28. Oktober 2010

Aus ehemaligen Feinden sind Freunde geworden

VDK: Startschuss für die jährliche Herbstsammlung

Tönisvorst

Landrat Peter Ottmann und der Tönisvorster Bürgermeister Thomas Goßen haben den Startschuss für die Haus- und Straßensammlung des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (VDK) gegeben. Auf dem Wochenmarkt in St.Tönis gingen Ottmann und Goßen mit der Sammelbüchse rund und baten die Bürger um Spenden. Ottmann ist VDK-Vorsitzender im Kreis Viersen, Goßen VDK-Vorsitzender in Tönisvorst. Die Sammlung läuft bundesweit bis 19. November. „Mit unserer Aktion wollen wir die Bürger auf die Arbeit des Vereins aufmerksam machen und um Unterstützung bitten“, sagt Landrat Ottmann.

Jedes Jahr im Herbst machen sich die ehrenamtlichen Sammler des VDK auf den Weg, Spenden zu sammeln. „Immer häufiger müssen sie sich der Frage stellen, ob ihre Arbeit noch Sinn macht – liegt doch der letzte Weltkrieg 65 Jahre zurück“, sagt Thomas Goßen. Es sind nicht mehr viele Menschen, die den Krieg erlebt und einen persönlichen Bezug zu den Opfern haben. In den Familien schwindet die Erinnerung an das Schicksal der Gefallenen und Vermissten. Doch auch heute noch erkundigen sich viele Familien beim VDK nach dem Schicksal ihrer Angehörigen, die sie durch den Krieg verloren haben. Tausende nutzen monatlich die Datenbank des Volksbundes, die seit zehn Jahren über das Internet zugänglich ist. Goßen: „Diese Datei enthält Angaben zu über vier Millionen Grabanlagen.“ „Bis zu 30.000 Anfragen monatlich gehen bei der Zentrale des VDK in Kassel ein“, bestätigt Marco Hally, der Geschäftsführer des Kreis-VDK.

Über www.volksbund.de lassen sich die Namen von rund 4000 Menschen aus dem Kreis Viersen recherchieren, die als Folge der beiden Weltkriege ihr Leben verloren haben. So etwa Josef Borgs aus Grefrath, der als Schütze mit 21 Jahren in Rußland fiel und auf der einer Kriegsgräberstätte in Rußland ruht. Oder Wilhelm Kother aus Kempen, der 21-jährig umkam und dessen Grab sich in Rußland befindet. Oder Jakob Verheyen aus St.Tönis, der seine letzte Ruhestätte auf der Kriegsgräberstätte in Pärnu/Estland gefunden hat.

„Viele Kriegstote, insbesondere in Osteuropa, konnten noch nicht geborgen werden“, so Landrat Peter Ottmann. Nur drei unter Tausenden: Heinrich Bellen aus St.Tönis, Heinrich Peter Dammer aus Kaldenkirchen oder Martin Caspers aus Viersen. Doch nach ihnen wird noch gesucht. Jedes Jahr bergen die VDK-Mitarbeiter in Mittel- und Osteuropa etwa 40.000 Kriegstote. Viele Gräber sind geplündert. Trotzdem konnte bisher über 25.000 unbekannten Toten der Name wiedergegeben werden. Der Volksbund hebt damit die Toten der beiden Weltkriege aus der Anonymität der Geschichtsbücher heraus und hilft, Schicksale zu klären und den Angehörigen einen Ort der Trauer und des Gedenkens zu geben.

Beispielsweise wird die Kriegsgräberstätte im belgischen Lommel jedes Jahr von über 30.000 Menschen besucht. Wer das erste Mal auf diesen Friedhof kommt, begreift, was Krieg bedeutet: Hally: „Jedes der 30.000 Grabkreuze steht für einen verlorenen Vater, Bruder, Sohn.“ Im Rahmen der VDK-Jugendarbeit können Jugendliche Kriegsgräberstätten in ganz Europa besuchen und einen Beitrag zur Pflege dieser Stätten leisten. Auch Soldaten setzen die Gräber instand. „Im Laufe der Jahrzehnte sind so durch die gemeinsame Arbeit aus ehemaligen Gegnern oft Freunde geworden“, sagt Ottmann. Sie legen Zeugnis darüber ab, dass ihr Tod, wenn er denn überhaupt irgendeinen Sinn haben könnte, dann nur diesen: Die Lebenden zu mahnen, nie wieder einen so fürchterlichen Krieg zu beginnen.

Info:
Der VDK hat bisher über 820 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten errichtet, auf denen etwa zwei Millionen Kriegstote ruhen. Die Unterhaltung eines Grabs im Ausland kostet jährlich etwa fünf Euro. Bau und Pflege dieser Friedhöfe sind zu einem großen Teil nur durch Spenden möglich. Das wird auch durch die jährliche Haus- und Straßensammlung gesichert.

www.volksbund.de


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Landrat Peter Ottmann (l.) und der Tönisvorster Bürgermeister Thomas Goßen sammeln auf dem St.Töniser Wochenmarkt für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Foto: Friedhelm Reimann / Abdruck honorarfrei

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Axel Küppers
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