28. Mai 2010
Kreis Viersen
Die ehemalige Tongrube nordwestlich von Brüggen hat durchaus ihren Reiz. Im Grenzwald gelegen, hat das 48 Hektar große Areal in seiner sanften Berg- und Tallandschaft recht wenig vom ansonsten flachen Niederrhein. Wer nicht wüsste, dass knapp unter der Oberfläche 250.000 Kubikmeter Schlacken aus dem Krefelder Müllofen, aber auch Asbestzement, Gips oder sonstige Mineralien lagern, wollte hier die Liege ausbreiten und ein Sonnenbad nehmen. Wir befinden uns auf der Deponie Brüggen II, die der Kreis Viersen vor knapp zehn Jahren an die Entsorgungs-Gesellschaft Niederrhein (EGN) abgegeben hat.
Die Mitglieder des Betriebsausschusses Kreis Viersen haben einige der Deponien unter die Lupe genommen. In Brüggen II sind die Ausschuss-Mitglieder erstaunt, dass man die Abfälle weder sieht noch riecht. "Die Deponie lag ein paar Jahre still und ist erst seit 2005 wieder in Betrieb", erklärt der Ingenieur Thomas Fremmer von der EGN den mit Gummistiefeln ausgerüsteten Kreis-Politikern. Noch ein halbes Jahrhundert öffnet sich die alte Tongrube für die Abfälle, die weitgehend aus Krefeld, aber auch aus Viersen und Mönchengladbach kommen. Bis zu 4,6 Millionen Kubikmeter mineralischen Müll "schluckt" der grüne Schlund noch, so steht's im Steckbrief des Abfallbetrieb Kreis Viersen.
Zuvor hat sich der Betriebsausschuss zwölf Kilometer weiter südlich, in Elmpt, kundgetan. Dort befindet sich die Alt-Deponie Hillenkamp, die bereits vor 33 Jahren stillgelegt worden ist. Nachdem dort, südlich von Ortskern und A52 und einen Steinwurf vom Rollfeld des ehemaligen britischen Militärflughafens rund 170.000 Kubikmeter weitgehend Elmpter Abfall abgekippt worden ist, war das Loch "verfüllt", wie es in der Fachsprache heißt. Jetzt ist Hillenkamp in der Nachsorgephase.
Station Nr.3 führt die Ausschussmitglieder zur "größten Baustelle des Kreises Viersen", wie es Reinhard Wernitz, Leiter des Abfallbetriebes Kreis Viersen, ausdrückt: Brüggen I. Dort, südlich von Bracht nahe der B221, sind auf 12,5 Hektar zwischen 1967 und 1985 rund 1,1 Millionen Kubikmeter Müll gelandet. Die Firma Sanders ist momentan mit Hochtouren dabei, die Deponie zu rekultivieren. Heißt: Räumer bewegen gewaltige Erdmassen, Zäune werden gezogen, Brunnen gebohrt, Wassertanks im großen Stil transportiert, Sträucher gepflanzt, chemische Analysen erstellt.
"Dieses Material ersetzt die Kiesschicht", erläutert Sanders-Geschäftsführer Karl-Willi Fleischer den Ausschuss-Mitgliedern eine elastische Dränmatte aus Kunststoff, schwarz und geruchsneutral. Bruno Liedgens, Ingenieur beim Kreis Viersen, steigt mit dem Ausschuss-Vorsitzenden Hans-Willy Troost in einen der vier Brunnenschächte und demonstriert, wie die Systeme arbeiten und das Wasser vom höchsten Punkte der Deponie in den Graben geleitet wird, der sich wie ein Gürtel um Brüggen I zieht.
Oben schaut Andreas Budde, der Technische Dezernent des Kreises, noch mal in die Unterlagen: Die Endrekultivierung allein dieser Halde umfasst ein Finanzvolumen von 5,7 Millionen Euro, steht dort. An anderer Stelle wird deutlich, dass das Thema Abfallwirtschaft den Kreis Viersen noch länger beschäftigen dürfte: Seit knapp 20 Jahren produziert jeder Einwohner im Kreisgebiet pro Jahr mindestens eine halbe Tonne an Abfällen.
Nach diesem Ausflug lesen die Ausschuss-Mitglieder die Berichte des Abfallbetriebs mit anderen Augen.
Deponie
Unter Leitung von Betriebsleiter Reinhard Wernitz (r.) und Dezernent Andreas Budde (4.v.r.) haben sich die Mitglieder des Betriebsausschusses Kreis Viersen mit ihrem Vorsitzenden Hans Willy Troost (6.v.r.) drei Deponien angesehen. Auf der Deponie Brüggen II (Foto) erläuterten Ingenieur Thomas Fremmer (l.) und Betriebswirt Ulrich Backes (2.v.l.) von der Firma EGN die Anlagen. Später, in der vom Kreis Viersener Abfallbetrieb geführten Deponie Brüggen I, stellte Ingenieur Bruno Liedgens (3.v.l.) die Einrichtung vor. Foto: Axel Küppers / Abdruck honorarfrei
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