Kreis Steinfurt/Rheine. „Häuslicher Gewalt wirksam entgegentreten, Kinder schützen, Opfern helfen" – Das war das Thema einer Fachveranstaltung für Lehrerinnen und Lehrer der Grund- und Förderschulen im Kreis Steinfurt, zu der die Arbeitsgruppe „Recht" des „Runden Tisches gegen häusliche Gewalt im Kreis Steinfurt" in die Volkshochschule Rheine eingeladen hatte. Wie Monika Hoelzel, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Rheine, und Anni Lütke Brinkhaus, Gleichstellungsbeauftragte der Kreisverwaltung Steinfurt, deutlich machten, sind es oft die Lehrer, an die sich Kinder wenden, wenn sie häusliche Gewalt erfahren haben. Prof. Dr. Barbara Kavemann von der Katholischen Hochschule für Sozialwesen, Berlin, erklärte, dass Gewalt in der Beziehung der Eltern und Gewalt gegen Kinder zusammenhängen. Kinder und Jugendliche, die von den Eltern misshandelt werden, und Kinder, die von intensivem sexuellem Missbrauch betroffen sind, haben mehr als doppelt so oft Gewalt zwischen den Eltern beobachtet, so Dr. Kavemann. 25 Prozent der Frauen haben mindestens einmal in ihrem Leben eine Form der körperlichen und/oder sexuellen Gewalt durch einen Beziehungspartner erlebt - zwei Drittel von ihnen haben wiederholt oder dauernd Gewalt erfahren müssen. Aus rechtsmedizinischer Sicht referierte Prof. Dr. med. Heidi Pfeiffer, Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin vom Universitätsklinikum Münster, zum Thema Kindeswohlgefährdung. Regelrecht bedrohlich sei die Entwicklung bei der Kindesmisshandlung. Nach der Statistik des Bundeskriminalamtes hat sich die Zahl der Fälle in den letzten 10 Jahren nahezu verdoppelt. Die Dunkelziffer wirke noch bedrohlicher – nach vorsichtigen Schätzungen seien es 100.000 Fälle pro Jahr, berichtete Pfeiffer. 95 Prozent der Täter seien männlich und 90 Prozent stammten aus dem Nahraum des Opfers. Die Referentinnen schilderten, welche tiefgreifenden seelischen Verletzungen durch häusliche Gewalt entstehen und wie dadurch die Gesamtentwicklung von Kindern dauerhaft negativ beeinflusst wird. Mit Veranstaltungen wie dieser will der „Runde Tisch" erreichen, dass Verantwortliche und Institutionen, die in ihrer täglichen Arbeit dem Thema begegnen, sich vernetzen und somit gemeinsam die Hilfen für Frauen und Kinder, die Gewalt erfahren haben oder von Gewalt bedroht sind, verbessern. Anni Lütke Brinkhaus betonte: „Die regionale Kooperation hat zum Ziel, die Wirksamkeit der Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen und Kindern zu erhöhen." Eine der wichtigen Aufgaben dabei sei, auf die Situation der Kinder aufmerksam zu machen und dafür Sorge zu tragen, dass eigenständige und qualifizierte Unterstützungsangebote im Kreis Steinfurt zur Verfügung stünden.