Bocholt, 01. September 2009
"Graf Zeppelin" über der Stadt
Stadtarchiv Bocholt präsentiert historisches Foto aus dem Jahr 1929
Bocholt (pd).
Am 17. September 1929 waren die Bewohner der Stadt Zeugen eines außergewöhnlichen Ereignisses. Zum ersten Mal flog ein Zeppelin direkt über Bocholt hinweg. Die Erwartungen waren sehr groß, hatte man doch schon 1912 hierzulande vergeblich auf die vorgesehene Ankunft zweier Luftschiffe gehofft.
Seinerzeit scheiterte der Flug des Zeppelin-Luftschiffes LZ 11 "Viktoria Louise" an den hohen Kosten. Weitere geplante und angekündigte Fahrten mit dem Parseval-Luftschiff PL 12 "Charlotte" fielen im gleichen Jahr wegen des schlechten Wetters und einer Undichtigkeit der Hülle aus.
Nur einen Tag vor dem neueren Überflug wurde im Rundfunk bekannt gegeben, dass das ein Jahr alte Luftschiff LZ 127 "Graf Zeppelin" von Friedrichshafen aus eine 24-Stunden-Fahrt nach Norddeutschland bis zur Nordsee unternehmen und dabei die deutsch-niederländische Grenze bis Kleve sowie u. a. die Städte Bocholt, Rheine und Osnabrück passieren würde. Dieses erfolgreichste Luftschiff seiner Zeit war 236,6 Meter lang und wurde von fünf Motoren angetrieben. Erst Anfang September 1929 war es von einer Weltfahrt über Tokio, Los Angeles und New York nach Friedrichshafen zurückgekehrt. Von dort folgte zwei Wochen später die Fahrt über Westdeutschland.
Die Zeppelin-Werft kündigte sein Eintreffen hier für den späten Vormittag des 17. September an. Folglich stand am besagten Datum das öffentliche Leben in Bocholt beinahe still. Alle Schüler hatten morgens ab neun Uhr schulfrei, und die Fabriken stellten ihre Produktion vorübergehend ein. Jeder, der konnte, suchte sich einen Platz auf freiem Gelände oder auf den Dächern der Häuser, um das technische Wunderwerk aus der Nähe sehen und ihm möglichst lange nachblicken zu können.
Der Fotograf dieses Schnappschusses fand eine geeignete Stelle auf einem Haus in der Osterstraße, weitere Bocholter standen Tücher und Hüte schwingend auf den Flachdächern der Geschäftsbauten am Markt. Auch die Handwerker auf dem Rathausgerüst ließen für einen Augenblick staunend ihre Restaurierungsarbeiten ruhen. Die besten Aussichten genossen derweil die Menschen auf dem Turm der St.-Georg-Kirche, die sich in luftiger Höhe auf dem Umgang über der Kirchturmuhr versammelten.
Die Uhr von St. Georg zeigte 11.05 Uhr, als der Zeppelin brummend das Stadtgebiet erreichte und die Begeisterungsrufe der Bevölkerung entgegennahm. Doch so schnell wie der "Zepp" kam, war er auch wieder entschwunden, und das Leben in der Stadt nahm wieder seinen normalen Lauf.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Text: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt
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Am 17. September 1929 blickte ganz Bocholt gen Himmel: "Graf Zeppelin" surrte leise vorbei. (Foto: Stadtarchiv Bocholt)