Start in ein neues Leben

31.08.2010 | Herten

Bürgermeister besucht CJD Herten in Bertlich

Hier wohnen, leben, lernen und arbeiten zu können, ist für viele Kinder eine große – wenn nicht sogar die letzte – Chance, ihr Leben in geregelte Bahnen zu lenken. Im Christlichen Jugenddorf in Bertlich (CJD) finden junge Leute einen Ort der ihnen das gibt, was ihnen bisher im Alltag gefehlt hat: eine Perspektive. „Es geht mit Volldampf nach vorne!“, Bürgermeister Dr. Uli Paetzel ist begeistert, wie sich das CJD Herten seit seinem letzten Besuch 2004 entwickelt hat.

Wer hier wohnt, hatte es bisher nicht leicht im Leben: Es sind oft Jugendliche mit kriminellem Hintergrund, emotionaler Behinderung, aus schwierigen sozialen Verhältnissen oder mit trauriger „Drogenkarriere“. Auch junge Mütter oder Schwangere bekommen hier Hilfe. Dabei ist es egal, ob sie Konflikte mit sich selbst, ihrem Umfeld oder der Mutterrolle haben. „Und wie ist das mit anderen Glaubensrichtungen?“, fragt Uli Paetzel. „Kein Problem“, sagt CJD-Einrichtungsleiter Marco Schlicht und erläutert auch gleich, dass alle Konfessionen willkommen sind.

Im CJD leben sie in betreuten Wohngruppen. Neben der allgemeinen Betreuung werden ihnen alltägliche und lebenspraktische Fähigkeiten und Werte vermittelt. Darüber hinaus haben die „Problemkids“ die Möglichkeit ihren Schulabschluss nachzuholen. Andere wiederum nehmen an berufsvorbereitenden Maßnahmen teil oder machen sogar ihre Ausbildung. Das kann direkt beim CJD passieren oder einem kooperierenden Betrieb. Deshalb kann ein Aufenthalt bei CJD zwischen einem und fünf Jahren dauern.

„Die jungen Menschen können oft den Anforderungen des Alltags nicht entsprechen“, weiß Mitarbeiterin Amelie Rotthoff. Deshalb sei es besonders wichtig, dass die Bewohner ihre Persönlichkeit entwickeln und vorantreiben. Ob die Probleme der Jugendlichen schwieriger als früher geworden seien, will der Bürgermeister wissen. „Auf jeden Fall“, findet Amelie Rotthoff. „Die Familienstrukturen haben sich stark verändert.“ Oft würde dem Nachwuchs „Lustlosigkeit“ vorgelebt.

Um solche Dinge in den Griff zu bekommen, gibt es im CJD die Motivationsgruppe. Hier herrscht ein strukturierter Tagesablauf. Morgens aufstehen, gemeinsames Frühstücken und Abwaschen, dann eine Entspannungsübung. Schließlich Unterricht und Training zum Sozialverhalten. Neben Mathe und Deutsch lernt man hier auch soziale Kompetenzen, Konfliktlösungen und die Fähigkeit, sich konzentrieren zu können.

Die Bewohner leben in Wohngemeinschaften zusammen. Ihr vorübergehendes zu Hause sind beschauliche Reihenhäuschen, mitten in einer familiären Bertlicher Wohnsiedlung. Nur das hölzerne Schild zwischen den kleinen Gebäuden in der Pestalozzistraße erinnert Besucher daran, dass sie hier im Jugenddorf sind. „Der klare Vorteil im Wohngebiet ist, dass die Jugendlichen nicht völlig isoliert sind.“

Vorhänge, Teppiche, bunte Wände und Bilder lassen nicht vermuten, dass es sich um Wohnungen einer sozialen Einrichtung handelt. „Hier soll ein Ort sein, wo die Jugendlichen ankommen und sich wohl fühlen“, erklärt Amelie Rotthoff. Jeder hat hier sein eigenes Zimmer. „Darauf legen wir großen Wert“, meint Marco Schlicht. Extras, wie Playstation, Handy oder bestimmte Einrichtungsgegenstände, müssen sich die Jugendlichen erarbeiten und verdienen. „Zum Beispiel dadurch, dass sie sich an alle Regeln halten. Oder regelmäßig die Kurse besuchen“, weiß der Einrichtungsleiter.

Probleme, die es in der Vergangenheit mit den Anwohnern gegeben hat, seien größtenteils beseitigt, so Schlicht. Im Gegenteil: „Hier wohnen viele ältere Menschen. Die finden selbst, dass sie einen sozialen Auftrag haben.“ Zukünftig wolle man Patenschaften in die Wege leiten, überlegt Marco Schlicht. Wichtig sei vor allem, die jungen Menschen nicht in die Opferrolle zu stecken.

Pressekontakt: Pressestelle, Ramona Hoffmann (Volontärin) Telefon: 0 23 66 / 303 227 E-Mail: r.hoffmann@herten.de



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