Viele gute Ideen im Kampf gegen die Kinderarmut

06.11.2009 | Herten

Runder Tisch tagt zum zweiten Mal im Rathaus Herten

Mehr als 50 Teilnehmer haben beim zweiten „Runden Tisch“ im Rathaus über Kinder- und Familienarmut in Herten diskutiert. Dazu hatte die Stadtverwaltung lokale Fachleute, Vertreter der Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Jugendhilfeeinrichtungen, Schulen, Gewerkschaften und Politik eingeladen. Das Fazit der Teilnehmer: Aus Mangel an finanziellen Mitteln muss stärker auf die vorhandenen Ressourcen zurückgegriffen werden. In Zukunft sollen vorhandene Angebote noch stärker beworben werden.

Nach den informativen Vorträgen entwickelten die Teilnehmer in drei Arbeitsgruppen Vorschläge, wie mit dem Thema Armut in Herten weiter umgegangen werden soll. Viele Ideen, was getan werden kann, um armen Kindern und deren Familien zu helfen, kamen dabei zusammen. Allerdings war allen Teilnehmern auch klar, dass Herten selbst zu den armen Städten zählt und deshalb kaum eigenes Geld zur Verfügung hat, um das Problem zu bekämpfen. Zurückgreifen auf vorhandene Ressourcen lautet darum die Devise.

Einig waren sich die Akteure darin, dass es bereits sehr gute Angebote in Herten gibt. Es sei allerdings wichtig, dass die betroffenen Familien auch die Informationen haben, welche Angebote für sie in Fragen kommen und welche Leistungen sie bekommen könnten. Auch gilt es, Hemmschwellen und Scham bei den Betroffenen abzubauen und behutsam mit dem Thema umzugehen. Hilfreich sind dabei der Aufbau von Netzwerken und die Stärkung vorhandener sozialer Netze.

Die Zahlen zeigen das Problem deutlich auf: Der Hertener Familienbericht 2006 und der Armuts- und Reichtumsbericht 2007 sagen aus, dass rund ein Drittel der Hertener Familien in Armut und in armutsnahen wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Familienarmut ist deshalb auch immer Kinderarmut: Betroffen waren zum Stichtag 31. Dezember 2007 über 2.700 Kinder von 0 bis 18 Jahren in Herten, deren Familien sich im sogenannten „Leistungsbezug“ befinden, d. h. Arbeitslosengeld II oder andere Sozialleistungen bekommen. Das ist rund ein Viertel der Hertener Kinder und Jugendlichen. „Eine erschreckende Zahl, obwohl Herten damit noch im Landestrend NRW liegt“, weiß Dirk Sopka, Fachbereichsleiter Familie, Jugend und Soziales.

Beim runden Tisch wurde in drei Fachvorträgen dargestellt, wie die Situation von armen Familien in Herten abseits der nackten Zahlen in der Realität aussieht. Claudia Müller vom Familienbüro der Caritas und Heidrun Lange vom städtischen Bereich Hilfe zur Erziehung schilderten, was Armut für den Alltag von Kindern und ihren Familien bedeutet. „Fehlende finanzielle Mittel heißt für viele Menschen Isolation, Ausgrenzung, schlechte Bildungschancen und eine schlechtere Gesundheitssituation“, gab Heidrun Lange zu bedenken.

Marlies Brink und Rainer Joda von der Diakonie berichteten, wie sie Armut im Alltag der Umweltwerkstatt erleben. Vielfach könne die Umweltwerkstatt durch die preiswerte Abgabe von Konsumgütern an bedürftige Familien helfen. Aber auch durch Arbeitsgelegenheiten kann mit Unterstützung der Vestischen Arbeit einigen Menschen der Weg aus der Armut aufgezeigt werden.

Matthias Müller, Schwester Daniela und Jan Hindrichs vom Caritasverband schilderten die Arbeit der Caritas Läden und stellten den Kinderfonds der Hermann-Schäfers-Stiftung vor, der seit 2006 hilft, vor allem Bildungsbenachteiligungen für Kinder aus sozial schwachen Familien positiv zu verändern, z. B. durch Unterstützung bei der Finanzierung von Mittagessen in offenen Ganztagsschulen und Erwerb von Schulmaterial.

Pressekontakt: Pressestelle, Anne Schwierz, Telefon: 02366/303180, E-Mail: a.schwierz@herten.de



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2. Runder Tisch gegen Kinderarmut