Berti Vogts lässt grüßen

"Ich hätte mir keinen günstigeren Tag für die Überreichung des Bundesverdienstkreuzes ausmalen können als den heutigen 7. Juli 2010: Sport, Fußball, WM in Südafrika, Halbfinale, in gut drei Stunden ist Anstoß. Und da steht hier ein Mensch, von dem ich weiß, dass sein Herz zwei Takte höher schlägt bei diesen Begriffen." Mit diesen Sätzen eröffnete Landrat Peter Ottmann die Feierstunde anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Willi Wittmann.

Der Nettetaler nahm die hohe Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland im Limburgzimmer des Kreishauses in Viersen entgegen. Wittmann ist dem Sport im Allgemeinen und dem Fußball im Besonderen auf herausragende Weise verbunden, betonte der Landrat.   

Ottmann: "Wie kaum ein anderer in unserem Kreis Viersen stehen Sie für Sympathie gegenüber dem Sport und dem Fußball."  Der Landrat zitierte einige Überschriften, die die Zeitungen Wittmann anlässlich dessen 70. Geburtstags vor einigen Monaten gewidmet hatten: „Mr. Sport im Grenzland“ oder „Architekt des Sports“.

"Man stelle sich vor: 70 Jahre alt, und seit einem halben Jahrhundert im Dienst des Sports", sagte Ottmann. Es begann 1961, als Wittmann Mitglied im Kreisjugendausschuss des Fußballkreises 6 Kempen-Krefeld wurde. Eigentlich, so der Landrat, begann es fünf Jahre früher, als ein damals 17-Jähriger Jungspund sich als Mitglied beim Verein SuS Schaag einschrieb. Soeben von Lobberich nach Schaag umgezogen, wollte der Youngster in der Nachbarschaft gleich Fuß fassen – also spielte er Fußball. Ottmann: "Übrigens ein beinharter Verteidiger – Berti Vogts lässt grüßen."

Im Fußballkreis mit seinen 85 Vereinen hat Willi Wittmann 1994 den Vorsitz übernommen. Seit 35 Jahren steht der Schaager an der Spitze des Nettetaler Stadtsportverbandes mit seinen 13.000 Sportlern in 55 Vereinen. Seit einem halben Jahrhundert pfeift er als Unparteiischer Fußballspiele – mittlerweile dürften es knapp 1000 sein.

"Den schwersten Job machten Sie als Schwarzkittel 1969, als die große Borussia zum Vereinsjubiläum bei Rhenania Hinsbeck antrat", so Ottmann. Als ein gewisser Günter Netzer meckerte, wies Referee Willi Wittmann den großen Blonden in die Schranken.

Lobend hervor hob Ottmann Wittmanns Ringen für eine Dreifachturnhalle in Lobberich. "Für die Werner-Jaeger-Sporthalle haben Sie über 30 Jahre hartnäckig gekämpft, 2005 sollte die Halle schließlich gebaut werden."

Der Landrat würdigte Wittmanns Verdienste um die Partnerschaften, insbesondere zur polnischen Stadt Elk.  Aber auch das humoristische Talent des Schaagers kam nicht zu kurz:  In der Schaager Karnevals-Gesellschaft ist Wittmann Gründungsmitglied, Ehrenpräsident und langjähriger Sitzungspräsident und Vorsitzender. Ottmann: "Unvergesslich ist die Art und Weise, wie Sie die Büttenabende leiteten." Nicht von ungefähr sei der große Lokalpatriot auch der erste Karnevalsprinz, den die Stadt Nettetal im Jahre 1974 aufzubieten hatte.

Unter den zahlreichen Auszeichnungen des Willi Wittmann hob Ottmann zwei hervor: "Sie sind Träger des silbernen Nettetalers Ihrer Heimatstadt und besitzen die goldene Ehrennadel des Fußballverbandes Niederrhein."

Der Landrat ging auch auf das Privatleben des Geehrten ein: "Nach dem Tod Ihrer Ehefrau Marion haben Sie nach einer Zeit der Trauer ein neues Glück gefunden. Und wieder gen Osten geblickt." Noch vor der Wende habe Wittmann die in der ehemaligen DDR geborene Regina Polster vor den Traualtar geführt.

Auch beruflich sein Wittmann ein verlässlicher Partner gewesen: Nach einer Lehre beim Steuerberater Josef Schroers in Breyell  war er kaufmännischer Angestellter bei der Textilveredlung Schroers in Schaag, in den letzten 25 Jahren als Büroleiter. Seit acht Jahren  genießt Wittmann seinen Ruhestand. 

Für die Zukunft habe Willi Wittmann zwei Wünsche: dass das Geld den Amateurfußball nicht kaputt macht; und dass er 2037 mit Ihrer Frau die Goldhochzeit feiern kann. Der Landrat: "Lieber Herr Wittmann: Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Ihre Wünsche in Erfüllung gehen."