„Rathaus kann jede Stunde einbrechen“

07.03.2011 | Herten

75 Jahre Herten – Teil 1: Historische Zeitungsenten narren Leser

26. Februar 1963. Eine dramatische Meldung macht die Runde. Drei Essener Bauingenieure entdecken bei Prüfungen zum dritten Bauabschnitt des Rathauses in der Tiefe ein germanisches Heldengrab. Das Rathaus ist in ernster Gefahr, „denn in der Regel erstrecken sich diese Grabkammern bis über 100 Meter“. Jede Stunde könne das Gebäude einbrechen. Von einer Evakuierung des ganzen Rathauses ist gar die Rede, einige Amtsleiter sollen ihre Diensträume bereits verlassen haben.

Ob dieser Artikel der Hertener Zeitung Panik ausgelöst hat, oder ob die Leser bereits einen Karnevalsscherz vermuteten, ist nicht überliefert. „Ähnlich wie heute zum 1. April haben die Zeitungen damals traditionell zu Fastnacht humoristische Meldungen und Enten verbreitet“, weiß Kirsten Noetzel, Leiterin des Stadtarchivs. Sie hat zum 75-jährigen Stadtjubiläum in alten Sammlungen recherchiert und allerhand Kurioses zu Tage gefördert.

 „Rasmond, der Allgewaltige“ beispielsweise soll mit seinem Charme und schauspielerischen Können die Hertenerinnen reihenweise in Ekstase versetzt haben, wenn er im Gloria auftrat. „Berauschend schön, kraftstrotzend“ – welche Dame würde da nicht schwach? (Hertener Zeitung, 26. Februar 1963)

1957 ruft „Der Rathauspottjeh“ dazu auf, „nicht alles so krumm und euch selber nicht gar zu ernst“ zu nehmen. Er berichtet in einer Art Büttenrede von Diskussionen über den Standort des neuen Rathauses: „Die Herren von der Verwaltung sagten: ‚Das Rathaus muß in die Stadtmitte, denn wenn Herten einmal nach Westerholt eingemeindet wird, liegt es da richtig.‘“  Außerdem rege die gute Luft des Schlossparks zur Leistungssteigerung an und halte die Arbeiter, Angestellten und Beamten wach. Wie wahr! (Neueste Zeitung, 5. März 1957)

Drei kriminelle Jugendliche mussten sich 1963 angeblich „vor dem Femegericht in Langenbochum verantworten“, weil sie „in der Nacht zum Rosenmontag einen bewaffneten Aufstand“ geplant haben sollen. Die „Kampfgruppe III K“ hätten es sich nach eigener Aussage „zur Pflicht gemacht, das Andenken an den Kaiser in Ehren zu halten.“ (26. Februar 1963)

Und gleich nebenan findet sich ein wichtiger pädagogischer Rat, den Eltern auch heute noch beherzigen sollten: „Bekannte Hertener Pädagogen behaupten an dieser Stelle, daß es von den Eltern völlig falsch sei, ihre 16-jährige Tochter anzuhalten, schon um 10 Uhr Karnevalsveranstaltungen zu verlassen. Mit derartig grausamen Erlassen trügen die Eltern dazu bei, daß das Vertrauensverhältnis zu ihrer Tochter bis in die Grundmauern erschüttert würde. Es sei daher ratsam, die Kinder gewähren zu lassen. Denn nur so können die Töchter ihre Persönlichkeit entfalten.“ – Bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht Rasmond, dem Allgewaltigen in die Hände gefallen sind!

Pressekontakt: Pressestelle, Nele Däubler (Pressesprecherin), Tel: 02366/303-357, Mail: n.daeubler@herten.de



Zu dieser Meldung können wir Ihnen folgendes Medium anbieten:

Karnevalsente 1963