Bocholt, 19. Januar 2010
Bürgermeister Peter Nebelo empfing Helga Weissová Hošková
Ausstellung „Zeichne, was du siehst“ im Stadtmuseum
Bocholt (pd).
„Zeichne, was du siehst“ – unter diesem Thema steht eine beeindruckende Ausstellung im Bocholter Stadtmuseum, die die Zeichnungen eines Kindes aus Theresienstadt zeigt. Helga Weissová Hošková hielt ihre Kindheitserinnerungen gezeichnet mit Bleistift und Wasserfarben auf Papier fest.
Bürgermeister Peter Nebelo freute sich im Rahmen des städtischen Empfangs am Montag, 18. Januar 2010, dass Helga Weissova Hošková (80) die Strapazen der Reise von Prag aus auf sich genommen hat, um hier in Bocholt als Zeitzeugin zu sprechen. „Wir sind sehr wenige geworden“, so Hošková, und betonte, dass sie es als ihre Pflicht empfindet, als Zeitzeugin den nachfolgenden Generationen von ihren Erinnerungen aus Theresienstadt zu berichten. Ihre Zeichnungen sind das einzige Bildmaterial, das zeigt, wie ein Kind die schrecklichen Ereignisse in den Konzentrationslagern sah. „Deshalb sind sie so wichtig.“ so Hošková.
Seit Mitte der 90er Jahre reist sie durch die Welt, um als Zeitzeugin insbesondere jungen Menschen das Unbegreifliche, was der Mensch den Menschen antun kann, zu zeigen. Bürgermeister Nebelo würdigte das besondere Engagement Hoškovás, das dazu beiträgt, die damaligen Ereignisse nicht zu vergessen. Gleichzeitig betonte er, dass die Bocholter Bürgerinnen und Bürger sich besonders gegen das Vergessen einsetzen.
Im Rahmen ihres kurzen Aufenthaltes in Bocholt wird Helga Weissová Hošková von Edeltraud Messing, Bocholter Lernwerkstatt, und Georg Ketteler, Stadtmuseum Bocholt, begleitet.
Zur Person Helga Weissová Hošková:
Helga Weissová wurde am 10. November 1929 in Prag geboren. Sie war schon früh sehr kreativ und malte viel. Als sie am 10. Dezember 1941, einen Monat nach ihrem 12. Geburtstag aufgrund ihrer jüdischen Herkunft, mit ihrer Familie nach Theresienstadt deportiert wurde, waren Farben, Stifte und Blätter mit im Reisegepäck. Dort angekommen, malte sie weiter und ihr Vater, der ihr Talent und die Möglichkeit der Dokumentation sah, sagte ihr „Zeichne, was du siehst!“. Dass sie daraufhin auf sehr kindliche und trotzdem authentische Art und Weise das Ghettoleben festhielt, bestätigen die Bilder aus ihrer gleichnamigen Ausstellung, die vom 19. Januar bis zum 14. Februar 2010 im hiesigen Stadtmuseum gezeigt wird.
Als Helga Weissová später mit der Mutter nach Auschwitz, Freiberg und Mauthausen deportiert wurde, ließ sie einige ihrer Arbeiten ihrem Onkel zukommen, die so erhalten wurden. Am 5. Mai 1945 wurde sie in Mauthausen von den Alliierten befreit.
Helga Weissová kehrte nach Kriegsende mit ihrer Mutter nach Prag zurück, ihr Vater überlebte das Konzentrationslager Auschwitz nicht. Sie studierte in Prag an einer Kunsthochschule. 1954 heiratete sie den Musiker Jirí Hošek. 1965 erhielt sie die Möglichkeit Israel zu besuchen. Nach dieser Reise entstanden die ersten Bilder, die sich nicht direkt mit dem Thema Shoa, jedoch mit dem gegenwärtigen jüdischen Leben beschäftigten. Sie stellte einige dieser Arbeiten, jetzt unter dem Namen Helga Weissová Hošková, aus und arbeitete als Illustratorin und Lehrerin. Doch die Thematisierung der Shoa bleibt ein zentrales Motiv der Künstlerin. In den siebziger Jahren begann sie wieder intensiv ihre Erinnerung in großen, ausdrucksstarken Malereien zu verarbeiten. 1993 erhielt sie einen Ehrendoktortitel von dem College of Arts der Bostener University. 2002 veröffentlichte sie sogar ein Buch ihres Vaters mit dem Titel „Und Gott sah, dass es schlecht war“, das sie als Kind in Theresienstadt illustrierte, um es ihrer Mutter zum Geburtstag zu schenken.
Zur Ausstellung „Zeichne, was du siehst“:
In Gemeinschaft mit dem Stadtmuseum Bocholt, der Bocholter Lernwerkstatt Sek. I, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Westmünsterland und dem VHS-Arbeitskreis Synagogenlandschaften wird die jetzige Ausstellung „Zeichne, was du siehst“ präsentiert. 42 Zeichnungen werden von Helga Weissová Hošková im Stadtmuseum gezeigt.
Die Kinderbilder dokumentieren eine abgeschlossene Welt, in der Szenen aus dem Alltag von Theresienstadt wie Essensausgabe oder der Transport von Brot auf einem Leichenwagen genauso ihren Platz haben wie Träume eines Kindes von einer besseren Zukunft.
Die Auswahl der Zeichnungen aus Theresienstadt wird ergänzt um einige Bilder, die unmittelbar nach der Befreiung angefertigt wurden und die in den Konzentrationslagern Auschwitz, Freiberg und Mauthausen Erlebtes festhalten. Darüber hinaus erläutern Informationstexte die Zeichnungen.
Die Ausstellung ist um die exemplarische Darstellung des Schicksals von Hermann Cohen (ermordet in Theresienstadt 1943) und um Projektarbeiten Bocholter Schulen erweitert. Die Eröffnung der Ausstellung im Bocholter Stadtmuseum findet am 19. Februar 2010 statt.
Sie ist täglich (außer montags) von 11 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr geöffnet sowie jederzeit nach Vereinbarung. Führungen – insbesondere für Schülergruppen – sind kostenlos. Nähere Informationen finden Sie auch unter www.bocholter-lernwerkstatt.de.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de
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Helga Weissová Hosková
Am 18. Januar 2010 empfing Bürgermeister Peter Nebelo Frau Helga Weissová Hosková - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt