01. Dezember 2011

Depot: Breite Mehrheit für Zaun

Signal an NRW: Landschaftsbeirat und Umweltausschuss pro Erhalt

Kreis Viersen

Sowohl der Landschaftsbeirat als auch der Umweltausschuss haben sich dafür ausgesprochen, den Zaun um das größte Kreis Viersener Naturschutzgebiet "Brachter Depot" nicht abzureißen. Der knapp 21 Kilometer lange und rund drei Meter hohe Nato-Zaun ist ein Relikt aus der Zeit der militärischen Nutzung. Als sich 1996 die Briten aus der als Munitionsdepot genutzten Fläche zurückzogen, stellte der Kreis Viersen das 1220 Hektar große Areal nahe der niederländischen Grenze unter Naturschutz.

In die Diskussion geraten ist der Depot-Zaun durch einen Ruf aus Düsseldorf: Umweltminister Johannes Remmel verfügte, dass der Zaun bis April 2013 beseitigt werden soll. So etwas gehöre nicht in die freie Natur. Dem Ministerwort schlossen sich nun Politik und Verwaltung im Kreis Viersen nicht an. Die Verantwortlichen vor Ort plädieren vielmehr dafür, den Zaun zumindest bis zum 31.12.2015 zu erhalten.

Der Kreis Viersen folgt damit dem Beschluss der Arbeitsgruppe "Wildbestand im Brachter Wald". Die AG aus 14 Interessensgruppen, hervorgegangen aus der Projektsteuerungsgruppe "Naturschutz", war nach eingehender Prüfung zu dem Schluss gekommen, dass der Zaun ums Depot sowohl ökologisch als auch ökonomisch Sinn macht. Die Grundzüge des AG-Gutachtens stellte Dr. Ansgar Reichmann im Landschaftsbeirat und im Umweltausschuss vor. Dr. Reichmann ist Leiter der Biologischen Station und Mitglied in der AG-Wildbestand.

"Das Naturschutzgebiet Brachter Wald ist aufgrund seiner Artenvielfalt in Heiden, Magerrasen und lichten Wäldern und aufgrund des guten Erhaltungszustands der Lebensräume und Arten von landes- und bundesweiter Bedeutung", sagte Dr. Reichmann. Besonders hervor hob Dr. Reichmann die hohen Brutbestände seltener Vögel wie Heidelerche, Ziegenmelker, Baumpieper, Gartenrotschwanz und Schwarzkehlchen.

Eine zentrale Bedeutung für Flora und Fauna im Depot spielt der Zaun in Verbindung mit dem Damwildbestand. Das Gebiet im "einzigartigen" Zustand zu erhalten, sei nur mit effektiver Beweidung von Offenland und Wäldern möglich. "Beim Gehölzverbiss im Wald spielt das Damwild eine besondere Rolle." Der Zaun sei dabei so etwas wie ein historisches Entree in dieses Naturparadies. Dr. Reichmann: "Ich finde einen Nato-Zaun aus landschafts-ästhetischen Gesichtspunkten keineswegs schön. Aber für die Erhaltung der wertvollen Lebensräume im ehemaligen Depot hat die Umzäunung eine segensreiche Funktion." Ohne Zaun und Damwild nebst anderen Weidetieren würde das Gebiet innerhalb kurzer Zeit "verbuschen".

Dank des Monitorings der AG-Wildbestand habe man, so Dr. Reichmann, den Damwildbestand im Depot im Griff. Ab 2006 sei der Bestand vorübergehend auf rund 1000 Tiere hochgegangen - bei Wildtieren in solch einem großen Gebiet nichts Ungewöhnliches. Momentan liege die Zahl bei rund 600. "Fachlich macht ein Frühjahrsbestand zwischen 150 und 300 Stück Damwild in Kombination mit anderen Weidetieren Sinn." Genaueres werde ein Monitoring bis 31.12.2015 klären.

Ohne Militärzaun, so Dr. Reichmann, müsste die Allgemeinheit viel Geld in die Hand nehmen, um den gesetzlich verankerten Bestandsschutz des Naturschutzgebietes zu gewährleisten, u.a. durch zusätzliche Waldpflege und verstärkte Offenlandpflege.

Im Landschaftsbeirat war der Tenor, "Naturschutz ohne Scheuklappen" zu betreiben und die Zaundiskussion zumindest bis Ende 2015 ruhen zu lassen. Auch im anschließenden Umweltausschuss kam aus der Politik die Forderung, dem Zaun über das Jahr 2015 hinaus eine Bestandsgarantie zu geben und sich von dem Gedanken "behutsamer Abbau" zu verabschieden: "Das ist wie ein bisschen schwanger."  

AG Wildbestand im Brachter Wald
Der Arbeitsgruppe, deren Sprecher Dr. Michael Petrak von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW ist, gehören insgesamt 14 Gruppierungen an. Dazu zählen auch die beiden Eigentümer des Depots: die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege (ihr gehören zwei Drittel des Depots) und die Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft für den Kreis Viersen. AG-Mitglieder sind ferner u.a. das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), die Biologische Station Krickenbecker Seen, die Kreisjägerschaft sowie der Kreis Viersen (u.a. mit Veterinäramt, Jagdbehörde, Landschaftsbehörde). Bis auf die NRW-Stiftung haben sich alle Teilnehmer für den Erhalt des Zaunes ausgesprochen.


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Depot

Der Zaun um das Naturschutzgebiet Brachter Depot - hier der Zugang von der St.Barbara-Straße - hat in den letzten Monaten für Diskussionen im Kreis Viersen gesorgt. Foto: Axel Küppers / Abdruck honorarfrei

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