Pressemeldung der Stadt Bocholt

Bocholt, 09. März 2011

Jubiläumsveranstaltung zum Internationalen Frauentag

Jule Vollmer präsentierte Franziska Tiburtius und Suzanne Lenglen

Bocholt (pd).

Zur Jubiläumsveranstaltung anlässlich des 100. Internationalen Frauentages am Dienstag, 8. März, im Historischen Rathaus Bocholt hatten sich die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bocholt, Annette Hünting, und die Arbeitsgruppe „Frauen für Frauen in Bocholt“ etwas Besonderes einfallen lassen. Die Künstlerin Jule Vollmer, begleitet von Petra Riesenweber am Klavier, beeidruckte das Publikum mit ihrer Hymne auf zwei außergewöhnliche Frauen.

Bürgermeister Peter Nebelo begrüßte „als erster Bürger“ die anwesenden Damen im voll besetzten großen Saal. Er freute sich, dass so viele Frauen der Einladung gefolgt waren. Gleichzeitig dankte er den Organisatorinnen für die Vorbereitung des Bocholter Frauentages 2011. 

Kurz ging er auf die verschiedenen Stationen in der Geschichte des Internationalen Frauentages, der am 19. März 1911 zum ersten Mal u. a. auch in Deutschland stattfand, ein. “Gesetzlicher Anspruch und Wirklichkeit klaffen auch heute noch oft auseinander“, so Nebelo, und hielt fest, dass sich in 100 Jahren das Leben der Frauen verändert habe, aber die Herausforderungen, der sich die Frauen bis heute stellen müssten, nicht leichter geworden wären. Die aktuellen Themen der Gleichstellungspolitik wie „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, „Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen“ sowie die „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, so Nebelo, seien nach wie vor auf der Tagesordnung.

Mit dem Motto der amerikanischen Politikwissenschaftlerin und ehemaligen Außenministerin Madeleine Albright „Lernen wir vom Mut und der Entschlossenheit unserer Mütter und Großmütter“ wünschte er allen Anwesenden einen spannenden und interessanten Abend.

Das Motto der Amerikanerin wurde vom Netzwerk der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Borken für das eigens zum Jubiläum erschienene Briefmarkenmäppchen ausgewählt.

„Wer war sie?“ – dieser Frage ging die Schauspielerin und Autorin Jule Vollmer im Anschluss nach und stellte dem Publikum Persönlichkeiten vor, die es verdient hätten, richtig berühmt zu sein, es aber aus verschiedenen Gründen nicht wurden. Begleitet wurde die Künstlerin von Petra Riesenweber am Klavier. 

Vollmer begann mit der deutschen Ärztin und Kämpferin für das Frauenstudium: Franziska Tiburtius. Sie wurde am 24. Januar 1843 auf Gut Bisdamitz auf Rügen geboren. Ihr Entschluss, Medizin zu studieren, konnte damals in Deutschland gar nicht umgesetzt werden, so dass sie an der Schweizer Universität Zürich studierte und dort im Jahr 1876 zum Doktor der Medizin promovierte.

Mit interessanten Perspektivenwechseln beleuchtete Jule Vollmer die Lebensgeschichte Tiburtius, einmal aus Sicht der Vergangenheit, dann aus der Gegenwart. 

Nur mit Hilfe einer List und gegen zahllose Vorbehalte ihrer männlichen Kollegen und der Bevölkerung eröffnete Tiburtius gemeinsam mit einer Studienkollegin eine eigene Praxis in Berlin. Bis zum Jahr 1896 hat sie dort mehr als 20.000 Patienten, überwiegend weiblich, behandelt. 

Mit einem Augenzwinkern erzählte Jule Vollmer, dass erst nach 20 Jahren des Praktizierens gegen Franziska Tiburtius eine Massenklage wegen Führen eines falschen Doktortitels erhoben wurde. Tiburtius musste deshalb an ihren Doktortitel den Zusatz „Dr. med. der Universität Zürich“ anhängen – ein Zusatz, der ihr mehr Ruhm als Schelte einbrachte. 

Einige Jahre später eröffneten beide Frauen mit einer weiteren Studienkollegin, der deutschen Ärztin Agnes Hacker, die Chirurgische Klinik weiblicher Ärzte. Mit dieser Klinik legten sie den Grundstein für die erste Poliklinik Berlins. 

Die zweite weibliche Persönlichkeit, die von Jule Vollmer an diesem Abend mit Texten und Chansons vorgestellt wurde, war die französische Tennisspielerin Suzanne Lenglen.

Lenglen wurde am 24. Mai 1899 in Compiègne geboren. Sie war die dominierende Tennisspielerin der frühen und mittleren zwanziger Jahre. Ihre anmutige Spielweise und ihr außergewöhnliches Auftreten machten sie zu einem der ersten Weltstars des Sports. Zwischen 1919 und 1926 gewann sie 25 Grand-Slam-Titel.

Jule Vollmer berichtete über die verschiedenen Stationen der in Europa als „Die Göttliche“ verehrten Tennisspielerin in Frankreich, London und den USA. Trainiert von ihrem Vater, der beschloss, die angeschlagene Gesundheit seiner Tochter durch intensiven Sport zu stärken, stand sie bereits mit 15 Jahren im Finale der Französischen Meisterschaften – der Vorläuferin der French Open. Stationen als Armateurspielerin in Wimbledon und den USA folgten. Dann entschied sie sich, als erster großer weiblicher Tennisstar zu den Profis zu wechseln.

Lenglen verdiente in dieser Zeit als Profi bei verschiedenen Schauturnieren die für damalige Verhältnisse sensationelle Summe von 75.000 US-Dollar. Gegen ihre amerikanische Rivalin Mary K. Browne gewann sie alle 38 Spiele. Aus gesundheitlichen Gründen beschloss sie, sich aus dem Wettkampfsport zurückzuziehen. Mit Hilfe ihres Lebensgefährten Jean Tillier gründete sie eine Tennisschule in Paris, die im Jahr 1936 zum Trainingszentrum der Französischen Tennis Föderation ausgebaut wird. Am 4. Juli 1938 starb sie an Leukämie in Paris. 

Beeindruckt hörten die Zuhörerinnen an diesem Abend von diesen beiden Lebensgeschichten, die Jule Vollmer unterhaltsam, mit Witz und einfühlsamen Chansons mit grandioser Stimme präsentierte. Die Zuschauerinnen ließen die beiden auch erst nach mehreren Zugaben gehen.

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bocholt, Annette Hünting, dankte den Künstlerinnen für ihre Vorstellung. Im Anschluss lud sie die Anwesenden ein, die verschiedenen Informationsstände der Organisationen und Verbände in Bocholt zu besuchen. 

Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Fachbereich Zentrale Verwaltung, Partnerschaftsbeauftragte Petra Taubach, Telefon 0 28 71 95 33 28, E-Mail: ptaubach@mail.bocholt.de


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Frauentag 2011 - Jule Vollmer
Am 8.3.2011 trug Jule Vollmer (rechts), begleitet von Petra Riesenweber (Mitte) am Klavier anlässlich des 100jährigen Jubiläums des Frauentages im Bocholter Rathaus zum Thema "Wer War Sie"?, mit auf dem Bild ganz links Bocholts Gleichstellungsbeauftragte Annette Hünting - Foto: Petra Taubach, Stadt Bocholt