riesiger Komplexe, kennen wir leider auch in Bocholt, obwohl wir eine hohe Kaufkraft von außerhalb besitzen", sagte Bürgermeister Peter Nebelo. "Doch was nutzt der Tanz um die eigene Kirchturmspitze, wenn man die nicht besteigt und den Rundumblick wagt? Im Klartext: Andere Städte haben auch Innovatives und Neues zu bieten, was wir in Bocholt noch nicht kennen." So sei die Idee des Netzwerks geboren. "Wir wollen den Erfahrungsaustausch und die kollegiale Beratung der Städte und Gemeinden untereinander fördern, sozusagen den "kurzen Draht" kultivieren. Dazu ist das Netzwerk eine ideale Plattform. Deshalb unterschreiben wir diese Urkunde, die das Ganze verbindlich macht und den "Bob" letztlich in die Bahn schiebt, damit der kräftig Schwung gewinnt."

Inhaltlich gesteuert wird der Austausch von der Geschäftsstelle Münster aus, vom vor kurzem gegründeten "Netzwerk Innenstadt NRW". Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre angelegt und wird vom Land mit 750.000 Euro gefördert. Hinzu kommen Mitgliedsbeiträge der beteiligten Städte. Derzeit sind 34 Städte Mitglied, rund 400 Städte und Gemeinden gibt es in NRW. Die Mitgliedszahl soll mit Hilfe des Netzwerks in Zukunft steigen.

Bau- und Verkehrsminister Lutz Lienenkämper machte sich für attraktive und lebenswerte Innenstädte stark: "Es ist eine wichtige Zukunftsaufgabe, die Innenstädte und Ortskerne in NRW zu stabilisieren und mit Leben zu füllen. Dafür müssen Land und Kommunen sich gemeinsam engagieren. Nicht jede Kommune muss das Rad neu erfinden. Wir benötigen erfolgreiche Beispiele und wollen den Erfahrungsaustausch auf eine möglichst breite Basis stellen."

Nach eigenen Angaben hat das Bauministerium unter dem Motto "Stärkung der Innenstädte und Ortsteilzentren" einen Schwerpunkt für die zukunftsfähige Entwicklung der Innenstädte gesetzt. Rund 180 Maßnahmen würden dazu in diesem Jahr aus der Städtebauförderung mit insgesamt 130 Mio Euro unterstützt.

Christian Rüther stellte die Immobilien- und Standortgemeinschaft Nordstraße vor. Sie habe derzeit 50 Mitglieder - von möglichen 100, sagte deren Vorsitzender. Man habe entschieden, diese ISG auf freiwilliger Basis weiterzuführen und nicht – wie es gesetzlich mittlerweile auch möglich wäre -, Zwangsmitgliedschaften einzuführen. "Wir möchten es auf der Nordstraße harmonisch fortführen", so Rüther wörtlich.

Mechthild Hoffs, Vorsitzende der Werbegemeinschaft, Hausherrin beim Ortstermin und Geschäftsfrau auf der Nordstraße, kommt es beim Erfahrungsaustausch im Rahmen des Netzwerks vor allem auf die zeitliche Umsetzung von guten Ideen vor Ort an: „Wir wollen in Bocholt schneller und besser sein als andere!“

Nach einem kräftigen Regenguss, der von einer weiteren Innenstadtbesichtigung abhielt, empfing Bürgermeister Peter Nebelo NRW-Bauminister Lienenkämper in Bocholts "guter Stube", dem historischen Rathaus.

Lienenkämper lobte im Gespräch mit den anwesenden Politikern das gute Konzept, dass in Bocholt in der Nordstraße ein hochwertiges Einzelhandelsangebot für die Besucher bereithalte. Es gäbe dort zurzeit nur einen kurzfristig entstandenen Leerstand, berichtete Mechtild Hoffs, Vorsitzende der Bocholter Werbegemeinschaft. "Ansonsten findet sich in der Nordstraße ein guter Mix aus hochwertigem Einzelhandel und attraktiven Aufenthaltszonen mit Cafés und Restaurants. Auf dieser Basis kann weitergearbeitet werden."

Kommunikation mit den Beteiligten Eigentümern und Händlern sei alles, bekräftigte Udo Geidies, Koordinator bei der Stadtverwaltung im technischen Bereich des Stadtbaurates.

Minister Lienenkämper freute sich, dass Bocholt mit diesem Projekt eine sog. „Win-win"-Situation geschaffen habe, von der die Privatleute und die öffentliche Hand profitierten. Früher, so waren sich die Anwesenden einig, hätten viele Einzelhändler für sich gewirtschaftet. Die Konkurrenzsituation sei größer gewesen. Heute vermarkte jedes Geschäft nicht nur sich selbst, sondern gleichzeitig auch die Stadt Bocholt. Dahei sei es nach Auffassung der Beteiligten nur gemeinsam möglich, eine attraktive Einkaufsstadt zu schaffen.

Auch andere Nachbarschaften, so Christian Rüther, Vorsitzender der ISG Nordstraße, wie z. B. die Ravardistraße, hätten erkannt, dass diese Gemeinsamkeit für die Zukunft wichtig sei.

In den Einkaufscentern sei es normal, dass die Geschäfte auch einen Anteil ihrer Mieten für gemeinschaftliche Aktivitäten und Einrichtungen bezahlten. Dieses würde sich Hoffs auch für die Geschäfte außerhalb der Shopping-Arkaden und des Neutorcenters wünschen. Auch einheitliche Öffnungszeiten in der Innenstadt wären wünschenswert. Aber dazu bräuchte es Zeit und einen langen Atem, meinten anwesende Politiker.

Als einen ersten Schritt zur Realisierung des neuen Projektes wollen die Beteiligten nun einen Verfügungstopf gründen, in den die privaten und öffentlichen Finanzen eingespeist werden.

Abschließend trug sich Minister Lienenkämper in das Goldene Buch der Stadt ein.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de


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NRW-Bau- und Verkehrsminister Lutz Lienenkämper stand beim Besuch in Bocholt im Fokus des Geschehens. (Foto: Stadt Bocholt)

Christian Rüther (Vors. ISG Nordstraße), Mechthild Hoffs (Vors. Werbegemeinschaft), Jens Imorde (Netzwerk Innenstadt NRW), Minister Lutz Lienenkämper sowie Bürgermeister Peter Nebelo (v.l.n.r.) bei der Vorstellung der Kooperationsvereinbarung.

Bürgermeister Nebelo (l.) und Minister Lienenkämper unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung. (Foto: Stadt Bocholt)

Minister Lienenkämper (r.) im Gespräch mit Bürgermeister Nebelo (l.) und Christian Rüther, Vorsitzender der ISG Nordstraße. (Foto: Stadt Bocholt)

Minister Lienenkämper beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Bocholt. (Foto: Stadt Bocholt)