Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 25. November 2009

„Von Gewalt befreit – öffne meine Augen!“

Bocholterinnen begehen internationalen Tag „Nein zu Gewalt an Frauen“

Bocholt (pd).

Vor 45 Jahren, am 25. November 1960, wurden die drei Schwestern Patria, Minerva und Maria Terese vom militärischen Geheimdienst der Dominikanischen Republik nach monatelanger Folter ermordet. 1981 erklärten lateinamerikanische und karibische Feministinnen das Todesdatum der drei Frauen zum Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen und Mädchen.

Im Gedenken an diese Frauen und mit Blick auf die unzähligen und oft namenlosen Frauen, die weltweit immer wieder Opfer von Gewalt werden, haben die Vereinten Nationen den 25. November zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen ausgerufen. Die von „Terre des Femmes“ vor neun Jahren initiierte Fahnenaktion setzt bundesweit ein Zeichen, auch vor dem Bocholter Rathaus wehte sie an diesem Tag.

 

Erstmals wurde in Bocholt an diesem Morgen mit einem Ökumenischen Gottesdienst zum Thema „Von Gewalt befreit – öffne meine Augen!“ in der Liebfrauenkirche sowie mit dem Film der Regisseurin Icíar Bollaín „Öffne meine Augen“, der abends im Kinodrom lief, gedacht.

 

Annette Hünting, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bocholt, Pfarrerin Heike Bergmann, Frauenbeauftragte des ev. Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken, Elvi Terwege, Dekanatsteamsprecherin der kfd und Maria Arlinghaus, Frauenhaus Bocholt, Caritasverband hatten den Gottesdienst vorbereitet. Musikalisch gestaltet wurde er vom kfd Dekanatschor unter Leitung von Liesel Kurbjuhn.

 

Das Bild der gekrümmten Frau, die Jesus am Sabbat nach 18 Jahren von einem Geist, der sie schwach machte, erlöste, stellte bildlich die Situation von leidenden Frauen und Mädchen dar. Mit zusammen gekrümmtem Körper und geneigtem Haupt symbolisierte die Pantomime vor dem Altar in der Liebfrauenkirche die Dinge, die die Frau niederdrückten: Angst, Vorurteile, Demütigung, Einsamkeit und vieles mehr, was ein selbst bestimmtes Leben verhindert.

 

Maria Arlinghaus unterstrich dieses Bild mit Zahlen: „Häusliche Gewalt verletzt die Würde des Menschen, zerstört Partnerschaften, verändert die Persönlichkeit und das Vertrauen von Mädchen und Jungen, Frauen und Männern. Jährlich suchen 40.000 Frauen in 360 Frauenhäusern in Deutschland Schutz und Beratung.“ Sie sagte weiter, dass 40 % der befragten Frauen schon mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt oder beides erlebt haben. Zwei Drittel der von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen, so Arlinghaus, haben schwere bis sehr schwere Gewalt erlitten. Trennung und Scheidung sind Situationen, erklärte sie, in denen Frauen besonders davon bedroht sind - „auch in Bocholt!“

 

Im Gottesdienst wurden aber auch Möglichkeiten genannt, die Frauen aufrichten. Akzeptanz, Sicherheit, Wertschätzung, Menschen, die mir gut tun, Gemeinschaft und die Veränderung der rechtlichen Bedingungen waren nur einige, die Elvi Terwege im Rahmen der pantomimischen Darstellung der gekrümmten Frau als Ausdruck der „Befreiung“ nannte.

 

Auch Pfarrerin Bergmann griff das Thema in ihrer Predigt auf: “Was ist eine häufige Reaktion der Umwelt? Das Nicht-Hinsehen wollen. Das:  Ist sie doch selbst mit Schuld, dass es ihr so geht…" oder: „Was geht mich das an?“ Sie machte deutlich, dass Jesus hingesehen hat und auch wir hinsehen sollen.

 

Einen kleinen Kalender, den die Gottesdienstbesucherinnen zum Abschluss von den Mitarbeiterinnen des hiesigen Frauenhauses erhielten, unterstrich dieses noch. Er enthält die Worte „Alle Augen schauen, wenige beobachten, sehr wenige erkennen“.

 

Anschließend lud die Gleichstellungsbeauftragte interessierte Frauen in den Pfarrsaal von Liebfrauen zu Kaffee, Tee und Imbiss ein, um das Thema weiter zu vertiefen und zu diskutieren.

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de


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Pantomimin - Darstellung der gekrümmten Frau aus dem Lukas-Evangelium im Rahmen des Ökumenischen Gottesdienstes zum internationalen Tag "Nein zu Gewalt an Frauen" am 25. November. (Archivfoto: Petra Taubach, Stadt Bocholt)
Pantomimin - Darstellung der gekrümmten Frau aus dem Lukas-Evangelium im Rahmen des Ökumenischen Gottesdienstes zum internationalen Tag "Nein zu Gewalt an Frauen" am 25. November 2009 - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt