Reet fürs Huus

Hui - ein Kreisdirektor als Dachdecker: Das gibt's nur im Niederrheinischen Freilichtmuseum. Als die Reetdachdecker des holsteinischen Handwerksunternehmens Schmütz auf dem Dach des Pannekookehuus loslegte, gesellte sich Dr. Andreas Coenen zu den flinken Burschen und half, die schadhaften Stellen auszubessern. Bis einschließlich Samstag können Besucher des Volkskundemuseums an der Grefrather Stadionstraße den Reetdachdeckern noch auf die Finger schauen. Geöffnet ist täglich von 10 bis 18 Uhr (Tel. 02158/917313).

Reet oder Teichschilfrohr, das auf den Dächern des sechs Hektar großen Gelände des Freilichtmuseums zuhauf zu sehen ist, diente den Menschen früher als wichtiges Isoliermaterial gegen die Naturgewalten. "In der Zeit, als das Pannekookehuus noch als Postkutschenstation genutzt wurde, bauten die Menschen mit den Stoffen, die in der Natur und der jeweiligen Region zu finden waren", sagt Dr. Coenen. In Norddeutschland, aber auch am Niederrhein in den sumpfigen Landschaften war es das Reet, das zur Dacheindeckung der Häuser und Scheunen genutzt wurde. Die Stengel sind deshalb so nützlich, weil sie extrem bruchsicher, biegefest und sehr elastisch sind - selbst alte Eichendachstühle bereiten diesem Material keine Probleme.

Am Pannekookehuus, deren Gastronomie während der Dacharbeiten geöffnet bleibt, wird das Reet angeliefert und auf einer Fläche von rund 100 Quadratmetern verarbeitet. Die bestehende etwa 30 Zentimeter dicke Reetschicht hatte im Laufe der Zeit durch Sonne, Wind und Verrottung abgenommen und muss nun erneuert werden. Die Kosten hierfür: ca. 15.000 Euro. Deckstühle, Leitern und Laufbäume ermöglichen den Arbeitern aus Norddeutschland das sichere Hantieren in luftigen Höhen.  Dr. Coenen: "Die Reethalme werden auch heute noch mit einem Treibbrett in die Bindung getrieben", sagt Herbert Verlinden, Architekt bei der Kreisverwaltung.

Na dann: Gut Reet!

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