Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 25. Februar 2010

Nach 100 Jahren und einem Monat: Aus Flender wird Siemens

Stadtarchiv präsentiert das "Historische Foto des Monats" März

Bocholt (pd).

Als am 29. März 1910 die Firma "A. Friedrich Flender & Co. Düsseldorf-Reisholz" in das Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts zu Bocholt eingetragen wurde, ahnte noch niemand, dass dieses Unternehmen der Metallbranche in den kommenden Jahrzehnten mit weltweit rund 6.700 Beschäftigten zu einem der größten Arbeitgeber der bislang von der Textilindustrie dominierten Stadt Bocholt werden würde.

Vier Monate zuvor, am 8. Dezember 1909, war der Düsseldorfer Kaufmann Friedrich Flender (1876-1939) erstmals nach Bocholt gekommen und mit dem Fabrikanten Franz Tangerding (1873-1957) zusammengetroffen. Dessen Firma, Maschinenfabrik und Eisengießerei Dieckmann & Tangerding, fusionierte schließlich 1910 mit dem Düsseldorfer Unternehmen (Werk I), und Tangerding trat als persönlich haftender Gesellschafter bei Flender ein. Seine Fabrik am Westend wurde Werk II. 1916 übernahm Flender die Maschinenfabrik und Eisengießerei Hesselbein & Reygers an der damaligen Sachsenstraße, das nun als Werk III zum Unternehmen gehörte. Während der Wirtschaftskrise vereinigte Friedrich Flender 1931 alle drei Werke an der Sachsenstraße, so dass Bocholt nunmehr Hauptfirmensitz für die Produktion und den Vertrieb von Getrieben und Antriebselementen aller Art wurde. Sieben Jahre darauf kaufte Flender das Verwaltungsgebäude der früheren Weberei Karstadt an der Kaiser-Wilhelm-Straße und nutzte es als Bürohaus, 1941 kamen die Fabrikanlagen der einstigen Maschinenfabrik Pieron an der Münsterstraße hinzu.

Das Foto zeigt das nunmehr neue Flender-Verwaltungsgebäude für die kaufmännischen Abteilungen an der früheren Sachsenstraße. Es wurde zwischen 1958 und 1960 gebaut und galt seinerzeit als größtes und modernstes Bürohaus weit und breit. 1970 erweiterte man es um eine weitere, 40-prozentige Nutzungsfläche. Seine repräsentative Wirkung beeindruckt bis heute. Es steht inmitten eines rund 63.000 Quadratmeter großen Areals, das durch mehrmaligen Grunderwerb nach dem Zweiten Weltkrieg seinen heutigen Umfang erreichte. Der bisherige Firmeninhaber Dr. Flender verstarb 1969. Ihm zu Ehren benannte man drei Jahre darauf die Sachsenstraße in Alfred-Flender-Straße um. 1986 wurde die Flender GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Im Jahre 2005 kaufte die Siemens AG den Getriebehersteller und integrierte ihn als Geschäftsbereich in ihre Firma. Mit der juristischen Überführung von Flender in das Unternehmen Siemens im April 2010 endet schließlich die Geschichte des selbstständigen Antriebsherstellers – nach einhundert Jahren und einem Monat.

© Stadtarchiv Bocholt 2010, Text: Wolfgang Tembrink

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Büro des Bürgermeisters, Pressesprecher Karsten Tersteegen, Telefon 0 28 71 95 33 27, E-Mail: karsten.tersteegen@mail.bocholt.de


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Flender Verwaltungsgebäude © Stadtarchiv Bocholt