Bocholt, 19. November 2010
Fälle Häuslicher Gewalt: „369 x“
Gleichstellungsausschuss tagte in der „Rosenstraße 76“
Bocholt (pd) .
„369 x“ – diese Zahl steht für 369 angezeigte Fälle häuslicher Gewalt bei der Kreispolizeibehörde Borken im Jahr 2007. Der Leiter der Polizeihauptwache Bocholt, Wolfgang Seggewiß, berichtete den Mitgliedern des Ausschusses für Fragen der Gleichstellung von Frau und Mann der Stadt Bocholt in seiner Sitzung am Donnerstag, 18. November 2010, über die Erfahrungen der Polizei mit Häuslicher Gewalt.
Neben Wolfgang Seggewiß informierten auch sein Kollege Bernhard Kronenberg, Leiter des Kriminalkommissariats Bocholt, und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bocholt, Annette Hünting, über die aktuelle Entwicklung und Hintergründe zum Thema „Häusliche Gewalt“.
Die Sitzung des Ausschusses fand in der „Rosenstraße 76“ statt - der Ausstellung des Runden Tisches GEWalternativen in der ehemaligen Bocholter Staatsanwaltschaft, Benölkenplatz 3. Die Ausstellung, die schon in vielen Städten Deutschlands aufgebaut wurde, trägt in Bocholt den Titel „Trautes Heim – (k)ein Glück allein“. Der Name „Rosenstraße“, so die Gleichstellungsbeauftragte, wurde für die Ausstellung gefunden, da sich im Kreislauf häuslicher Gewalt oftmals ein gleiches Muster wieder findet: „Rosen – Entschuldigung – neue Gewalt – Rosen“, so Hünting.
Die Vertreter der Polizei gingen besonders auf die Möglichkeiten der Polizei bei Häuslicher Gewalt nach Einführung des Gewaltschutzgesetzes im Jahr 2002 ein. Betrachtete die Öffentlichkeit damals häusliche Gewalt noch als „reine Privatsache“ ist nun die Polizei von Amts wegen verpflichtet, die Fälle zur Anzeige zu bringen, sagte Seggwiß. So kann z. B. der Täter von der Polizei bis zu 10 Tagen aus der Wohnung gewiesen werden. Früher mussten die Opfer ihr Zuhause verlassen. Neben der reinen Anzeigeaufnahme informiert die Polizei, so Seggewiß, auch über Beratungsstellen und weitere Möglichkeiten, der häuslichen Gewalt zu begegnen. In 214 Fällen fand eine Vermittlung der Polizei an Beratungsstellen im Jahr 2007 statt. Er teilte außerdem mit, dass diese Zahlen in jedem Jahr schwanken, so dass in 2009 weniger Fälle von der Polizei aufgenommen wurde. Sicher ist aber auch, dass die Dunkelziffer bei Häuslicher Gewalt weiterhin hoch ist.
Häusliche Gewalt gibt es in allen Gesellschaftsschichten. In 50 % der Fälle findet sie in Familien mit Migrationshintergrund statt. In 11 – 15 % geht die Gewalt von Frauen aus. Dabei gibt es verschiedene Formen Häuslicher Gewalt, so die Gleichstellungsbeauftragte. Sie kann z. B. in sexueller, emotionaler, ökonomischer und psychischer Form ausgeübt werden. Sie betrifft neben Frauen auch die Kinder. Sind Kinder von Fällen häuslicher Gewalt betroffen, so teilt die Polizei dieses direkt dem Jugendamt mit. Benedikt Püttmann, Leiter des Fachbereichs für Jugend, Familie und Sport der Stadt Bocholt, berichtete von den positiven Erfahrungen Betroffenen zu helfen, die in Zusammenarbeit mit der Polizei gemacht wurden.
Im Anschluss an die Information besichtigten die Ausschussmitglieder die Ausstellung. Bis Donnerstag, 25. November 2010, kann die Ausstellung in der ehemaligen Staatsanwaltschaft noch besucht werden. Weitere Informationen sowie Termine für Gruppenführungen und Schulklassen sind unter der Tel-Nr. 0174/7204955, erhältlich.
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de
Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:
Ausschusssitzung Gleichstellung am 18. November 2010
Wolfgang Seggewiß und Bernhard Kronenberg von der Polizeihauptwache Bocholt (links) informieren die Ausschussmitglieder zum Thema "Häusliche Gewalt - Erfahrungen der Polizei", Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt