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Presseinformation

30. April 2010
Schweres Gerät im Naturschutzgebiet? Was passiert in den Bockholter Ber-gen?
Maßnahmen zum Schutz der Wacholderheide
Kreis Steinfurt/Greven. Spaziergänger im Grevener Naturschutzgebiet „Bockholter Berge“ wundern sich: Große Forstmaschinen haben Bäume gefällt, deren Stämme jetzt gestapelt am Wegrand lagern. Soll das Naturschutz sein?

Das Umweltamt des Kreises Steinfurt bejaht dies. „Wir wollen dort die Wacholderheide erhalten und ausweiten. Deshalb müssen schattenspendende Bäumen dringend gefällt und offene Flächen geschaffen werden“, so Amtsleiter Antonius Schulze Elfringhoff. Derzeit noch intakte Heidebereiche blieben weitestgehend erhalten. Nur in den Teilen, die mittlerweile mit Gehölzen zugewachsen und von Brombeeren und Gräsern erobert würden, werde gehandelt. Als nächstes steht das flache Abschieben des humosen Bodens an – alles Maßnahmen, um die letzte Wacholderheide im Kreisgebiet zu erhalten und auszuweiten. Fachlich begleitet werden die Entwicklungsmaßnahmen durch Biologen.

Aber warum jetzt und nicht im Winter? Hintergrund, so Schulze Elfringhoff, ist die besondere Biologie der seltenen Zauneidechse: Die streng geschützte Reptilienart genießt besonderen Schutz – gerade in FFH-Gebieten (Flora, Fauna, Habitat), zu denen auch die Bockholter Berge gehören. Die Zauneidechse erwacht zurzeit aus ihrer Winterstarre, in der sie sich schon seit August befindet. Sie überwintert in frostfreien Quartieren wie Wurzelhohlräumen oder Kleinsäugerbauten, die auch in den abgeholzten Waldbereichen sein können. Anfang Juni legt die Zauneidechse ihre Eier in den Sand, die etwa sechs Wochen bis zum Schlupf benötigen. Die Bodenmaßnahmen können daher nur im Monat Mai stattfinden, wenn die Tiere aktiv sind und noch keine Eier abgelegt haben. Nur so lässt sich vermeiden, dass Zauneidechsen oder ihre Nachkommen in größerer Zahl getötet werden. Und genau das hat oberste Priorität. Daher muss der Naturschutz eine Maßnahme, selbst wenn diese zu Störungen während der Brutzeit führen kann, zum Wohle der Zauneidechsen jetzt vornehmen. Für den langfristigen Erhalt der Heidelandschaft mit ihren seltenen Arten sei dieser Kompromiss erforderlich.

Und noch mehr Interessantes gibt es zu lernen über die Bockholter Berge. Demnächst wird die dauerhafte Pflege des Gebietes mit einer Schafherde der Rasse „Bentheimer Landschafe“ von der NABU-Naturschutzstation Münsterland sicherstellt. Dann übernehmen die Schafe die Arbeit, halten die Gehölze klein und die Flächen offen. Desweiteren wird künftig auch das Naturerlebnis in dem Gebiet verbessert. So wird für die Besucher eine neue Wegeführung durch das Dünengebiet mit einer neuen Sitzgruppe geschaffen. Weiterhin soll ein Lehr- und Erlebnispfad im Zusammenhang mit einer Wander- und Erlebniskarte entwickelt werden. Auch geführte Wanderungen, Radtouren mit Heidebesuch und „Lammessen“ in der Partnergastronomie sollen als buchbare Veranstaltungen angeboten werden. Familien können einen „Na-turerlebnisrucksack“ ausleihen. So kann die Attraktivität und der Erholungswert des beliebten Ausflugszieles weiter gesteigert werden.

Alle Maßnahmen werden über ein Projekt mit dem Titel „NaturGenussRoute“ mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung gefördert. Sie werden von der NABU Station Münsterland umgesetzt. Dabei findet eine enge Zusammenarbeit mit dem Kreis Steinfurt und dem Regionalforstamt Münsterland statt.




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Eine Schafherde wird demnächst die Wacholderheide in den Bockholter Bergen beweiden



Herausgeber:
Kreis Steinfurt, Stabsstelle Landrat; Pressesprecherin: Kirsten Weßling; Tecklenburger Straße 10, 48565 Steinfurt
Telefon: 02551-692160, Telefax: 02551-692100; www.kreis-steinfurt.de, kirsten.wessling@kreis-steinfurt.de