Rhein-Maas-Berufskolleg: Voneinander lernen

Kempen / Vilnius – Sechs Lehrer vom Rhein-Maas-Berufskolleg des Kreises Viersen in Kempen sind zu Besuch in Litauens Hauptstadt Vilnius gewesen. Die Fachgruppe Fahrzeugtechnik aus Kempen pflegt eine Partnerschaft zum dortigen Beruflichen Bildungszentrum für Kraftfahrzeugstechnik. Bereits im vergangenen Oktober waren sechs Lehrer aus Litauen im Kreis Viersen zu Gast.

Im Mittelpunkt des Treffens stand der Austausch über die beruflichen Bildungssysteme sowie Unterrichtskonzepte. „Einige der Ideen haben wir zuhause direkt ausprobiert und werden sie in unseren Lernangeboten anwenden“, sagt Engelbert Hillen, Projektkoordinator des Berufskollegs Kempen.

Anders als in Deutschland, wo die Auszubildenden neben der schulischen Berufsbildung parallel eine praktische Ausbildung im Betrieb absolvieren, verbringen die litauischen Lehrlinge den Großteil der Ausbildung in der Schule. Erst gegen Ende der Lehre sammeln sie Praxis-Erfahrung in den Betrieben. Die litauischen Lehrer sind gewohnt, die gesamte praktische Ausbildung der Lehrlinge zu organisieren. „Dadurch verfügen sie über einen Schatz an Erfahrungen und Ideen für praktische Übungen“, sagt Hillen.

Die litauischen Lehrer waren interessiert an Informationen zum so genannten Lernfeldkonzept. Dieses teilt den Unterricht nicht länger in Fächer ein, sondern gibt den Schülern komplexe Aufgabenstellungen vor, die sie weitgehend selbstständig bearbeiten. Die Litauer interessierten sich zudem für die praxisnahen Übungen am Berufskolleg Kempen. Mit diesen vertiefen die Lehrlinge ihre theoretischen Kenntnisse. „Wir haben engagierte Lehrer erlebt, die mit Herzblut ihre Arbeit machen“, sagt Hillen.

Neben dem deutsch-litauischen Erfahrungsaustausch standen für die Kempener Lehrer Unterrichtsbesuche, Betriebsbesichtigungen und ein Besuch im Thomas-Mann-Haus auf dem Reiseprogramm. Der deutsche Autor hatte drei Jahre in der Stadt Nida gelebt, bevor er vor Nazideutschland fliehen musste.

Der Rhein-Maas-Berufskolleg des Kreises Viersen finanzierte die Litauenreise mit Fördermitteln. Im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Mobilitätsprojektes stellt die Europäische Union Geld zur Verfügung, um den europäischen Schüler-, Studenten- und Lehreraustausch zu verbessern. Bereits genehmigt ist ein zweiter Besuch der Kempener Lehrer in Litauen für Mai 2012. Zudem planen litauische Lehrer einer Berufsschule aus dem Kreis Panevezys einen Besuch in Kempen für Oktober 2011. Der Projektantrag liegt der EU ebenso vor wie ein Projektantrag für einen Schüleraustausch von Lehrlingen.

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