Kreis Steinfurt/Hörstel. Schon vor den Ateliers des DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst duftet es am Donnerstagabend nach Popcorn. Der Kino-Duft täuscht nicht: Die Künstlerin Petra Warrass spricht mit Besuchern über ihre Werke, auch über das aktuelle Film-Projekt „Wir sind die Anderen". Hierfür fragt sie nach den Lieblingsfilmszenen der Menschen und fügt die Antworten zu einem neuen Mosaik zusammen. Die ersten Besucher nehmen sich einen der Zettel, auf denen sie ihre Szene formulieren sollen.

Zusammen mit Petra Warrass ist Nikola Dicke zu Gast im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst. Die beiden Künstlerinnen sind Stipendiatinnen des Projektstipendiums KunstKommunikation 10 und stellen schon einmal vor, was sie in den nächsten Monaten umsetzen möchten und präsentieren auch einen Einblick in ihr bisheriges Schaffen.

So stellt Petra Warrass auch Fotos aus den Jahren 2000 bis 2004 aus. „Es ist alles inszeniert, jede Kleinigkeit", erzählt sie. „Fall-Weisen" lautet der Obertitel dieser Fotos. Und weil es auch um das Fallen geht, habe sie viel mit Tänzerinnen und Dramaturginnen gearbeitet – nicht, dass noch jemand die Treppe tatsächlich herunterfalle. Monate oder auch Jahre arbeite sie immer mal wieder an einer Serie, an verschiedenen Orten wie Amsterdam oder Paris, je nachdem, wo sie sich gerade aufhalte, erklärt die Künstlerin auf die Frage eines Besuchers. Dabei verrät sie auch noch ein Geheimnis: Jedem Menschen, den sie fotografiert, erzählt sie vorher eine Geschichte, was er darstellen soll – der Frau in Grün beispielsweise, dass sie ein Vogel sei, der vom Boden aus lerne zu fliegen. Überraschtes Lachen, wohl jeder hatte etwas ganz anderes mit dem Foto assoziiert.

Um Licht und Schatten geht es hingegen bei Nikola Dicke. Fasziniert hören die Besucher, wie sie dreidimensionale Licht-Zeichnungen schafft: Auf dem geschwärzten Diarahmen zeichnet sie originale Miniatur-Handzeichnungen. Diese werden dann in beliebiger Größe projiziert und verwandeln Räume oder Häuser in Licht-Zeichnungen. „Und das alles auf so einem kleinen Dia", staunt ein Besucher.

„Graffiti Mobil" heißt ihr Projekt, denn die Licht-Zeichnungen sind leicht mit einem echten Graffiti zu verwechseln und alles, was sie dafür braucht, hat sie in ihrem Bulli parat. Mit ihm wird sie ab Oktober zu Kunden fahren. Diese geben den Ort vor, Nikola Dicke wird auf ihn zeichnerisch antworten.

Gerd Andersen, Kuratorin des DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst ist von dem Konzept des Künstlergesprächs überzeugt: „Es ist eine Möglichkeit, sich intensiver mit der Kunst auseinander zu setzen." Oft ermöglichten Hintergründe und Biografie eines Künstlers ganz neue Blicke auf sein Werk. Tatsächlich: Die rund 30 Besucher genießen es sichtlich, mit den Künstlerinnen in so vertrauter Umgebung sprechen zu können. Und auch Petra Warrass findet solche Künstlergespräche sehr wertvoll: „Wie es hier gemacht wird, ist es ideal."