Kreis Steinfurt. Am Ende des Jahres ziehen wir gerne Bilanz. So auch der Kreis Steinfurt, der für verschiedene Bereiche die Zahlen auf den Tisch legt. Einer davon: Kunst und Kultur. Wichtigster Anker: Das kreiseigene „DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst“ in Hörstel.
Dessen Leiterin Gerd Andersen listet auf: „Wir hatten insgesamt über 23.000 Besucher, die zu den Ausstellungen, Konzerten und Aktionen kamen. Der beste Tag war der 29. Mai, als zum Marktzauber 7500 Menschen hier waren - ein Rekord! Übers Jahr haben unsere Museumspädagogen 115 Führungen angeboten, an denen gut 2000 Kinder und Erwachsene teilnahmen.“
Was genau hat die Menschen nach Gravenhorst gelockt? Sicher der besondere Ort – das umgebaute Kloster in seiner Parkumgebung. Sicher auch die Tatsache, dass in Gravenhorst die Kommunikation über und mit Kunst Teil des Programms ist.
Im Zentrum stehen dabei die Stipendien, die der Kreis jedes Jahr an drei oder vier Künstler vergibt. In 2011 waren dies Simone Zaugg mit ihrem Kunstprojekt "Sprechende Hüllen". Viele mögen sich erinnern an die Künstlerin mit der Nähmaschine, die über regionale Kleidung recherchierte und daraus neue nähte. Zaugg führte zahlreiche Gespräche, reiste mit ihrem mobilen Nähstudio zum Kloster Bentlage, besuchte Heimatvereine und Schulklassen. Dies alles verarbeitete sie zu neuem Stoff. Entstanden sind Kleidobjekte wie "Der letzte Tanz", "Schürzenjäger", "Hippie Hochzeit" oder "Ich lieb dich, nicht". Das Projekt "Sprechende Hüllen" wurde mit einer Modeperformance in Kooperation mit dem Theater des Goethe-Gymnasiums Ibbenbüren eröffnet.
Von ganz anderer Art war das Projekt „Zeittiere und 185 Einwohner je km²“ der Künstlerin Nicole Schuck. Sie fragte, forschte, führte ihre Besucher durch das Tecklenburger Land und betrieb „ökologische Feldforschung“. Dies alles diente der Künstlerin schließlich als Ausgangsmaterial für detaillierte Tierzeichnungen, die im Kloster und davor auf großformatigen Fahnen flatterten.
Der Gravenhorst-COMIC des Künstlerduos Gilbert Geister und Matthias Schamp war das dritte Stipendium des Jahres 2011. Die Künstler produzieren gemeinsam einen Comic, der im DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst und seiner Umgebung spielt. Dazu wurden Charakterköpfe der Region porträtiert (Geister) und mit Sprechblasen versehen (Schamp). Die Porträtierten sollten erläutern, wie sie sich die Welt im Comic vorstellen, welche Figur mit welchen Fähigkeiten sie gerne darstellen möchten oder welchen bestimmten Satz sie im Comic sagen möchten. Entsprechend groß war die Resonanz. Das Ergebnis ist noch in Arbeit und wird allen, die wissen möchten, wer fliegen kann oder die Welt rettet oder was Kaiserin Sissy mit dem Kunsthaus verbindet, Antwort geben bei der Präsentation am 26. Februar, 12 Uhr im Kunsthaus.
Die Jahres - Stipendiaten waren ein Kontinuum, viele weitere Ausstellungen (Jugend gestaltet, Kunst in der Region, Töchter aus Elysium, Vitrinenausstellung) und Konzerte (Neujahrskonzert, Christoph Haberer Projekt, Münsterland Festival part 6) markierten temporäre Glanzpunkte im regionalen Kunstkalender.
Die Kunstreihe SOUNDSEEING ging in die dritte Runde und holte hochkarätige regionale bis internationale Klangkünstler ins DA, Kunsthaus. Besonders gut besucht waren dabei die Installationen von Pierre Berthet, die auch im Eiskeller Altenberge zu sehen waren. Herausragend war auch die Installation "Sounds of Seoul", eine Collage aus Klängen, Filmen und Zeichnungen von Dozenten und Lehrenden einer der renommiertesten Kunsthochschulen in Korea. Ermöglicht wurde Soundseeing unter anderem durch Fördermittel des Landes NRW und der LWL-Kulturstiftung.
Abgesehen vom DA, Kunsthaus förderte der Kreis Steinfurt Kunst und Kultur in vielen weiteren Bereichen. Eine Besonderheit war das Jubiläum „10 Jahre Skulptur-Biennale“, zu dessen Ehren eine kleine Veranstaltungsreihe veranstaltet wurde. Dafür kam auch der damalige Kurator Christoph Tannert aus Berlin angereist, um mit Gästen auf einer vierstündigen Busfahrt die Skulpturen wiederzusehen.
Weitere Höhepunkte waren die Verleihung des Brauchtumspreises an Pfarrer em. Werner Heukamp aus Recke, des Kulturpreises an Rolf Kötterheinrich und Erhard Piech aus Lienen-Kattenvenne, die Präsentation des 25. Kreisjahrbuches, neun Foto- und Kunstausstellungen im Foyer des Kreishauses und die zwölf Veranstaltungen des Münsterlandfestivals mit Hunderten Besuchern.
Für die Nachwuchskünstler förderte der Kreis mit Landesmitteln Projekte in 38 Schulen, ermutigte Schülerinnen und Schüler aus 42 Schulen zur Teilnahme an der Ausstellung „Jugend gestaltet“ und organisierte die Reihe „Musik schlägt Brücken“ mit etwa 2000 Besuchern.
Pressekontakt: Silke Wesselmann, Tel.: 02551/ 69-2167