Endspurt für Integrationsratswahl

02.02.2010 | Herten

Kandidaten stellen sich vor

Egal ob Einzelbewerber oder Listenkandidat, sie alle kommen ursprünglich aus dem Ausland, leben nun in Herten und haben ein gemeinsames Ziel: sie wollen ihren Beitrag zur Integration leisten. Am Sonntag, 7. Februar, können über 5.800 Wahlberechtigte bei der Integrationsratswahl ihre Stimme abgeben. Dabei können sie sich zwischen fünf Einzelbewerbern, oder zwei "Wahllisten" - "Gemeinsam für Herten" oder "Linke Liste für Integration" - entscheiden.

Zehn Sitze im Integrationsrat werden durch die direkt gewählten Kandidaten besetzt. Fünf weitere Plätze belegen Ratsmitglieder. Für den Wahlkampf sind die Kandidaten selbst verantwortlich, wobei sie durch das städtische Integrationsbüro unterstützt werden.

Bei einem Pressegespräch rühren die Kandidaten noch einmal die Werbetrommel und hoffen auf eine hohe Wahlbeteiligung. "Wir haben nicht geahnt, wie viele Migranten an einer Kandidatur interessiert sind", freut sich Heike Neumann aus dem Integrationsbüro über die rege Beteiligung. Obwohl die Kandidaten für ihre Arbeit keine Aufwandsentschädigung erhielten, stürzten sie sich trotzdem ins Wahlgeschäft, so Neumann.

So zum Beispiel Murat Köroglu. Der 33-Jährige würde gerne ein Kunstprojekt umsetzen, das für Toleranz und Integration werben soll. Diese drei Themenfelder seien für ihn eng verbunden und "kennen keine Grenzen". Die Niederländerin Maaike Puzicha ist als Erwachsene nach Deutschland immigriert. Ihr Arbeitsschwerpunkt ist die Berufsanerkennung, denn hier hat sie viele persönliche Erfahrungen gesammelt: "Wer hier 'weitermachen' möchte, hat es nicht immer einfach."

Auch Jamile El-Ladkani stellt sich als Einzellkandidatin zur Wahl. Sie kam vor 23 Jahren aus dem Libanon und ist seit fünf Jahren Integrationshelferin in Herten. "Viele Ausländer leben in einem Kokon. Sie wollen etwas ändern, wissen aber nicht wie", erläutert die gelernte Krankenschwester. Mit ihrem Interessenschwerpunkt "bessere Bildung für Jugendliche" möchte sie diesen Kokon durchbrechen.

Für Meimei Wiemann bedeutet Integration "sich der neuen Gesellschaft anzupassen, aber seine Muttersprache und Kultur für diese nutzbar zu machen." 1993 kam sie von China nach Herten, hat mittlerweile die deutsche Staatsangehörigkeit.

Wenn es um Sport geht, ist Einzelbewerber Vili Babnik vor allem eins: Schalke-Fan. Politisch ist der gebürtige Jugoslawe sicher, dass Integration in allen gesellschaftlichen Schichten stattfinden muss. Mit eigenen Flyern, in mehreren Sprachen, wirbt er für sich.

Bekir Uzunoglu, Seref Ölcek und Hasan Yavas treten als Top-Kandidaten für die Liste "Gemeinsam für Herten" an. Seit den 70er-Jahren sind sie in Herten zu Hause. Auf der politischen Bühne sind sie ebenfalls bekannt. Sie wollen sich unter anderem für den Kinder und Jungendbereich stark machen. "Ohne berufliche Perspektive fühlen sich Jugendliche auch mit deutschem Pass ausgegrenzt", erläutert der studierte Berufsschullehrer. Ein weiteres Aufgabenfeld sieht er im demografischen Wandel. Die Pflegeeinrichtungen seien noch nicht ausreichend auf die Vielzahl älterer Migranten eingestellt, das müsse sich ändern.

Auch die Spitzen-Kandidaten der "Linken Liste für Integration" Viktor Herrmann, Aydin Akcay und Nadir Kuytak wollen einen Schwerpunkt ihrer Integrationsarbeit auf den Bereich Kinder und Jugend legen. "Integrationsprobleme treten schon im Kindergarten auf", weiß Aydin Akcay aus Erfahrung. Die Ausländerquote sei schnell erreicht und oft sei kein Kindergartenplatz in der Nähe frei. Nadir Kuytak wünscht sich eine stärke Förderung der Muttersprache: "Wer seinen Muttersprache nicht beherrscht, kann auch keine zweite Sprache dazulernen."

Renate Nöbe engagiert sich als ehrenamtliche Helferin. Das genaue Wahlergebnis ist für sie nicht entscheidend: "Wir wollen gemeinsam aktiv werden. Darauf kommt es an."

Die Wahlbeteiligung bei der letzten Wahl lag bei 18,6 Prozent. In diesem Jahr wurden bislang 310 Stimmen per Briefwahl abgegeben.

Wer nicht am Wahlsonntag persönlich das Wahllokal aufsuchen kann oder möchte, hat die Möglichkeit, seine Stimme vorab per Briefwahl abzugeben. Dieses ist seit dem 18. Januar in Zimmer 23 im Erdgeschoss des Rathauses für die Integrationsratswahl am 7. Februar geöffnet.

Das Briefwahlbüro ist montags und dienstags von 8 bis 16 Uhr geöffnet, mittwochs und freitags von 8 bis 12.30 Uhr und donnerstags von 8 bis 17.30 Uhr. Außerdem ist das Büro am Freitag vor den Wahlen, 5. Februar, bis 18 Uhr geöffnet.

Wer sich seine Briefwahlunterlagen per Post zuschicken lassen möchte, kann diesen Antrag schriftlich stellen.
Für die Briefwahl gibt es mehrere Varianten:

1. Der Wähler füllt seine Wahlbenachrichtigungskarte aus, unterschreibt sie, schickt sie per Post ans Briefwahlbüro im Rathaus und bekommt anschließend seine Unterlagen zugeschickt, um dann - ebenfalls per Post - von zu Hause aus wählen zu können. Wichtig: Bitte die Unterschrift im farblich hinterlegten Feld auf keinen Fall vergessen!

2. Der Wähler füllt seine Wahlbenachrichtigungskarte aus, unterschreibt sie und kann dann im Rathaus (Zimmer 23, Erdgeschoss) die Briefwahlunterlagen beantragen. Dabei muss der Pass vorgelegt werden.

3. Die Unterlagen können auch im Auftrag des Wahlberechtigten einem Stellvertreter ausgehändigt werden. Dann muss die Berechtigung zur Empfangnahme durch eine schriftliche Vollmacht nachgewiesen werden. Diese ist auf der Rückseite der Wahlbenachrichtigungskarte zu finden. Von der Vollmacht kann allerdings nur Gebrauch gemacht werden, wenn die bevollmächtigte Person nicht mehr als vier Wahlberechtigte vertritt.

Pressekontakt: Anne Schwierz, Telefon: 0 23 66 / 303 180, E-Mail: a.schwierz@herten.de



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