Klar kommen, klar sein, klar bleiben

10.06.2010 | Herten

Schüler werden über Alkoholmissbrauch aufgeklärt

„Wussten Sie eigentlich, dass im Jahr 2000 knapp 9500 Kinder und Jugendliche bundesweit wegen einer Alkoholvergiftung notversorgt werden mussten? Und wussten Sie, dass sich diese Zahl 2007 auf 23.000 Personen erhöht hat?“ Die Zahlen, die Jugendschutzbeauftragte Sylvia Steffan nennt, klingen alarmierend. Im Trend bei Jugendlichen: „Komasaufen“ und „Flatrate-Partys“. Ein gemeinsames Angebot von Stadt, Diakonie, DROB, Kreisgesundheitsamt und Hertener Selbsthilfegruppen soll nun aufklären.

„Komm klar“ heißt der Präventionskurs, in dem Schüler mit Spielen, Aktionen und Gesprächsrunden alles über das Thema Alkoholmissbrauch erfahren. 24 Schülerinnen und Schüler der Martin-Luther-Schule aus Westerholt ergreifen nun die Chance und durchlaufen im Kaplan-Prassek-Heim drei Lernstationen im Anti-Alkohol-Kurs.

Die Krankheit „Alkoholsucht“ wirft viele Fragen auf: „Wie werde ich abhängig und warum? Wann brauche ich Hilfe und wo bekomme ich sie? Spielerisch lernen sie bei „Wahrheit oder Pflicht“ die Problematik kennen, vertiefen diese später mit der fiktiven Figur „Hugo, der Suchtmensch“. Alkoholfreie Cocktails mit Frucht- und Tomatengeschmack gibt es an der Saftbar. „Die schmecken ja völlig normal, sind echt lecker“, meinen die jungen Kursteilnehmerinnen Sabrina und Luisa.

Im Rauschparcours erfahren die Schüler, wie der Körper unter Alkoholeinfluss funktioniert. Besonders spannend: die Rauschbrille. Durch die Brille verändert sich der Blick, Konturen werden unscharf und wackelig. „Schaut man durch die Brille, ist es so, als hätte man einen Blutalkoholwert von 0,8 Promille. Das entspricht vier großen Gläsern Bier“, erklärt Sylvia Steffan das Prinzip. Achtklässlerin Michèle ist sich sicher: „So betrunken, dass ich nicht mehr richtig sehen kann, will ich nie sein.“

 

Klassenlehrerin Barbara Althoff glaubt, dass der Kurs auf jeden Fall sinnvoll ist. „Fakt ist: die Schüler haben ganz sicher Kontakt mit Alkohol“, erzählt sie. Oft redeten die Minderjährigen darüber, es würde regelrecht mit Saufgeschichten geprahlt. Umso besser findet sie das kostenlose Angebot, Schüler über Alkoholmissbrauch aufzuklären. „Wenn ich denen was übers Trinken erzähle, hören die mir ja gar nicht zu“, meint sie.

Wie das Leben eines Alkoholikers aussieht, erfuhren die Achtklässler unter anderem bei den ehrenamtlichen Helfern des Kurses, Mitglieder aus Hertener Selbsthilfegruppen. Der 63-jährige Ewald zum Beispiel ist seit etwa 18 Jahren trockener Alkoholiker. „Ich fing an zu trinken, als ich 17 war“, erinnert er sich. Aus einem Glas Wein täglich, wurden schließlich fünf Flaschen.


„Ich habe meine Probleme damals buchstäblich runtergespült“, erklärt Ewald. Aufgewacht sei er erst, als er nach einem gescheiterten Suizidversuch in der Hertener Psychatrie gelandet ist. „Die haben mir dann geraten, keinen Alkohol mehr zu trinken und mir den Kontakt zum Blauen Kreuz Westerholt vermittelt.“ Den Jugendlichen rät er: „Lasst euch nicht durch Gruppenzwang zum Trinken animieren.

“Zahlen & Fakten zu Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen im Jahr 2009 in Deutschland (Quelle: DROB Recklinghausen):

- 60,9 % haben bis zum 15. Lebensjahr schon Erfahrungen mit Alkohol gesammelt

- 6,5 % haben bis zum 16. Lebensjahr noch keinen Alkohol probiert

- 36 % im Alter von 16 und 17 Jahren trinken regelmäßig

- in diesem Alter trinken Jugendliche durchschnittlich neun Gläser Bier pro Woche
- 21,8 % männliche Konsumenten und 12,8 % weibliche Jugendliche (16/17 Jahre) trinken mindestens ein Mal pro Woche

- am häufigsten konsumiert wird mit 47,4 % Bier

- „binge-drinking“ (Rauschtrinken): 20,4 % im Alter zwischen 12 bis 17 Jahren tranken in den letzten 30 Tagen mind. fünf Getränke/Tag

Das Cocktailbuch für alkoholfreie Drinks und weitere Infomaterialien gibt es als Download auf der Seite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Die städtische Jugendschutzbeauftragte Sylvia Steffan ist telefonisch unter 02366 / 303 197 und per E-Mail an s.steffan@herten.de  erreichbar.

Pressekontakt: Pressestelle, Ramona Hoffmann (Volontärin) Telefon: 0 23 66 / 303 227 E-Mail: r.hoffmann@herten.de



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Komm klar - Alkohol-Präventionskurs (1)

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