Bocholt, 30. März 2011
Das „Ungetüm“
Stadtarchiv präsentiert das Foto des Monats April 2011 anlässlich 100 Jahre Müllabfuhr
Bocholt (PID).
In Bezug auf die Ausdehnung und die fortschreitende Entwicklung der Stadt Bocholt wurde Anfang des 20. Jahrhunderts die Einführung der Müllabfuhr in städtischer Regie unumgänglich. Seit dem Frühjahr 1909 hatte sich die Stadtverwaltung mit der Frage der Beseitigung der Hausabfälle befasst. Nach längerer Vorbereitungszeit konnte schließlich die regelmäßige Abfuhr des Mülls zum 1. April 1911 beginnen.
Anfangs geschah die Müllabfuhr nach dem so genannten „Wechseltonnensystem“. Die Behälter wurden an die Straßen gestellt und von einem Pferdefuhrwerk abgeholt. Gleichzeitig führten die Müllwerker leere, saubere Tonnen mit sich, die den Haushalten sodann für den nächsten Gebrauch zur Verfügung gestellt wurden. Die vollen Behälter kamen indes zum Müllabladeplatz an der Schwanenstraße, wo sie entleert und umgehend gereinigt wurden. Anschließend standen sie für den Verteilerkreis wieder bereit. Dieses System wurde bis September 1914 praktiziert, als die Stadtverwaltung die Müllabfuhr aus finanziellen Gründen wieder einstellte. Angesichts des Krieges fehlten außerdem Hilfskräfte und Fuhrwerke.
Nach einer Unterbrechung von elf Jahren wurde aber die städtische Müllabfuhr zum 1. November 1925 wieder eingeführt. Den Müll sammelte man nach wie vor in Einheitstonnen, die von den Haushalten selbst beschafft werden mussten. Diesmal geschah die Abfallbeseitigung mittels eines motorisierten, von der Firma Krupp in Essen konstruierten Müllwagens. Das etwa 1925 aufgenommene Foto zeigt das „Ungetüm“, wie manche Bocholter das neue, Lärm verbreitende Auto argwöhnisch nannten. Dieser Müllwagen besaß das Fahrgestell eines Fünftonners mit aufgesetztem Müllkasten. Eine innen liegende Förderschnecke schaffte den Abfall umgehend in den vorderen Teil des Kastens. Nachdem dieser aufgefüllt war, musste er hoch gekippt werden. Auf diese Weise rutschte der bis dahin gesammelte Müll nach hinten, und der vordere Teil des Kastens stand zum Weiterbeladen wieder bereit. Am Steuer sitzt der gelernte Schlosser Ludwig Nolte aus Werth. Bei den weiteren Personen handelt es sich um den Maschinenmeister Schulz, den Polizeiassistenten Siepmann (links und Mitte) und höchstwahrscheinlich um den damaligen Stadtbauführer und späteren Baurat Josef Simon (rechts). Letzterer hatte sich selbst Ende 1925 gemeinsam mit einem Meister Wendring in der Bedienung von Motorwagen ausbilden lassen. Heute kann die städtische Müllabfuhr auf ihr 100-jähriges Bestehen zurückblicken.
Wer historische Fotos über Bocholt zur Verfügung stellen möchte, kann sich gerne an das Stadtarchiv Bocholt unter der Telefonnummer 02871/2411012 oder per Email an wolfgang.tembrink@mail.bocholt.de wenden.
© Stadtarchiv Bocholt, Text: Wolfgang Tembrink
Pressekontakt: Stadt Bocholt - Fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands, Stadtarchiv, Münsterstraße 76, 46397 Bocholt, Wolfgang Tembrink, Tel.:02871/2411012, Email: wolfgang.tembrink@mail.bocholt.de
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Foto des Monats April 2011: Das "Ungetüm" um 1925 (Quelle:Stadtarchiv Bocholt)